Warum die Erdgaswirtschaft nicht schnell beendet werden kann

Seite 2: Bildungsmisere verschärft Handwerkermangel

Und diese gigantischen Herausforderungen stehen zudem vor dem Problem, dass sie auch noch auf das engste mit der politisch seit Langem herbeigeführten Bildungs- und Ausbildungsmisere verbunden sind.

Schließlich müssen junge Menschen bereits von klein auf für technische Berufe mit den erforderlichen Qualifikationen begeistert und gewonnen werden, insbesondere Kinder und Jugendliche, die aus sozial und materiell schlechter gestellten Familien kommen.

Gerade ihnen muss unsere Sorge für eine gute und sichere Zukunft gelten. Der Problemstau in der Bildung hat nun zwar zu vielen Absichtserklärungen in der Ampel-Koalition geführt, aber viele warme Worte und wenig Geld werden ihn nicht auflösen. Denn dafür wird Geld, sehr viel Geld gebraucht. Und das wird fehlen, denn mit der Schuldenbremse wird das Bildungswesen absehbar weiter unterfinanziert bleiben.

Und die Probleme haben es in sich, wie es die GEW kürzlich anlässlich des Ländermonitors frühkindliche Bildung wieder festgestellt hat. "Aktuell fehlen fast 100.000 Fachkräfte, allein um den Betreuungsanspruch der Sorgeberechtigten zu erfüllen."

Aber es geht nicht nur um die Kitas, es geht auch um Grundschulen ("Bildungsgau"), es geht um die Grundschul-Ganztagsbetreuung, um weiterführende Schulen, berufsbildende Schulen bis zu den Hochschulen und Einrichtungen der Weiterbildung.

Schon vor der Corona­Krise berechnete das Forschungsinstitut Prognos, dass bis zum Jahr 2025 rund 190.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden. Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung von Grundschulkindern ab 2025 wird den Bedarf weiter steigen lassen: Für eine qualitativ hochwertige Ganztagsgrundschule werden mindestens 50.000 zusätzliche Lehrkräfte benötigt. In den allgemeinbildenden Schulen beläuft sich diese Zahl auf 40.000, der Bedarf in den berufsbildenden Schulen wird bis 2030 sogar auf knapp 160.000 Lehrkräfte geschätzt.

GEW

Zudem muss eine Ausbildungsgarantie rechtlich verbindlich her – wie es in Österreich der Fall ist -, damit alle jungen Menschen einen Ausbildungsplatz bekommen. Und der Ruf nach Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland ist der falsche Weg, denn das untergräbt dort die notwendige Energiewende.

Vor dem Hintergrund der über Jahrzehnte aufgestauten Probleme ist selbst bei einem sofortigen Beginn einschneidender Reformpolitik von einer langen Vorlaufzeit auszugehen, bis ausreichend Fachkräfte bereitstehen, noch dazu mit notwendiger Berufserfahrung.

Diese Lücken dürften sich nicht vor zehn Jahren schließen lassen. Die Klimaschutzaktivist:innen sollten deshalb für Druck und Tempo bei der Energiewende und dem Ende von Erdgas bzw. Erdöl auch verstärkt die politische Auseinandersetzung über Fachkräftemangel und Bildungsmisere suchen.

Der Autor Dr. Detlef Bimboes ist Diplombiologe mit Schwerpunkt Umwelt, Chemie und Rohstoffe und war ehemaliger Mitarbeiter der Agrar- und Umweltverwaltung.

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