Warum massenhafte Corona-Tests von Kindern zweifelhaft sind
Seite 3: Die negativen Konsequenzen falsch-positiver Testergebnisse
- Warum massenhafte Corona-Tests von Kindern zweifelhaft sind
- Welchen Nutzen haben flächendeckende Tests an Schulen und Kitas?
- Die negativen Konsequenzen falsch-positiver Testergebnisse
- Ansteckende Kinder durch Schnelltests nicht zuverlässig identifiziert
- Tests geben keine Sicherheit, nicht ansteckend zu sein
- Schnelltests an Schulen und Kitas: das sagen die Fachgesellschaften
- Auf einer Seite lesen
Was dabei häufig nicht beachtet wird, sind die negativen Konsequenzen, welche der Erhalt eines fälschlicherweise positiven Testergebnisses nach sich ziehen kann. In Bezug auf die oben angesprochenen HIV-Tests sind solche negativen Konsequenzen – wie in der oben zitierten "Unstatistik des Monats" bereits erwähnt – wohlbekannt. In einem Artikel im Spiegel aus dem Jahr 2012 heißt es hierzu:
Im Jahr 1987 erfuhren 22 Blutspender im US-Bundesstaat Florida, dass sie HIV-positiv sind. Sieben von ihnen brachten sich daraufhin um, weil sie nicht wussten, dass die Wahrscheinlichkeit, sich wirklich mit dem Immunschwäche-Virus angesteckt zu haben, trotzdem nur bei 50:50 lag. Diese Geschichte erzählte der damalige US-Senator Lawton Chiles den Teilnehmern einer Aids-Konferenz.
Auch in Bezug auf die flächendeckenden Schnelltests an Schulen werden negative Konsequenzen erwartet. So heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene:
Unterschätzt werden die negativen psychologischen Auswirkungen repetitiver Testungen, insbesondere junger Kinder, die entsprechende Konsequenzen wie Quarantäne der eigenen Person oder der Sozialgemeinschaft nach sich ziehen, nicht zuletzt wenn sie möglicherweise aufgrund der invaliden Testmethode wieder aufgehoben werden müssen.
In der Tat werden solche negativen Auswirkungen auch bei den beschriebenen fälschlichen Schulschließungen im Naumburger Raum beschrieben. So wird die Schuleiterin einer betroffenen Grundschule folgendermaßen zitiert:
Das hat zu einem heftigen organisatorischen und emotionalen Chaos geführt.
Warum ein nachfolgender Bestätigungstest das Problem nicht löst
Oft wird vorgeschlagen, das Problem falsch-positiver Testergebnisse durch einen nachfolgenden Bestätigungstest zu lösen. So heißt es beispielsweise in einem Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung:
Die Gefahr, dass Antigentests ein falsch positives Resultat anzeigen, ist besonders hoch, wenn Tests für das Screening großer Populationen bei einer niedrigen Infektionsprävalenz eingesetzt werden. Um dieses Problem so gering wie möglich zu halten, sollten bei kritischen Analysen routinemäßig Folgeuntersuchungen (Reflextests) durchgeführt werden, um die Ergebnisse zu bestätigen oder zu falsifizieren.
Eine genauere Betrachtung zeigt aber, dass nachfolgende Bestätigungstests das Problem nicht lösen. Würde man jedes in einem Schnelltest erhaltene positive Ergebnis mit einem zweiten Schnelltest nachtesten und nur die Schüler (und Klassen) in Quarantäne schicken, die zweimal ein positives Testergebnis erhalten, würde man bei einer wöchentlichen Testung der 1,65 Millionen Schüler in Bayern bei einer Falsch-Positiv-Rate von 4,3 Prozent (Ages) noch immer über 3.000 Kinder pro Woche grundlos in Quarantäne schicken.
Hinzu kommt die Frage, was man eigentlich in dem Fall machen würde, wenn der zweite Test negativ ist. Welchem Ergebnis würde man dann mehr trauen – dem ersten oder dem zweiten? Gegeben, dass Schnelltests auch die tatsächlich infizierten Kinder nicht mit 100 Prozent Zuverlässigkeit erkennen (siehe unten), würde man dem zweiten negativen Ergebnis vermutlich auch nicht trauen und das Kind zur Sicherheit trotzdem in Quarantäne schicken. Und dann kann man sich den zweiten Test auch gleich sparen.
Wie es vom Robert Koch-Institut empfohlen wird, könnte man Kinder mit positivem Schnelltest auch mit einem PCR-Test zur Bestätigung nachtesten. An sich würde das mehr Sinn machen, da bei diesen Tests die Falsch-Positiv-Rate kleiner ist. Allerdings dauert es hier typischerweise einen Tag oder länger bis das Ergebnis vorliegt.
Das heißt: Man würde – wie es die obigen Beispiele aus Naumburg und Saarbrücken demonstrieren – viele Kinder und womöglich Klassen trotzdem grundlos so lange in Quarantäne schicken, bis ein falsch-positiver Schnelltest durch einen negativen PCR-Test nachgewiesen ist. Auch Nachtestungen mit PCR-Tests können die Nachteile flächendeckender Schnelltests also nicht wirklich befriedigend lösen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.