Warum wurde die Bundeswehr nach Afghanistan geschickt?
Seite 2: Den eigenen globalen Einfluss sichern: Freiheit, die Deutschland meint
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Von diesem Zeitpunkt an wurde nun die Freiheit Deutschlands ganz offiziell auch am Hindukusch verteidigt. Wenn auch manche Politiker-Kollegen des Verteidigungsministers Struck sich über dieses Bild mokierten, erntete es keinen prinzipiellen Widerspruch.
Denn seit dem Wegfall des Ost-West-Gegensatzes und dem "Wiedervereinigung" genannten Anschluss der DDR waren die Ansprüche des deutschen Staates an seine Freiheit deutlich gewachsen. An die Freiheit nämlich, für seine Unternehmen überall auf der Welt die besten Geschäftschancen zu schaffen und dementsprechend Einfluss auf die Regierungen zu nehmen, in deren Einflussbereich diese Geschäfte stattfinden.
Störfeuer von Terroristen und Staaten, die sie dulden, beschränkten diese Freiheit. Also geriet auch das ferne Afghanistan ins Visier, obwohl kein bedeutender deutscher Handelspartner und keine militärstrategisch für Deutschland wichtige Nation.
Mit "Freiheit" ist die richtige Weltordnung gemeint – freier Warenverkehr, freie Investitionen von Kapital inklusive auswärtiger freier Ausbeutung von billigen Arbeitskräften und wertvollen Rohstoffen, freier Transfer der so erwirtschafteten Gewinne und die Freiheit der Bundesregierung, mit der Wucht einer erfolgreichen Wirtschaft und der Mitgliedschaft im mächtigsten Militärbündnis der Erde für sie günstige Bedingungen gegenüber den so benutzten Ländern auszuhandeln.
Der selbst erteilte Auftrag: "Verantwortung übernehmen"
Schon vor dem Engagement am Hindukusch hatten immer mehr Politiker gefordert, man müsse mehr "Verantwortung" übernehmen. Ein ökonomisch so erfolgreiches Land mit so vielen internationalen Beziehungen dürfe sich nicht aus der Weltordnung heraushalten.
In den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel:
Deutschland weiß um seine Verantwortung in der Welt. Unser Wohlstand, den wir uns in einer freiheitlichen Weltordnung erarbeiten konnten, unsere Interessen und unsere Werte verpflichten uns dazu, Verantwortung zu übernehmen. Demokratie und Stabilität weltweit zu stärken, liegt in einer eng vernetzten Welt in unserem ureigenen Interesse. Das ist der Grund, warum wir heute weltweit engagiert sind.
Wer hat bloß den Deutschen geflüstert, dass sie "Verantwortung" haben – sodass nun auch die Kanzlerin darum weiß? Natürlich niemand, es handelt sich schlicht um den üblichen rhetorischen Trick von Politikern mächtiger Nationen.
Wenn sie zuschlagen in der Welt, handeln sie nicht einfach, weil es ihrem Staat mutmaßlich nützt. Sondern sie erfüllen "Aufträge" und folgen "Notwendigkeiten". Dass sie dabei selbst die Auftraggeber sind und sie die Situationen bewusst geschaffen haben, aus denen sich dann "zwangsläufig" ihr Handeln ergibt, fällt elegant unter den Tisch.
Am Beispiel Afghanistans: Dem Terrorismus muss Einhalt geboten (Auftrag) und die ihn unterstützende Taliban-Regierung mit kriegerischen Mitteln beseitigt werden (Notwendigkeit). Ganz unpolitologisch formuliert:
Gegen unsere Weltherrschaft (i.e. "Weltordnung") dulden wir nicht den geringsten Widerstand, und sei er auch noch so aussichtslos (i.e.Terror). Deshalb überziehen wir jeden Staat mit Krieg, der sich uns bei der Bekämpfung in den Weg stellt oder den Widerstand duldet beziehungsweise unterstützt.
Im afghanischen Fall trifft dies sogar ehemalige Verbündete – in den 1980er-Jahren waren die aktuellen Bösewichte den USA als "Freiheitskämpfer" gegen die von der Sowjetunion unterstützte Regierung in Kabul hochwillkommen.
Und als innerhalb der siegreichen Opposition mit ihren Stämmen, Clans und religiösen Gruppen sich die Taliban in einem Bürgerkrieg durchsetzten, war das zunächst ebenfalls kein Problem für die US-Amerikaner.
Das änderte sich erst mit Terror-Anschlägen auf US-Stützpunkte, unter anderem auf die Botschaften in Kenia und Tansania. Al-Qaida hatte sie verübt, und diese Organisation agierte von Afghanistan aus.
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