Was ein Handelskrieg zwischen den USA und China für Deutschland bedeuten würde

Fahnen von USA, China, davor die Weltkarte

Bild: Dragon One/ Shutterstock.com

Donald Trumps Wahlsieg erschüttert die Märkte in Asien. Deutschland als Exportnation verfolgt die Entwicklung mit Sorge. Hier die Gründe.

Der Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 hat vor allem in Asien Schockwellen ausgelöst. Gerade für die exportorientierten asiatischen Volkswirtschaften birgt eine zweite Amtszeit Trumps große Risiken, wie die heftigen Reaktionen an den asiatischen Devisen- und Aktienmärkten zeigen.

Zwar hoffen einige Beobachter noch, dass es sich bei Trumps Zolldrohungen eher um Verhandlungstaktik handelt. Denkbar ist aber auch, dass der wiedergewählte Präsident noch weiter geht und – in unmittelbarer Nachbarschaft der USA –Importzölle von 100 Prozent auf Autos aus Mexiko verhängt. Das hätte wiederum nicht absehbare Folgen auch für die Autohersteller aus Japan und Südkorea.

Analysten warnen, dass die Zölle das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts im Extremfall um 2,4 Prozentpunkte senken könnten, schreibt der Finanzinformationsdienst Eulerpool: "Natixis-Chefökonomin Alicia García-Herrero prognostiziert, dass nach anfänglichen Zöllen letztlich ein neues Handelsabkommen zwischen Trump und Xi angestrebt werden könnte." Eulerpool weiter:

Der japanische Autohersteller Honda ist besorgt über mögliche Zölle von mehr als 100 Prozent auf aus Mexiko importierte Autos. Dieses Szenario könnte zu einer Verlagerung der Produktion in die USA oder an andere Standorte führen, sagte ein Vertreter des Unternehmens. Die japanische Regierung hat sich bereits auf eine Trump-Präsidentschaft vorbereitet, obwohl die Regierung von Shigeru Ishiba nach den jüngsten Wahlen geschwächt ist. Trump hat Japan und Korea in der Vergangenheit für das angebliche "Ausnutzen" der militärischen Stärke der USA kritisiert und höhere Beiträge für die Stationierung von US-Truppen gefordert.

Neben den direkten Handelskonflikten bereitet in Asien vorwiegend die Aussicht auf einen weiteren Höhenflug des US-Dollars Sorgen. Viele Schwellenländer haben hohe Dollarschulden und sind auf Rohstoffexporte angewiesen. Eine anhaltende Dollarstärke würde den Schuldendienst verteuern und die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte untergraben.

Schwierige Zeiten werden auch für die Unabhängigkeit der US-Notenbank (Fed) erwartet. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump massiven Druck auf die Fed ausgeübt, die Zinsen zu senken.

Nun befürchten Experten, dass Trump die Unabhängigkeit der mächtigen Notenbank weiter einschränken könnte. Damit würde nicht nur der Dollar als Leitwährung ins Wanken geraten, sondern auch die hohen Dollarreserven asiatischer Länder.

Anders als 2016 fühlt sich China dieses Mal aber besser auf eine Trump-Präsidentschaft vorbereitet, meinen Experten. China konnte im Vorfeld der US-Wahl Risikoanalysen durchführen und Notfallpläne entwickeln. Dennoch herrscht Unsicherheit darüber, wie sich die Politik eines wiedererstarkten Trump auf Schlüsselindustrien auswirken wird.

Neben den Handelsbeziehungen bereiten den asiatischen Wirtschaftsmächten auch die Geschäftsaktivitäten von Tesla-Chef Elon Musk Kopfzerbrechen, der als Unterstützer Trumps gilt. Die in Hongkong erscheinende Asia Times schreibt:

Wie lange können Autohersteller in Japan und Korea noch hoffen, solchen Restriktionen zu entgehen, zumal Tesla-Chef Elon Musk bei Trump auf offene Ohren stößt? Zumindest werden die Steuern auf Elektroautos für Nicht-US-Hersteller deutlich höher ausfallen.

Auch in Taiwan löst Trumps Wiederwahl gemischte Gefühle aus. Zwar betonte Taiwans Präsident William Lai die historische Partnerschaft mit den USA. Doch Experten warnen, dass Trump sich als unzuverlässiger Partner erweisen könnte.

In einem Interview hatte Trump Taiwan aufgefordert, seine Verteidigungsausgaben zu vervierfachen und in Frage gestellt, ob die USA Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs beistehen sollten. Trumps ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton warnte sogar, dass Taiwan mit Trump "geliefert" sein könnte.

Die turbulenten Entwicklungen in Asien nach dem Wahlsieg Trumps werden auch in Deutschland und Europa mit Sorge verfolgt. Schließlich ist China inzwischen einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Eine Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China hätte daher direkte Auswirkungen auf die hiesige Exportwirtschaft.

Zudem ist Deutschland auf stabile Weltfinanzmärkte angewiesen. Sollte Trumps Politik den US-Dollar und die Weltwirtschaft ins Wanken bringen, wären die Folgen auch hierzulande zu spüren. Auch die geopolitischen Spannungen um Taiwan könnten deutsche und europäische Unternehmen vor schwierige Entscheidungen zwischen den Märkten China und USA stellen.

Enge Verflechtung zwischen Deutschland und China

Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft und Industrie von China hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach gezeigt. So verdeutlichten die Kontroverse um die Minderheitsbeteiligung der chinesischen Staatsreederei Cosco am Hamburger Container-Terminal Tollerort in Jahr 2022 und die Strafzölle der EU auf chinesische E-Autos in diesem Jahr die Verflechtungen und Abhängigkeiten.

Deutschland als Exportnation profitiert seit Jahren von der starken Handelsbeziehung zu China. So ist die Volksrepublik nicht nur ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Produkte, sondern auch ein bedeutender Investor in deutsche Technologie und Infrastruktur.

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Die Beteiligung von Cosco in Hamburg sollte den Hafen im Wettbewerb stärken, doch sie stieß im Herbst 2022 auf politischen Widerstand, der die Sorge um zu großen Einfluss Chinas widerspiegelt.

In diesem Jahr 2024 hatte bereits die Ankündigung der EU-Kommission, Strafzölle auf chinesische Elektroautos zu erheben, eine direkte Relevanz für Deutschland. Chinesische Gegenangebote und Drohungen zeigten, dass Deutschland eine Schlüsselrolle in der Entscheidungsfindung auf EU-Ebene spielt – und wie wenig mehrheitsfähig die deutsche Position in der EU ist.

China bot an, die Zölle auf europäische Luxusautos zu senken, wenn Deutschland die EU-Pläne kippt, was insbesondere die deutsche Automobilindustrie begünstigen würde. Berlin scheiterte damit.

Die wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands von China wird auch dadurch deutlich, dass China vom deutschen dualen Ausbildungssystem gelernt und dieses Wissen genutzt hat, um seine eigene Industrie zu modernisieren und in Zukunftstechnologien zu investieren. Deutsche Unternehmen haben diese Entwicklung durch Kooperationen und Transfers von Wissen und Technologie ermöglicht.

Wirtschaft: Fakten und Zahlen zu Deutschland und China

Cosco-Beteiligung: Streit um Minderheitsbeteiligung am Hamburger Hafen, Vorschlag einer reduzierten Beteiligung von 24,9 Prozent.

Strafzölle auf E-Autos: EU verhängte Strafzölle von 17,4 bis 37,6 Prozent auf chinesische Elektroautos.

Reaktion Chinas: Angebot zur Senkung der Zölle auf europäische Luxusautos, Drohung mit einer 25-prozentigen Steuer auf diese Fahrzeuge.

Chinesische Automobilexporte: China ist zum weltweit größten Automobilexporteur aufgestiegen, lieferte 4,91 Millionen Fahrzeuge ins Ausland, darunter 1,2 Millionen batteriebetriebene Fahrzeuge.

China und deutsche Ausbildung: China orientiert sich am deutschen dualen Ausbildungssystem und zieht Expertise aus Deutschland heran.

Subventionierung von Zukunftstechnologien: China fördert gezielt Hersteller grüner Technologien und setzt auf die erfolgreiche Etablierung von Entwicklungen am Markt.