Was müssen wir angesichts der Trockenheit in Deutschland tun?

Seite 2: Wasserkrise könnte sich verschärfen

Die negative Wasserbilanz der letzten Jahre hat in manchen Regionen Deutschlands auch zu einem Absinken des Grundwassers geführt. Satellitendaten der NASA und des DLR zeigten im Frühjahr 2022, dass Deutschland in den vergangenen 20 Jahren 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser aus Böden, Vegetation, Gewässern und Grundwasser verloren hat, was in etwa der Wassermenge des Bodensees entspricht. Damit zählt Deutschland überraschenderweise zu den Gebieten mit den größten Wasserverlusten weltweit, wurde seinerzeit berichtet.

Laut dem Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel hat sich die Anzahl der Monate mit unterdurchschnittlich hohen Grundwasserständen – im Vergleich zum Durchschnitt des Zeitraums 1971 bis 2000 – in oberflächennahen und von menschlicher Nutzung weitgehend unbeeinflussten Grundwasserleitern von 1961 bis heute erhöht. Dieses Abfallen des Grundwasserspiegels ist seit 2003 und im Nordosten Deutschlands besonders ausgeprägt und kann auf den Klimawandel zurückgeführt werden,

… beschreibt Petra Döll, Professorin für Hydrologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Entwicklung.

Wie sich die Niederschläge in Deutschland in den nächsten Jahren entwickeln werden, bleibt schwer abzusehen. Auch bei einer insgesamt gleichbleibenden Niederschlagsmenge könnte sich der Wassermangel verschärfen. Zum einen, wenn, wie bei in der vergangenen Woche erlebten Starkregen, große Wassermengen in kurzer Zeit niedergehen. Denn dadurch fließen große Teile des Wassers oberflächlich ab, statt im Boden zu versickern und zur Grundwasserneubildung beizutragen. Zum anderen könnten Niederschläge sich mehr und mehr in die Wintermonate verschieben. Dann würde in der Vegetationsperiode trotzdem zu wenig Wasser zur Verfügung stehen.

Thomas Riedel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung aus Mülheim an der Ruhr, sieht einen Trend zu einer stärkeren Grundwasserneubildung im Winter und Frühjahr, der aber ein erhöhter Wasserbedarf in den Sommermonaten gegenübersteht, etwa für die Bewässerung in Parks, Gärten und Landwirtschaft, aber auch für die Kühlung in der Industrie. "Wird der zunehmende sommerliche Bedarf an Wasser dann aus einem Grundwasserleiter gedeckt, ist das Risiko für sinkende Grundwasserstände hoch", so Riedel.

Wassersparen im Sommer ist nach Einschätzung von Expert:innen angesagt, durch technische Veränderungen könne hier jedoch einiges erreicht werden, zum Beispiel durch Nutzung von Grauwasser im Haushalt oder Kaskadennutzung von Wasser in industriellen Prozessen. Durch den Wegfall von Atomkraftwerken und den Ersatz von Wärmekraftwerken könne zudem der Kühlwasserbedarf aus Flüssen reduziert werden. Trotzdem werden insbesondere bei der Gartenbewässerung auch Einschränkungen zu erwarten sein.

Einen Ausgleich zwischen wasserarmen und wasserreicheren Regionen gibt es bereits, wie Thomas Riedel erklärt:

Im Bereich Trinkwasserversorgung ist die Infrastruktur in Deutschland historisch bereits so gewachsen, dass in Regionen, in denen es viel Niederschlag, aber keine ausreichenden Grundwasservorkommen gibt – vor allem die Mittelgebirge –, dieses Wasser in Talsperren gesammelt und per Fernleitung in andere Regionen transportiert wird. Verbundsysteme, bei denen mehrere, benachbarte Wasserversorger sich gegenseitig aushelfen können, werden ebenfalls häufiger.

Wassersparen im Sommer dürfte jedoch auch bei solchen Ausgleichsmaßnahmen angesagt bleiben.