WebCams zur Einschüchterung
Vor dem Schließen der Website wurde auf den Nuremberg Files ein weiteres Projekt angekündigt
Kurz bevor die Anti-Abtreibung-Website der Nuremberg Files offenbar geschlossen wurde, nachdem deren Betreiber den Prozeß verloren und zu hohen Geldstrafen wegen Aufforderung zur Gewalt verurteilt worden waren, kündigte Neal Horsley noch eine weiteres Projekt an, das Frauen, die abtreiben wollen, und Angehörigen von Abtreibungskliniken wohl Angst machen sollte.
"Stellen Sie sich vor", so schrieb Horsley auf der Website, die jetzt geschlossen ist, "daß Sie sich in das Internet einloggen und Videosequenzen von den Menschen in Echtzeit sehen können, die gerade in und aus Abtreibungskliniken kommen. Durch die Kooperation mit Gruppen, die sich regelmäßig überall in der Welt in der Nähe von Baby-Schlächtergeschäften postieren, wird es uns bald möglich sein, Ihnen diesen Dienst kostenlos über das Netz anzubieten." Die Vorbereitungen seien nahezu abgeschlossen, WebCams in den USA, in Europa oder Japan zu installieren.
Im Sommer 1997 wurde eine versteckte Videokamera schon zu einem anderen Zweck eingesetzt. Im Internet waren die Bilder von Freiern zu sehen, wie sie ein berühmtes Osloer Bordell besuchten. Damals war das ein großer Erfolg, der wegen massenhafter Nachfrage zum Zusammenbruch des Servers führte. Und eine Folge war, daß die Einnahmen des Bordells drastisch zurückgegangen sind, schließlich werden die wenigsten gerne dabei beobachtet, welchen Neigungen sie gerne nachgehen, wenn sie diese nicht als Online-Pornographie über WebCams wieder zum Geschäft machen können.
Mit der Ankündigung von Horsley würden die sich überall aus Sicherheitsgründen ausbreitenden Videokameras noch einem weiteren Überwachungszweck dienen: der Identifizierung und Einschüchterung von Menschen, die etwas machen, das zwar gesetzlich gestattet ist, aber von Oppositionellen und moralischen Extremisten, wie in diesem Fall, abgelehnt wird. Wer sich im Prozeß der demokratischen politischen Meinungsbildung nicht durchsetzen kann, greift eben zu anderen Mitteln, die dem Informationszeitalter angemessen sind, aber eigentlich alte Praktiken wieder einführen, denn solche WebCams wären den Prangern des Mittelalters vergleichbar.