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Weihnachtmarkt-AttentÀter von Magdeburg: Atheist oder U-Boot?

Symbolbild: Kapuzenmann

Das Motiv des mutmaßlichen TĂ€ters bleibt auf den zweiten und dritten Blick mysteriös. Symbolbild: tanitost / Shutterstock.com

Ex-Muslimen kam der TatverdĂ€chtige schon lange suspekt vor. Der Verein SĂ€kulare FlĂŒchtlingshilfe zog vor Gericht, weil er Mitglieder verleumdet hatte.

Taleb al-A., der als radikaler Islamkritiker auftrat und Sympathien fĂŒr die AfD bekundete, bevor er am Freitagabend als HauptverdĂ€chtiger des Magdeburger Weihnachtsmarkt-Attentats festgenommen wurde, ist unter Ex-Muslimen offenbar schon lĂ€ngere Zeit mehr als negativ aufgefallen.

Es bestehen offenbar Zweifel, ob der 50-JĂ€hrige aus Saudi-Arabien, der seit 2006 in Deutschland lebt, wirklich Atheist war – oder als verkappter Islamist versuchte, hier lebende "AbtrĂŒnnige" zu spalten oder auszuspionieren.

Agenten-Verdacht gegen vorgeblichen Islamkritiker

Der Kölner Ex-Muslim Ali Utlu schrieb an diesem Samstag auf der Plattform X, er habe Taleb al-A. dort schon vor Monaten blockiert, weil er ihn fĂŒr einen saudischen Agenten gehalten habe, "der abtrĂŒnnige Saudis und Ex-Muslime in Deutschland ausspioniert hat".

Zudem soll Taleb al-A. in Chats von Kontakten zum "Islamischen Staat" (IS) und möglichen AnschlÀgen gesprochen haben. Utlu fragt deshalb auf X rhetorisch, was der Verfassungsschutz beruflich mache. "Immer wieder hat der wirre AttentÀter mit Taten gegen Deutsche gedroht, immer wieder wurden Tweets und Nachrichten gemeldet, aber die Behörden wussten nichts?"

Vorwurf der Islamisierung an Deutschland

Seinen Groll gegen deutsche Behörden hatte al-A. selbst damit begrĂŒndet, dass sie zu wenig gegen den politischen Islam unternĂ€hmen oder ihn sogar förderten. Er warf Deutschland sogar vor, die "Islamisierung Europas" voranzutreiben.

Saudi-Arabien soll wiederum deutsche Behörden vor ihm und seinen "extremistischen Ansichten" gewarnt haben [1]. Dies berichteten der Sender ntv und die Nachrichtenagentur Reuters wenige Stunden nach dem Anschlag unter Berufung auf einen Insider aus dem Land.

TatverdÀchtiger verlor Verleumdungsprozess

Nach Angaben des Vereins SĂ€kularen FlĂŒchtlingshilfe e.V. gab es seit 2019 sogar gerichtliche Auseinandersetzungen mit dem 50-JĂ€hrigen, weil Mitglieder des Vereins "nach ĂŒbelsten Verleumdungen und verbalen Angriffen durch ihn" Anzeige bei der Polizei erstattet hatten.

Der Verein zeigte sich in einer ausfĂŒhrlichen Stellungnahme an diesem Samstag zutiefst bestĂŒrzt ĂŒber den Anschlag und sprach den Opfern und Angehörigen sein Beileid aus.

Der letzte außergerichtliche Kontakt unseres Vereins mit dieser Person geht auf das Jahr 2018 zurĂŒck. UrsprĂŒnglich bestand die Überlegung einer Zusammenarbeit, um die Hilfe fĂŒr atheistische GeflĂŒchtete aus Saudi-Arabien zu koordinieren. Diese Kooperation scheiterte jedoch.

Aus einer Stellungnahme der SĂ€kularen FlĂŒchtlingshilfe e. V. [2]

Seitdem habe der Kontakt zu dem nun mutmaßlichen AttentĂ€ter nur noch ĂŒber AnwĂ€lte und Gerichte bestanden. Einen Prozess vor dem Landgericht Köln hĂ€tten die betroffenen Ex-Vorstandsmitglieder des Vereins gewonnen – das Gericht habe ihn aufgefordert, sie betreffende Social Media Posts zu löschen. Aktuell befinde sich das Verfahren aber noch in der Berufung vor dem Oberlandesgericht Köln.

Der Verein spricht von al-A. allerdings nur als "Person, die als der mutmaßliche AttentĂ€ter identifiziert wurde". Taleb al-A. soll zuletzt als Facharzt fĂŒr Psychiatrie im Klinikum in Bernburg an der Saale gearbeitet haben.

Zahl der Todesopfer steigt auf fĂŒnf Personen

Die Zahl der Todesopfer des Anschlags in Magdeburg ist nach aktuellen Angaben auf fĂŒnf Personen gestiegen. Mindestens 200 Menschen sind demnach zum Teil schwer verletzt worden, als der TĂ€ter um kurz nach 19 Uhr mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt raste. Am Freitagabend war zunĂ€chst von zwei Toten, darunter ein Kleinkind, und mindestens 60 Verletzten die Rede.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-10218306

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.n-tv.de/politik/Insider-Saudi-Arabien-warnte-deutsche-Behoerden-article25447938.html
[2] https://atheist-refugees.com/