Weltgeld: Was wird aus dem US-Dollar?

Vertrauen in US-Währung ist angekratzt. China bemüht sich, sein Renminbi mehr und mehr im Außenhandel einzusetzen.

Ist das schon der Anfang vom Ende der Dollar-Dominanz? China bemüht sich zunehmend, seine eigene Währung, das Renminbi (Volksgeld) im internationalen Handel einzusetzen. Jüngstes Beispiel sind Vereinbarungen mit Brasilien, über welche die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet.

Demnach haben Brasilia und Beijing (Peking), künftig im Handel miteinander und für Investitionen im jeweils anderen Land auch das Renminbi oder den Yuan, wie die chinesische Währungseinheit heißt, zu verwenden.

Zu diesem Zweck soll das von der chinesischen Zentralbank mit Beteiligung einiger internationaler Großbanken eingerichtete Cross-Border Inter-Bank Payments System genutzt werden, sodass die brasilianischen und chinesischen Geschäftspartner nicht mehr auf den von den USA kontrollierte Swift-Dienst angewiesen sind.

Vertrauensverlust und Reaktionen

Russland war im vergangenen Jahr als Teil der Sanktionen, mit dem es von den Nato-Staaten und einigen ihrer Verbündeten belegt wurde, von dem Dienst ausgeschlossen worden. Zusammen mit der Inflation in den USA und den dort deutlich gestiegenen Kreditzinsen hat dies in vielen Ländern für einen Vertrauensverlust in das Dollar-System geführt.

Brasilien ist zum Beispiel vor vier Jahren dazu übergegangen, einen Teil seiner Devisenreserven in Yuan anzulegen. 5,37 Prozent seines Schatzes an ausländischen Währungen besteht inzwischen aus Yuan, so die Hongkonger Zeitung. Der Anteil des US-Dollars an der brasilianischen Devisenreserve sei in den letzten Jahren von fast 90 auf nur noch gut 80 Prozent zurückgegangen.

Auch mit anderen Ländern, namentlich einigen ASEAN-Staaten, Bangladesch und Russland hat China in den letzten Jahren den Zahlungsverkehr in Yuan und den jeweiligen Landeswährungen ausgebaut.

Entsprechende Verträge gibt es bereits mit mehr als 40 Ländern. 2,19 Prozent der weltweiten grenzüberschreitenden Zahlungen würden inzwischen in Yuan abgewickelt. Sein Anteil an den von den Zentralbanken in aller Welt gehaltenen Devisenreserven betrage 2,69 und am Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) 12,28 Prozent.

China: Großer Devisenschatz an Dollars

Allerdings wurde das Ende der Weltwährungsrolle des Dollars in den letzten zehn bis 20 Jahren schon des Öfteren vorhergesagt. Doch China scheint sich bisher mit seinem gigantischen Devisen-Schatz nicht aus dem Dollar zu verabschieden.

Zwar ist der Umfang der von der Volksrepublik gehaltenen sogenannten Treasuries, das heißt, der US-Staatsanleihen, um gut 170 Milliarden US-Dollar geschrumpft. Allerdings ist das nur zum geringeren Teil auf Verkauf zurückzuführen.

Ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters spricht davon, dass die Treasuries 2022 ihr seit Jahrzehnten schlechteste Jahr gehabt und deutlich an Wert verloren hätten. Demnach spiegelt der Rückgang also vor allem Abwertung wider.

Außerdem habe Beijing andere US-Anleihen erworben, sodass der Anteil des US-Dollars an seinem gigantischen Devisenschatz eher etwas gestiegen als zurückgegangen sei.

Umgerechnet hält die Volksrepublik Devisen im Wert von etwas über drei Billionen US-Dollar, wovon gut 60 Prozent aus US-Dollar und der Rest aus anderen Währungen wie dem Euro, dem japanischen Yen oder dem Schweizer Franken besteht.

Welche Alternativen zum US-Dollar als Weltwährung gibt es?

Was bleibt ist die Frage, welche Alternativen es zum Dollar gäbe, die in absehbarer Zeit ähnlich universell einsetzbar wären. Dass der chinesische Yuan seinen Platz überall einnehmen kann, scheint fürs Erste eher unwahrscheinlich. Zu stark ist die Konkurrenz zwischen dem Westen und dem aufstrebenden China, als dass man sich vorstellen könnte, Washington oder Brüssel würden den Yuan als Zahlungsmittel akzeptieren.

Aber vielleicht wird ja doch noch einmal über einen alten chinesischen Vorschlag nachgedacht, aus den sogenannten Sonderziehungsrechten des IWF eine Art Weltwährung zu machen. Diese SDR (Special Drawing Rights) basieren auf dem Euro, dem chinesischen Yuan, dem US-Dollar, dem japanischen Yen und dem Britischen Pfund.

Sie sind keine Währung im eigentlichen Sinn, sondern ein Anspruch, aus dem oben erwähnten großen Topf eine der genannten Währungen ziehen zu können.