Weltklimakonferenz: COP28-Präsident Al Jaber baut Geschäft mit Öl und Gas aus

Ölbaron im Umweltmantel? Al Jaber leitet die COP28, während der von ihm geführte Konzern Adnoc 150 Milliarden US-Dollar in Öl und Gas investiert. Diese Geschäfte sind geplant.

Die nächste Weltklimakonferenz beginnt im November in Abu Dhabi und steht schon jetzt unter keinem guten Stern. Ein Grund dafür ist, dass sie von Sultan Ahmed Al Jaber geleitet wird, der gleichzeitig Chef der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) ist.

Die Ernennung Al Jabers zum Präsidenten des Klimagipfels COP28 hatte heftige Kritik von Umweltaktivisten und Parlamentariern aus den USA und der Europäischen Union ausgelöst. Die Kritik war nicht unbegründet, wie ein aktueller Bericht der Financial Times zeigt. Demnach beabsichtigt der staatliche Ölkonzern, sein Geschäft mit Kohlenwasserstoffen in den kommenden Jahren deutlich auszubauen.

Das Unternehmen hat für die nächsten fünf Jahre Investitionen in Höhe von 150 Milliarden US-Dollar für den Ausbau seiner Öl- und Gasproduktion geplant. Knapp 15 Milliarden US-Dollar sind über einen längeren Zeitraum für kohlenstoffarme Lösungen vorgesehen.

Damit dürfte die umstrittene CCS-Technologie gemeint sein, bei der das entstehende Kohlendioxid abgetrennt und unterirdisch gespeichert wird. Al Jaber ist bekannt für seine Unterstützung der CCS-Technologie. Er sprach sich für ein Ende der fossilen Emissionen aus, nicht aber für ein Ende der Nutzung fossiler Energieträger.

Adnoc bleibt nicht bei der Förderung von Erdöl und Erdgas stehen. Der Konzern will entlang der gesamten fossilen Wertschöpfungskette expandieren. Wie die Financial Times berichtet, sind Transaktionen im Wert von rund 50 Milliarden US-Dollar in Vorbereitung, um das Geschäft breiter aufzustellen und ins Ausland zu expandieren.

Dazu hat das Unternehmen ein fast 50-köpfiges Team zusammengestellt, das die Akquisitionen vorantreiben soll. Ziel ist es, den Konzern von einem hochprofitablen, aber schwerfälligen staatlichen Öl- und Gasproduzenten in ein Unternehmen mit Ambitionen zu verwandeln. Das künftige Portfolio soll auch Chemikalien, Kunststoffe und mehr umfassen.

Das Unternehmen strebt die Übernahme des Chemiekonzerns Covestro an. Fast dreizehn Milliarden Euro wurden geboten. Nachdem Covestro das Angebot abgelehnt hatte, wurde es noch einmal erhöht.

Zusammen mit dem US-Investor Apollo will Adnoc den brasilianischen Chemiekonzern Braskem übernehmen. Außerdem wird daran gearbeitet, die eigene Chemiesparte Borouge mit der des österreichischen OMV-Konzerns, Borealis, zu fusionieren. Der Deal könnte ein Volumen von mehr als 30 Milliarden US-Dollar haben.

Inzwischen hat sich Adnoc mit dem Energieriesen BP zusammengetan, um einen Anteil an einem israelischen Erdgaskonzern zu erwerben. Damit planen die beiden Unternehmen, gemeinsam Gasprojekte im östlichen Mittelmeer voranzutreiben.

Am Freitag gab das Unternehmen zudem bekannt, dass es einen 30-prozentigen Anteil an einem aserbaidschanischen Gasfeld erworben hat, was dem Konzern ein Standbein für Pipelinelieferungen in die EU verschafft.

Erneuerbare Energien bleiben in der Strategie von Adnoc nicht völlig unberücksichtigt. So hat sich die Gruppe an Masdar, dem emiratischen Unternehmen für erneuerbare Energien, beteiligt. Al Jaber hatte Masdar einst mit aus der Taufe gehoben. Nun soll Adnoc dessen Wachstum fördern.