Weltrisikobericht zu Naturkatastrophen: wenig Einfluss, stark gefÀhrdet
WaldbrÀnde und Buschfeuer auf einer Satellitenaufnahme. Foto: NASA / CC0 1.0
Nicht alle "Naturkatastrophen" sind menschengemacht. Aber wo das der Fall ist, trifft es in der Regel nicht die Hauptverursacher
Wenig ĂŒberraschend ist, dass Deutschland im Weltrisikobericht [1] einen der besseren PlĂ€tze einnimmt: Nur 20 von 181 untersuchten LĂ€ndern unterliegen einem geringeren Katastrophenrisiko durch extreme "Naturereignisse". Dazu zĂ€hlen nach Definition der Herausgeber sowohl Erdbeben als auch durch den menschengemachten Klimawandel verursachte VorfĂ€lle.
Vor dem Hintergrund, dass Deutschland erst im Juli dieses Jahres eine Hochwasserkatastrophe mit insgesamt mehr als 180 Toten und SachschĂ€den in zweistelliger Milliardenhöhe [2] in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hinter sich gebracht hat, muss es fĂŒr die 15 HochrisikolĂ€nder besonders alarmierend sein, dass hierzulande das Risiko im Vergleich noch als "sehr gering" gilt.
Die ersten drei PlĂ€tze auf dem Risikoindex belegen der Inselstaat Vanuatu, die Salomonen und Tonga. WĂ€hrend diese LĂ€nder vor allem durch den steigenden Meeresspiegel bedroht sind, drohen zentralafrikanische Staaten wie der Tschad regelrecht auszutrocknen [3]. Diese Staaten selbst haben in der Regel wenig zum menschengemachten Klimawandel beigetragen und verfĂŒgen nicht ĂŒber soziale Sicherungssysteme, die annĂ€hernd in der Lage wĂ€ren, alle Menschen aufzufangen, die durch solche Katastrophen ihre Existenzgrundlage verlieren.
Neben der Wahrscheinlichkeit, eine Naturkatastrophe zu erleben, sind auch die KapazitĂ€ten der LĂ€nder, PrĂ€ventionsmaĂnahmen zu treffen oder im Schadensfall die Folgen abzumildern, in die Berechnung des Risikos mit eingeflossen.
Deutschland soll "Vorreiterrolle" bei sozialer Absicherung einnehmen
Der Bericht wurde am Mittwoch vom BĂŒndnis Entwicklung Hilft und dem Institut fĂŒr Friedenssicherungsrecht und HumanitĂ€res Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum veröffentlicht - verbunden mit der Forderung, soziale Sicherungssysteme international auszubauen, um die Folgen fĂŒr betroffene Menschen abzumildern und Gesellschaften krisenfester zu machen. Die Corona-Pandemie, WaldbrĂ€nde und Ăberflutungen hĂ€tten zuletzt deutlich gemacht, wie elementar soziale Absicherung gegen existenzielle Risiken sei.
"Mapa" [4] nennt die Jugendbewegung Fridays for Future die am meisten vom Klimawandel betroffenen Menschen und Regionen, die AbkĂŒrzung steht fĂŒr "Most affected people and Areas".
Als Hauptverursacher des menschengemachten Klimawandels gelten China und die USA [5]. Letztere lagen aber zuletzt bei den jĂ€hrlichen CO2-Emissionen pro Kopf mit 17,6 Tonnen CO2 deutlich ĂŒber dem bevölkerungsreicheren ostasiatischen Land mit rund 10,1 Tonnen pro Kopf. In absoluten Zahlen lag China, das lange Zeit als "Werkbank Europas" galt, auch dank seiner 1,4 Milliarden Einwohner auf Platz eins. Laut Weltrisikoindex tragen die USA ein geringes und China ein mittleres Risiko, von Naturkatastrophen schwer getroffen zu werden.
Die Autoren des Berichts sehen die nĂ€chste deutsche Bundesregierung in der Pflicht, "eine internationale Vorreiterrolle ĂŒbernehmen, wenn sie in Zeiten von Pandemien und zunehmenden Wetterextremen ernst genommen werden will", so Peter Mucke, Leiter des Projekts Weltrisikobericht und GeschĂ€ftsfĂŒhrer des BĂŒndnisses Entwicklung Hilft. Soziale Sicherung und der Kampf gegen Hunger, Armut, soziale Ungleichheit und Klimawandel gehören aus seiner Sicht zusammen. Und mitten im Wahlkampf wird da sicherlich keine Partei lauthals widersprechen, die an der nĂ€chsten Regierung beteiligt sein könnte.
Allerdings ging es in diesem Wahlkampf in den letzten Tagen, wenn von Deutschlands "Verantwortung in der Welt" gesprochen wurde, vor allem um MilitÀreinsÀtze [6] und die Weigerung der Partei Die Linke, sich zur Nato zu bekennen.
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[1] https://weltrisikobericht.de/
[2] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/flutkatastrophe-hilfen-103.html
[3] https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/unerhoert-engagiert-klimaaktivistinnen-in-afrika/
[4] https://twitter.com/fffmapa?lang=de
[5] https://www.dw.com/de/china-st%C3%B6%C3%9Ft-mehr-co2-aus-als-alle-industriestaaten-zusammen/a-57455965
[6] https://www.heise.de/tp/features/Baerbocks-Welt-Klimaneutralitaet-unbedingt-aber-nur-mit-der-Nato-6192459.html
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