Weltweite Treibhausgasemissionen steigen weiter

Bild: Nasa

Das Erreichen des 2-Grad-Ziels bis 2050 scheint im neuen Kalten Krieg und mit wachsender Apathie kaum mehr möglich zu sein

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Dass das Reden über die Bekämpfung des Klimawandels und Vereinbarungen wie das Pariser Klimaabkommen mittlerweile nur noch verschleiern, dass munter weiter und auch wieder mehr Emissionen ausgestoßen werden, macht der aktuelle Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) deutlich. Weltweite Abkommen, die noch dazu Einschränkungen, erhöhte Ausgaben und/oder ein Umdenken verlangen, werden in einer Welt, die längst im Wettrüsten gefangen ist und deren Großmächte die Konflikte vertiefen, vorerst kaum mehr möglich sein.

Die 1992 verabschiedete Klimarahmenkonvention und das 1997 trotz vieler Widerstände beschlossene Kyoto-Protokoll, das zwar auch nur die Industriestaaten zur Reduktion der Treibhausgasemissionen verpflichtete, waren Hoffnungsschimmer nach dem Ende des Kalten Kriegs für eine sich vertiefende weltweite Kooperation zur Verhinderung der von Menschen verursachten prognostizierten Klimaerwärmung. Aber es war vermutlich nur ein kurzer Frühling, dass die Menschheit über alle unterschiedlichen individuellen, nationalen und regionalen Interessen hinweg ein langfristiges Ziel verfolgt, die Lebensbedingungen auch für künftige Generationen nicht mutwillig oder fahrlässig zu verschlechtern.

2017 stiegen nach dem IEA-Bericht die CO2-Emissionen weltweit auf das Rekordhoch von 32,5 Gigatonnen. Das sind 1.4% oder 460 Millionen Tonnen mehr als 2016. Das entspricht nach der IEA den Emissionen von 170 Millionen zusätzlichen Fahrzeugen.

Schuld daran ist nicht nur das mangelnde Interesse an der Klimapolitik, das sich auch daran zeigt, dass weniger auf Energieeffizienz geachtet wird - die Verbesserung der weltweiten Energieeffizienz habe sich "dramatisch verlangsamt" -, sondern Grund sind auch das Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent und billigere Energiepreise. Das führte dazu, dass mehr Energie verbraucht wurde, nämlich 2,1 Prozent mehr als 2016 - vor allem in Asien und hier vor allem in China und Indien. Obgleich in Südostasien und in Afrika der Energieverbrauch am stärksten zugenommen hat, liegt der Verbrauch pro Kopf noch weiter unter dem der Industriestaaten. Es geht also weiter um das Aufholen im Lebensstandard, der sich auch am Energieverbrauch misst.

Verbraucht wurden 14,05 Milliarden Tonnen Öläquivalent (Mtoe), 2000 waren es noch 10 Milliarden. Fossile Brennstoffe deckten 70 Prozent des Anstiegs ab, besonders angestiegen ist der Verbrauch von Erdgas. Der Anteil am Gesamtverbrauch lag bei 81 Prozent, nach der IEA hat sich hier während der letzten 30 Jahre nicht viel geändert. Während der Atomstrom stagniert, wächst zwar der Anteil der Erneuerbaren Energien, aber sie können den Anstieg der Emissionen nur begrenzen. Die Zunahme am Anteil am Gesamtmix beträgt nur ein Drittel dessen, was notwendig wäre, um die Klimaziele zu erreichen.

Wenn ausgerechnet in den USA 2017 die CO2-Emissionen wegen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien um 0,5 Prozent zurückgegangen sind, so dürfte sich dies unter Präsident Trump bald wieder umkehren. Trump setzt auf Kohle, deren Verbrauch weltweit das erste Mal seit Jahren wieder um 1 Prozent zugenommen hat. Zudem würde der Rückgang, selbst wenn er anhalten sollte, keineswegs ausreichen, um den notwendigen Beitrag zum 2-Grad-Ziel erreichen zu können. In China nahm 2017 das Wirtschaftswachstum um 7 Prozent, die Emissionen aber wuchsen nur um 1,2 Prozent, weil weniger Kohle verbraucht wird und der Anteil der Erneuerbaren zunimmt. In der EU wuchsen die Emissionen um 1,5 Prozent, was teilweise den Fortschritt der letzten Jahre wieder zurückdreht.

Die Aussichten sind trübe

Die Temperatur steigt weiter, die Gletscher und das Meereis schmelzen, die Wetterextreme nehmen zu, Dürre und Wüsten breiten sich aus. Nach dem Klimaszenario wäre schnelles und entschiedenes Handeln notwendig. Nach dem Klimarat müssten die CO2-Emissionen bis 2050 um 70 Prozent sinken, um eine Chance zu haben, das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Deutschland dürfte bis 2050 noch rund sieben Milliarden Tonnen CO2 emittieren, dann müsste Schluss damit sein. Jetzt sind es jährlich 800 Millionen Tonnen. Demgemäß müsste Deutschland bis 2027 zu einem Null-Emissions-Land werden.

Allerdings kamen Wissenschaftler in einer Studie, die im Dezember in Nature erschienen ist, zum Schluss, dass man mit einem Anstieg bis 5 Grad Celsius bis 2100 rechnen müsse, wenn alles so weiterläuft. Das ist um 15 Prozent höher als die bisherigen Annahmen. Für die Studie wurden die Klimamodelle mit den Klimaveränderungen verglichen, die bereits empirisch stattfinden.

Ken Caldeira vom Department of Global Ecology der Carnegie Institution for Science hatte im Jahr 2003 mit Kollegen eine Studie in Science veröffentlicht. Hier kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass zwischen 2000 und 2050 täglich (!) eine Zunahme von 1100 Megawatt saubere Energie - in etwa täglich die Kapazität eines AKW - erzeugen müssten, um die Welt vor möglichen katastrophalen Folgen eines Klimawandels zu schützen. Tatsächlich werden jedoch nur 150 MW täglich hinzugefügt. So würde - Ausgangsjahr 2000 - das Ziel nicht in 50 Jahren, sondern erst in 361 Jahren erreicht.