Wenn Wissenschaftler von Musik schwärmen
Computerprogramm übersetzt Bewegungsprinzipien eines Insektenschwarms in Töne. Und: Gibt es Blätter, die als urzeitliche Dinosaurier-Tonträger gewirkt haben?
Ist Freejazz heilbar? Neues aus der wunderbaren Welt des Freien Spiels der Gehirne bzw. Instrumente: Die einen stellen sich vor, dass improvisierte Musik im Cyberspace herumflattert wie Bienen und Vögel in der Luft, der andere glaubt an versteinerte Dinosaurier-Tonträger, die deren Gebrüll seit Jahrmillionen in sich gespeichert haben könnten
Die britischen Informatiker Tim Blackwell und Peter Bentley vom University College zu London, die an der Übertragung natürlicher Prozesse in Software-Architektur arbeiten, haben das sogenannte Swarmusic Program gestaltet. Es beruht auf der Annahme, dass es zwischen der Kreation improvisierter Musik und dem Verhalten von Insekten oder Vögeln in Schwärmen deutliche Analogien gibt. Die Tiere folgen nach Beobachtungen von Forschern einigen grundsätzlichen Regeln, die da heißen "Strebe nach dem Zentrum Deines Schwarms, rumple dabei aber nicht mit Deinen Artgenossen zusammen" und so.
Die Software von Blackwell und Bentley behandelt Musik als dreidimensionalen Raum mit den Dimensionen Lautstärke, Notenlänge und Tonhöhe. Wenn ein Musiker zu spielen beginnt, beginnt gleichzeitig ein Schwarm digitaler Teilchen um die Noten im Raumgefüge herumzuschwirren - angeblich gerade so wie Biene Maja und ihre Freunde auf Pollensuche die Blüten auf der Wiese umtänzeln.
Mit Swarmusic wird ständig die momentane Position jedes einzelnen Teilchens in Noten oder Klänge übersetzt, die mit leichter Verzögerung quasi als interaktive Antwort dem Musiker zurückgespielt werden. Es sei kaum zu glauben, schwärmen die Wissenschaftler, dass das hörbare Ergebnis der computergenerierten Schwarm-Musik nicht menschlichen Ursprungs sei. Fusselbärtige Fez-Träger und Besitzer sämtlicher Frank-Zappa-Bootlegs, denen so etwas noch zu gewöhnlich und vertraut (Vgl. Die hippieske Elefantenhochzeit von Wissenschaft und Musik) ist, können sich jetzt auf die revolutionäre These des Briten Brian Wybrow stürzen. Bisher hatte die Schulweisheit der Weltöffentlichkeit ja gedacht, die ältesten Medien für Tonträger seien höchstens ein paar Jahrhunderte alt gewesen. Hätte man mal bloß etwas weiter in der Erdgeschichte zurückgeschaut. Es könnte nämlich sein, dass Blätter prähistorischer Bäume aufgrund einer bestimmten Oberflächenstruktur anno dazumal wie primitive Grammophon-Nadeln gewirkt haben und damit beispielsweise das liebliche Röhren der Dinosaurier aufgezeichnet haben.
Wybrow stellt sich das so vor wie bei den Phonograph-Experimenten von Thomas Alva Edison . Edison verwendete im 19. Jahrhundert eine Nadel und einen Wachszylinder, um damit den Klang der eigenen Stimme aufzuzeichnen. Manche urzeitlichen Blätter mit einer gewellten Oberfläche könnten mit natürlichem Baumwachs bedeckt gewesen sein. Scharfe Spitzen anderer Blätter wiederum könnten in das Wachs Rillen gekratzt haben, die dann die Tonwellen der Dinos auffingen.
Klingt etwas sehr zufällig, aber die Überlegung, dass es möglich sein könnte, die Laute von Joe Cocker, Mitch Ryder und Klaus Lage mit ihren entfernten Vorfahren tatsächlich einmal zu vergleichen, hat schon etwas. Bleibt nur die bange Frage, ob nicht Superhirn Thomas M. Stein bereits heimlich an der Klonforschung von Sauriern mitarbeitet, um sich so als Vormund rechtzeitig das Copyright am Jurassic-Blues zu sichern...