Wie Vitamin-D-Mangel Autoimmunkrankheiten begünstigt
Vitamin-D-Mangel schwächt das Immunsystem. Was kanadische Forscher jetzt herausfanden, könnte Millionen Menschen betreffen.
Vitamin D ist für unsere allgemeine Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Jetzt haben Wissenschaftler bemerkenswerte Erkenntnisse darüber gewonnen, wie ein Mangel schon früh im Leben zu Problemen mit dem Immunsystem führen kann.
Laut einer aktuellen Studie der McGill University in Kanada, die in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde, kann ein Mangel an Vitamin D zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen führen.
Thymus altert schneller bei Vitamin-D-Mangel
Die Forscher untersuchten mit verschiedenen Analysemethoden genetisch veränderte Mäuse, die von Natur aus kein Vitamin D bilden können. Sie stellten fest, dass der Thymus - ein kleines Organ, das unser Immunsystem trainiert - bei diesen Mäusen schneller altert. Dadurch können sich körpereigene Abwehrzellen ungehindert ausbreiten.
Der Thymus spielt eine wichtige Rolle dabei, die T-Zellen unseres Abwehrsystems so zu "erziehen", dass sie keine gesunden Zellen angreifen. Dass Vitamin D dabei eine wichtige Rolle spielt, ist bereits bekannt. Jetzt sind diese biologischen Zusammenhänge noch klarer geworden.
"Unsere Ergebnisse werfen ein neues Licht auf diesen Zusammenhang und könnten zu neuen Strategien zur Vorbeugung von Autoimmunerkrankungen führen", sagt der Physiologe John White von der McGill University.
Alternder Thymus führt zu "löchrigem" Immunsystem
Mäuse, die kein Vitamin D bilden konnten, hatten einen kleineren Thymus mit weniger Zellen. Es gab auch biologische Anzeichen für eine vorzeitige Alterung des Organs und niedrigere Spiegel eines wichtigen Autoimmunregulators.
"Ein alternder Thymus führt zu einem löchrigen Immunsystem", erklärt White. "Das bedeutet, dass der Thymus Immunzellen, die versehentlich gesundes Gewebe angreifen könnten, weniger gut herausfiltern kann. Dadurch erhöht sich das Risiko für Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes".
Auf der Grundlage früherer Studien gehen Experten davon aus, dass Vitamin D vor allem bei Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 20 Jahren wichtig ist, da in dieser Zeit die wichtige T-Zell-Bildung im Thymus stattfindet. Mit zunehmendem Alter scheinen die Vorteile von Vitamin D zumindest in dieser Hinsicht weniger deutlich zu werden.
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Vitamin-D-Ergänzung für Kinder wichtig
Das macht diese Erkenntnisse besonders relevant für junge Menschen. Bisher wurde dies nur bei Mäusen nachgewiesen, aber der Thymus funktioniert bei uns Menschen ähnlich. Es gibt also gute Gründe anzunehmen, dass die gleichen biologischen Prozesse auch beim Menschen ablaufen.
"Wenn Sie ein kleines Kind haben, ist es wichtig, mit Ihrem Arzt zu besprechen, ob es genug davon bekommt", betont White. Denn wer dieses lebenswichtige Vitamin nicht bekommt, etwa weil er zu wenig Sonnenlicht bekommt, setzt sein Immunsystem schon in jungen Jahren einem Nachteil aus.
Die Forscher planen bereits, die Wirkung von Vitamin D auf die menschliche Thymusdrüse zu untersuchen, die bisher nicht erforscht wurde.