Wie die USA Arisierung und Holocaust lange verdrängten
Kinder, die den Holocaust überlebt haben. Bild: Alexander Woronzow, Public Domain
Arisierung und Holocaust waren in den USA bis nach Kriegsende kein Thema. Große Teile der Eliten schauten weg. Warum das für die Arisierung bis heute gilt. Buchauszug.
Bis Ende 1937 hatten Unternehmer, Banken und Behörden in Deutschland rund 3.000 größere Firmen jüdischer Eigentümer enteignet und "häufig gegen ein Spottgeld an die nichtjüdische Konkurrenz verramscht." (Ulrich Völklein: Geschäfte mit dem Feind, Hamburg/Wien 2002, S. 19)
Aber weder US-Regierung noch die in Deutschland präsenten Wall Street-Banker, Wall-Street-Anwälte und US-Konzerne hatten während des Hitler-Regimes gegen die Arisierung zehntausender jüdischer Unternehmer, Kaufleute und Handwerker protestiert. Arisierung – das war business as usual, genauso wie die Förderung faschistischer Diktatoren.
Wie hatte doch Avery Brundage, erfolgreicher Bauunternehmer in Chicago, der Präsident des Amerikanischen Olympischen Komittees, der für Hitler gegen internationalen, auch jüdischen Boykott die Olympiade in Berlin 1936 gesichert hatte, doch ganz normal bekundet: Bei mir im Golf-Club von Chicago gibt’s auch keine Juden! (Seite 214)
Seit der Gründung 1942 war der US-Geheimdienst OSS mit Europa-Sitz in Bern über die beginnende "Endlösung der Judenfrage" informiert: Massaker in Russland, im Baltikum und der Ukraine, dann zahlreiche KZ in Osteuropa, Gaskammern, Massentransporte aus besetzten westeuropäischen Staaten, Massenvernichtungen. Berichte von jüdischen und anderen Informanten, darunter westlichen Diplomaten etwa aus Prag, liefen seit 1942 beim OSS in Bern ein. (Richard Breitman u.a. (Hg.): U.S. Intelligence and the Nazis, Cambridge University Press 2005, S. 14-24)
Proteste gegen Judenvernichtung in New York
Zu den Dauer-Informanten des OSS gehörte Eduard Schulte, erfolgreicher deutscher Unternehmer im besetzten Polen, Wehrwirtschaftsführer: Er fuhr ab 1942 wiederholt in die Schweiz und informierte die Genfer Vertretung des Jüdischen Weltkongresses über "Millionen Juden am Rande der Vernichtung". Schulte wurde vom OSS abgeschöpft und als Informant Nr. 643 geführt, zusammen mit einem ihm zugeordneten weiteren Informanten mit der Nr. 675. (Petersen: From Hitler's Doorstep, S. 547)
Die Information gelangte nicht über den OSS, sondern über den Jüdischen Weltkongress nach New York. Am 24. November 1942 gab Rabbi Stephen Wise, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, bei einer Pressekonferenz in New York bekannt: Die Nazis bereiten die Massenvernichtung der Juden vor, etwa in polnischen KZ.
Wise berichtete über Gaskammern und dass die Nazis Seife aus den Leichen der Juden machten. Doch nur fünf der 17 größten US-Zeitungen machten daraus eine Schlagzeile. Von Januar bis März fanden in New York und London Protestversammlungen mit zehntausenden Teilnehmern statt. (Greiner: Die Morgenthau-Legende, S. 121ff.)
OSS/Dulles: Ein "wildes, von jüdischen Ängsten inspiriertes Gerücht"
Aber OSS, State Department und Leitmedien würgten Informationen und Proteste ab. Dulles hielt Berichte über die Judenvernichtung in Bern zurück. Er kabelte nach Washington: Das ist "ein wildes, von jüdischen Ängsten inspiriertes Gerücht". (Holocaust – Der Whistleblower gegen die Nazis, Der Spiegel 27.7.2017)
Finanzminister Morgenthau wies in seinem Bericht an den Präsidenten darauf hin: Wenn es keine Gegenmaßnahmen gibt, "wird diese Regierung für alle Zeiten eine Mitverantwortung für diese Vernichtung tragen". Aber das State Department agierte als Judenhetzer: "Dieser Jude Morgenthau." (Greiner: Die Morgenthau-Legende, S. 134f.)
Das State Department verbot die Weiterleitung von Informationen an die Öffentlichkeit. Der Jüdische Weltkongress, der sich der US-Führung zurechnete, stoppte seine Proteste.
Die US-Visaabteilungen in Italien, Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Spanien und Portugal stellten möglichst wenig Einreisegenehmigungen aus, insgesamt einige Tausend, nur an wenige reiche und prominente Juden.
Juden vor dem Transport nach Auschwitz schützen? Nein!
Der Jüdische Weltkongress forderte dann aber 1944 und 1945 wiederholt: Die Eisenbahnlinien von Budapest nach Auschwitz müssen bombardiert werden, um den Abtransport der ungarischen Juden zu verhindern!
Aber der stellvertretende Kriegsminister, Wall Street-Anwalt McCloy, lehnte ab: Dies sei keine Frage der nationalen Sicherheit! Die US-Militärführung behauptete: Wir haben keine Kapazitäten frei! Freilich hatte die Air Force viele Kapazitäten frei, um die Bevölkerungen in den dicht besiedelten Zentren deutscher Städte zu bombardieren und zu töten. (Greiner: Die Morgenthau-Legende, S. 143ff.)
USA: Keine Rückgabe arisierter Unternehmen!
Für die Nachkriegsplanung legte die US-Regierung fest: Keine Rückgabe arisierten Eigentums! Die Rückgabe würde "erhebliche soziale Spannungen in Deutschland auslösen", hieß es im Memorandum des Executive Committee on Economic Foreign Policy vom Juli 1944. (Greiner: Die Morgenthau-Legende, S. 165) Beim Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal nach dem Krieg wurde die Arisierung ganz ausgespart, sogar in den wenigen Verfahren gegen Unternehmer wie Flick und Krupp und gegen Manager der IG Farben.
Bis heute wurde arisiertes Unternehmens-Eigentum nicht zurückgegeben, bestenfalls mit geringen Summen "entschädigt" (Das Erbe der Väter. Wie der Otto Wolff-Konzern arisch wurde, WDR die story 18.4.2005) – nur bei Kunstgegenständen und Häusern wird bis heute mit einzelnen Rückgaben aufwendig und öffentlichkeitswirksam herumgehampelt. Im Jahre 2000 kam immerhin die Entschädigung der noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter hinzu – aber keine Rückgabe von Unternehmen. Die jüdische Lobby trug und trägt das mit, ebenso der Staat Israel. US-Kapital-Praxis: Arisierung war und bleibt rechtens. Der stärkere Kapitalist gewinnt, auch wenn er ein Verbrecher ist.
Antisemiten verwandeln sich in Prosemiten
Nach dem 2. Weltkrieg werden die US-Akteure im Laufe eines Jahrzehnts den vorher geförderten, genutzten, geduldeten Antisemitismus schrittweise, vorsichtig, scheinbar unmerklich in ihr Gegenteil inszenieren. Die führenden Antisemiten verwandelten sich in die führenden Pro-Semiten.
Allerdings übersieht der US-Prosemitismus den Palästinenser-Hass in Israel – der darf im "jüdischen Staat" Israel regierungsamtlich exekutiert und im US-geführten sonstigen Westen heuchlerisch, aber praktisch umso nachhaltiger unterstützt werden.