Wie faschistisch sind die deutschen Autobahnen?
Seite 2: Freie Fahrt für freie Bürger heute
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Aber auch heute habe der Kampf gegen weitere Autobahnen eine antifaschistische Komponente, betonte Kunze. Er erinnerte daran, dass zeitgenössische rechte Akteure wie die AfD, aber auch die Bewegung Fridays for Hubraum jeden Eingriff in den individuellen Straßenverkehr als Eingriff in ihre Freiheitsrechte massiv bekämpfen und mit besonderem Hass gegen Klimaaktivisten vorgehen, die den Autoverkehr für kurze Zeit unterbrechen.
Schon in der Vergangenheit haben sich rechte Parteien als Vorkämpfer gegen jede Geschwindigkeitsbegrenzung erwiesen. Ende der 1980er-Jahre gab es eine rechte Kampagne gegen die von der ersten rot-grünen West-Berliner Landesregierung eingeführte Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Avus.
Beteiligt waren damals auch die CDU und die aufstrebenden Republikaner, eine Vorläuferpartei der AfD. In der Schweiz gründete sich sogar eine rechte "Auto-Partei" mit der Forderung "Freie Fahrt für freie Bürger".
Klare Positionierung gegen Totalitarismustheorien
Dabei spart Kunze auch den Autobahnbau in der DDR nicht aus. Zuvor aber positioniert er sich mit einer heute seltenen Entschiedenheit gegen die gängigen Totalitarismustheorien, die Nationalsozialismus und Nominalsozialismus gleichsetzen. Dem entgegen schrieb Kunze:
Die Prämisse für eine Kritik der DDR, die frei wäre von einer Fortsetzung des Hitler‘schen Antikommunismus, ist die unbedingte Anerkennung ihrer Existenzberechtigung, die sich aus Stalingrad, Buchenwald und Auschwitz ergibt. Von hier aus, und nur von hier aus, ist die DDR mit aller Schärfe zu kritisieren.
Im Folgenden beschreibt der Autor, wie auch die DDR Autobahnen baute und wie auch in der DDR das Auto zum Maßstab für Wohlstand wurde.
Kunze weist aber auch darauf hin, dass es in der DDR-Nomenklatura immer wieder Kritik am Autobahnbau aus unterschiedlichen Richtungen gab, dass der Ausbau des Nahverkehrs Priorität hatte und es auf Autobahnen auch ein Tempolimit gab, auf Landstraßen aber nicht.
So liefert das Buch nützliche Informationen für eine soziale Bewegung, die ihr Engagement gegen die Autobahn mit dem Kampf gegen Nationalismus und Antifeminismus verbinden wollen.