Wie können Tank-Apps einen Überblick über die Benzinpreise geben?
Preise an Tankstellen schwanken immer stärker und schneller. Wie die Preise zustandekommen, wie man den Überblick behält und welche Rolle Tank-Apps dabei spielen.
Früher waren Preisänderungen an Tankstellen mit viel Arbeit verbunden. Wenn die Kraftstoffpreise geändert werden sollten, musste der Tankwart auf die Leiter steigen und die neuen Preise auf den gut sichtbaren Tafeln anzeigen. Vorher oder nachher, je nachdem, ob es sich um eine Preiserhöhung oder -senkung handelte, musste der neue Preis auch an den einzelnen Zapfsäulen eingestellt werden.
Mit der Einführung der Selbstbedienungstankstellen mit vielen Zapfsäulen wurde die Preiseinstellung dann zentral vom Kassenraum aus vorgenommen und später entfiel auch das Klettern an den Leuchttafeln, da die Preisänderung auch dort zentral vorgenommen wurde.
Wie der Erfolg der Technik die Volatilität der Preise beschleunigte
Da die Preisanpassung mit fortschreitender Technik immer einfacher wurde, erfolgte sie bald täglich. Dass sich der Markt an den technischen Möglichkeiten orientiert, ist in einer Marktwirtschaft kaum zu vermeiden. Es gibt Überlegungen, ob man Preisänderungen im Tagesverlauf unterbinden oder die Preise staatlich regulieren sollte.
Diese Unsicherheit hat inzwischen dazu geführt, dass sich ExxonMobil, OMV und TotalEnergies aus dem deutschen Tankstellenmarkt zurückgezogen und ihre Marken an Convenience-Markt-Ketten lizenziert haben.
Auch bei den Raffinerien geht die inländische Kapazität zurück und wird durch Produktbeschaffung auf dem Weltmarkt ersetzt. Die Unterschiede zwischen den Kraftstoffen der einzelnen Marken sind heute weniger relevant als die jeweiligen Preise. Die spezifischen Additive werden seit vielen Jahren erst im Tankwagen beigemischt. Am Raffinerieausgang unterscheiden sich die Kraftstoffe nicht.
Im Gegensatz zu Deutschland dürfen Tankstellen in Österreich seit 2011 aufgrund einer derzeit bis 2025 gültigen Verordnung ihre Preise nur einmal am Tag und nur bis 12:00 Uhr erhöhen.
Tank-Apps bieten einen Überblick über die aktuelle regionale Preisentwicklung
Seit 2013 beobachtet das Bundeskartellamt in Bonn mit seiner Markttransparenzstelle für Kraftstoffe kontinuierlich die Preise für die Kraftstoffsorten Super E5, Super E10 und Diesel. Sie leitet diese Daten an zugelassene Anbieter von Verbraucherinformationsdiensten weiter. Diese wiederum informieren die Verbraucher über sogenannte Tank Apps.
Diese Informationsanbieter ergänzen die von der Markttransparenzstelle bereitgestellten Preisinformationen dann teilweise um Informationen für andere Kraftstoffe, wie Autogas (LPG). Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe betreibt jedoch selbst keinen Verbraucherinformationsdienst.
Das Preismonitoring liefert nur Informationen über den deutschen Kraftstoffmarkt. Für Grenzbewohner kann es dennoch interessant sein, die Preisentwicklung in den Nachbarländern zu verfolgen.
Die aktuellen Preisübersichten zum deutschen Kraftstoffmarkt erlauben dem Verbraucher, sich über die aktuellen Preise an den Tankstellen zu informieren. Diese Informationen stehen natürlich auch den einzelnen Wettbewerbern zur Verfügung, die dann ihre jeweiligen Preise aktualisieren können, was sie in der Regel auch schon vor dem Angebot der Markttransparenzstelle im Rahmen ihrer jeweiligen Marktbeobachtung getan haben. Die Arbeit des Bundeskartellamtes hat die Marktbeobachtung lediglich erleichtert.
Warum es keine gute Idee ist, die Veröffentlichung der Kraftstoffpreise auszusetzen
Die Fraktion der AfD im Deutschen Bundestag hatte in ihrem Gesetzentwurf vom April 2022 festgestellt, dass sich die seit Anfang 2022 stark gestiegenen Preise für Benzin und Diesel teilweise vom Rohölpreis entkoppelt hätten. Nach Ansicht der AfD-Fraktion ist dies auf den unzureichenden Wettbewerbsdruck der großen Mineralölkonzerne zurückzuführen.
Die AfD-Fraktion glaubte feststellen zu können, dass dieser Zustand möglicherweise durch die missbräuchliche Verwendung der von der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt erhobenen Preisdaten gefördert werde. Sie schlug daher vor, eine zusätzliche Verordnungsermächtigung für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen aufzunehmen, um die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten von derartigen Tätigkeiten abhalten zu können.
Dass sich der deutsche Kraftstoffmarkt in den vergangenen Jahren drastisch verändert hat und von den großen Mineralölgesellschaften nur noch die britische Shell und BP mit der Marke Aral übrig geblieben sind, wurde in diesem Gesetzentwurf, der im Bundestag mehrheitlich abgelehnt wurde, nicht berücksichtigt.
Auch wurde übersehen, dass es seit den 1970er-Jahren eine konsequente Marktbeobachtung bis zu den Tankstellen vor Ort gibt. Damals mussten die Pächter der einzelnen Tankstellen den Wettbewerb vor Ort auskundschaften und Preisänderungen telefonisch und später über BTX an den jeweiligen Regionalverantwortlichen melden, um eine Preisänderungsgenehmigung zu erhalten.
Eine Aussetzung der Preisveröffentlichung würde die Kraftstoffvermarkter nur geringfügig, die Verbraucher jedoch deutlich stärker treffen, da sie den Überblick über die Preisentwicklung verlieren würden.
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