Wie westliche Außenpolitik den deutschen Lebensstandard einbrechen lässt
- Wie westliche Außenpolitik den deutschen Lebensstandard einbrechen lässt
- Wirtschaftskrieg mit China
- Auf einer Seite lesen
Neue Studie: Energieschocks führten zu Kollaps der Wohlfahrt. Was sind die Gründe und die Effekte? Was müsste jetzt getan werden? Eine Einordnung.
Der fossile Energieschock, verursacht durch die russische Invasion in die Ukraine und die darauffolgenden Sanktionen, hat zum größten Einbruch des Lebensstandards in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung sei vergleichbar mit dem der Finanzkrise von 2008, so das Ergebnis einer neuen Studie.
Verlorene Dekade
Zwei ehemalige ökonomische Berater der deutschen Regierung – Isabella Weber, Ökonomieprofessorin an der University of Massachusetts, und Professor Tom Krebs von der Universität Mannheim – zeigen in der Untersuchung, die auf das Ausmaß der Wirtschaftskrise in Europas "ökonomischem Powerhouse" fokussiert, dass die Reallöhne in Deutschland im Jahr 2022 stärker eingebrochen sind als in jedem anderen Jahr seit 1950.
Sie sprechen sogar davon, dass die 2020-Jahre eine "verlorene Dekade für Deutschland" sein könnten. Insbesondere die Industrie leide unter dem Anstieg der Energiepreise.
Das "ökonomische Wunder" des 20. Jahrhunderts, lange Zeit das wirtschaftliche Kraftzentrum Europas, ist heute das am langsamsten wachsende der zwanzig Euro-Staaten. 2023 schlitterte Deutschland in eine Rezession. Die Wirtschaftsleistung, das BIP, fiel um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Zinsen und Lebenshaltungskosten stark anstiegen.
Für dieses Jahr wird bestenfalls mit einer Stagnation gerechnet. Unter der Last steigender Energiepreise und sinkender Produktion verzeichnete Deutschland im vergangenen Jahr die höchste Inflation seit 50 Jahren.
Einbruch bei Reallöhnen
Am stärksten betroffen sind Arbeitnehmer mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Seit 2022 sind ihre Reallöhne, die Kaufkraft, laut der aktuellen Studie so stark geschrumpft wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg.
So sanken sie zwischen April 2022 und März 2023 im Vergleich zu den Prognosen der Vorkrisenzeit um vier Prozent, während die Produktion um 4,1 Prozent zurückging. Unter Berücksichtigung der durch die Covid-Krise verursachten Produktionsausfälle lag die reale Produktion Ende 2023 um rund sieben Prozent unter dem Vorkrisentrend. Die Reallöhne lagen 2023 um zehn Prozent unter den Prognosewerten.
Lesen Sie auch:
Inflation und Armut in Deutschland: Warum die Tafeln am Limit sind
Drei Jahre Ampel-Chaos: Rotphase für Wirtschaft und Wohlstand
Die große Täuschung: Wie Armut Deutschlands Mittelschicht bedroht
Vermögenssteuer für Superreiche bringt über zwei Billionen US-Dollar
Wer Armut bekämpfen will, darf soziale Ungleichheit nicht vergessen
Ein wichtiger Auslöser für die deutsche Wirtschaftsschwäche liegt sicherlich in der fossilen Energiekrise und den explodierenden Preisen im Zuge des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen. Über Jahrzehnte sorgte billiges Gas aus Russland für eine wachsende und stabile Wirtschaft.
Der Wegfall der russischen Brennstoffe traf vor allem die deutsche Fertigungsindustrie. Sie macht ein Fünftel des deutschen Wirtschaftsergebnisses aus, doppelt so viel wie in Frankreich oder Großbritannien. Dieser Industriezweig ist sehr energieintensiv.