Wieder einmal "Fachkräftemangel": ChatGPT wird ideologisch
Seite 2: Staatsauftrag: Marktwirtschaft nach Plan
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Dass die Berufseignung also oft nur in der Bereitschaft besteht, einen schlecht bezahlten Job längerfristig auszuhalten, zeigen die folgenden "Top Ten der Berufe mit dem größten Fachkräftemangel": "Sozialarbeit, Kinderbetreuung, Altenpflege, Bauelektrik, Gesundheitswesen, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Informatik, Physiotherapie, Kfz-Technik, Lkw-Fahrer".
Mindestens die Hälfte dieser Tätigkeiten, zu denen noch das Gastgewerbe kommt, wird im niedrigen Lohnsektor entgolten. Die durchschnittliche Verweildauer im Pflegebereich liegt zwischen acht und zwölf Jahren. Den Mangel an Personal, den die Arbeitgeber in solchen Berufen verzeichnen, haben sie also durch die Praxis ihrer Ausbeutung erneut selbst herbeigeführt.
Überdies sind Jobs im Dienstleistungssektor und auch anderswo, die Pandemie hat es gezeigt, auch schnell von Entlassungen betroffen, wenn Krisenfolgen abgewälzt werden sollen, was viele Arbeitnehmer zu einer beruflichen Umorientierung nötigt. Das wiederum, kaum zeigt sich etwas Aufschwung, führt zu lauten Beschwerden in der Gastronomie, an Flughäfen oder am Bau, weil es zeitweilig an Personal fehlt.
Auch dass die staatliche Ausbildung der jungen Berufsanwärter oft einem "Schweinezyklus" folgt, sorgt – was öffentlich mehr zählt als deren Schaden – für bleibende Unzufriedenheit bei privaten und auch öffentlichen Arbeitgebern, ist aber eine der unvermeidlichen Weisen, wie sich eine Konkurrenzgesellschaft mit Personal versorgt.
Dabei stehen sich die kapitalistischen Konkurrenten auch im Wege, wenn zum Beispiel eine Sonderkonjunktur in einem Sektor Arbeitskräfte anzieht und diesen sogar eine Lohnerhöhung beschert.
Wenn die Fraktion der Immobilienbesitzer in Ballungsräumen Mieten verlangt, die mit Löhnen, die dort von der produzierenden Fraktion gezahlt werden, nicht mehr erschwinglich sind.
Wenn in Tschechien Arbeitsplätze entstehen und daher nicht mehr ausreichend billige Kellner über die Grenze der bayerischen Hotellerie zuströmen.
Oder wenn die Schweizer Kapitalisten den deutschen die Ingenieure abwerben.
All das ist kein Geheimnis, reicht aber offenbar nicht, um der Deutung von Lebenserwartung und Geburtenraten als außerordentliche Gründe für ein "Mismatch" den Boden zu entziehen.
Generell zeugt es vom schädlichen Aberwitz der Marktwirtschaft, dass sie die Produktion und die Dienstleistungen beständig und erratisch umwälzt, entsprechend heuert und feuert und sich schon vor und dann in den regelmäßigen Krisen selber in die Quere kommt – dabei aber Ansprüche anmeldet, als herrsche eine Art Planwirtschaft.
Ihren Anspruch auf quantitativ und qualitativ brauchbares Arbeitsvermögen lösen die Arbeitgeber, wie gesehen, freilich nicht in Eigenleistung ein; mehr als den Durchschnittslohn und eine betriebsspezifische Ausbildung im Bedarfsfall gibt, wie sie glaubhaft versichern, ihre Gewinnspanne nicht her.
In der Pflicht sehen sie nach guter Sitte aller Konkurrenzbürger – den Staat. Was der tun muss, hat der Chatbot oben im Wesentlichen aufgelistet und dabei dokumentiert, wie sehr das Wirtschaften zu allgemeinem Bedarf hierzulande dazu dient und davon abhängt, dass die Interessen der herrschenden Klasse aufgehen. Diese praktische Abhängigkeit ist es, die ihnen den Charakter und den Nimbus des "Objektiven" verleiht und sie frech und fordernd macht.
Dem hat sich die arbeitende Klasse wie selbstverständlich zu beugen, darauf gründet auch die Finanzmacht der öffentlichen Hand, für die deshalb Wirtschaftsförderung nicht nur propagandistisch, sondern tatsächlich zur alternativlosen Sozialleistung für das Proletariat gerät. Sein Schaden ist dann nur zu seinem Besten.
In diesem Sinne die Stellungnahme des Bots noch einmal im Klartext:
Die Unternehmen, wer denn sonst, müssen, wie denn sonst, steuerlich oder mit anderen Zuwendungen dazu angeregt werden, in Berufsbildung und Ausbildungsplätze zu investieren.
Das ganze Bildungssystem bedarf der Anpassung, wenn die Wirtschaft ihre Bedürfnisse anmeldet und auf ein genehmeres Verhältnis von beruflichen und akademischen Laufbahnen sowie auf kürzere Lernzeiten mit mehr Beschäftigungsrelevanz dringt.
Die Zuwanderung preiswerter Fachleute aus dem Ausland muss ebenfalls optimiert werden, was überdies den Vorteil hat, dass deren Ausbildung schon woanders bezahlt wurde und "bei uns" nur ein paar Gemeinkosten und Friktionen in Sachen "Willkommenskultur" anfallen.
Ältere Beschäftigte, so sie noch gebraucht werden können, sind durch Anreize in Beschäftigung zu halten, von denen der wirkungsvollste die Anhebung des Rentenalters ist. Eine gewisse Flexibilität bei Zeit und Geld, die die Beschäftigten mehr kostet als die Betriebe, ist nötig, damit der familiäre Broterwerb durch nur eine Person, die zu 90 Prozent männlich ist, sich endlich überlebt und auch die Frau ihren Produktionsbeitrag leisten kann, weil sie es muss.
Das ist zwar nicht ganz das Gleiche wie die Steigerung der Geburtenrate durch Familienfreundlichkeit, für die sich vor allem der Staat mehr einfallen lassen muss, als den Arbeitskräftemangel durch ausgedehnte Elternzeiten zu verstärken. Auch für die Flexibilisierung des Arbeitsrechts, also für den Abbau von "Beschäftigungshürden", die eine "überregulierte" Rücksicht auf das Personal hervorruft, ist in erster Linie der Staat zuständig, der bei solchen Diensten für das Unternehmerinteresse aber gern das Einverständnis der Gewerkschaften sucht.
Die "beschäftigungsfreundliche" Gestaltung des Arbeitsumfeldes und der Entlohnung überlässt er hauptsächlich den Tarifpartnern, allerdings in der ziemlichen Gewissheit, dass die Arbeitnehmerseite nur das fordert, was in ihren Augen die Kapitalproduktivität der Gegenseite hergibt, und davon, Beispiel IG Metall, ungefähr die Hälfte plus ein paar Zeitkomponenten durchsetzt.
P.S. "wegen Putin"
Eventuelles Einvernehmen dürfte sich auch an einer kleinen Nebenfront des Fachkräftemangels einstellen, von der der KI-Bot noch keine Ahnung haben kann. Falls sich die deutsche Friedensmacht zu einer Wiedereinsetzung der Wehrpflicht entschließen sollte, dürfen Arbeitgeberverbände, Fachwelt und Öffentlichkeit zwar nicht mitentscheiden, aber billigen, dass ein Teil des arbeitsfähigen Nachwuchses vor seinem wachstumsschaffenden Dienstantritt zunächst dem Waffendienst am Vaterland zu überlassen ist.