Willkür an US-Grenze: Deutsche Touristin in Gefangenenlager

Deutsche reist mit gültigem Visum in die USA. Die Behörden werfen ihr vor, illegal arbeiten zu wollen. Was in einem US-Gefangenenlager mit ihr geschieht, bleibt unklar.

Nachdem die 29-jährige Berliner Tattoo-Künstlerin ihre Freundin Nikita Lofving für ein Wochenende in Mexiko getroffen hatte, wollten beide gemeinsam zu Fuß die Grenze in die USA überqueren und dann nach Los Angeles weiterreisen, um dort zwei Monate zu verbringen. Jessica Brösche hatte Nikita Lofving schon mehrfach in den USA besucht. Jeweils ohne Probleme.

Die Festnahme

Am 25. Januar wollte Brösche mit einem legalen Tourismusvisum am Grenzübergang Tijuana in die USA einreisen. "Plötzlich hieß es, Jessica müsse zur Sicherheitsüberprüfung. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen", berichtet Lofving. Beamte der "Homeland Security" nahmen Brösche fest. "Sie sagte, dass sie glauben, sie wolle in den Staaten arbeiten und werden sie deshalb abschieben", schildert Lofving weiter. Tatsächlich hatte Brösche ihr Arbeitsmaterial dabei, um ihrer Freundin ein Tattoo zu stechen, wie diese angibt. Lofving wartete an der Grenze vergeblich auf Brösche.

Wochen des Wartens

Brösches Familie schaltete einen Anwalt ein und kontaktierte das deutsche Generalkonsulat in den USA. Nach einer längeren Zeit der Ungewissheit wurde die Familie informiert, dass Brösche in einem sogenannten Detention Camp der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde ICE festgehalten wird.

Lofving berichtete auf Instagram, dass Brösche nach mehr als zwei Wochen Isolation mit ihr und ihren Eltern telefonieren konnte. Bislang sei sie aber keinem Richter vorgeführt worden. Außerdem sei ihr erklärt worden, sie müsse in der Haft "noch zwei weitere Wochen warten".

Lofving verbreitete eine Erklärung ihrer Freundin: "Ich bin immer noch nicht in der Lage, mein Telefon oder die sozialen Medien zu benutzen, da ich mich immer noch in einer Haftanstalt in den USA befinde. Ich habe immer noch keine Ahnung, wann ich nach Deutschland zurückfliegen kann. Es kann ein paar Wochen oder nur ein paar Tage dauern."

Ihr Verfahren laufe sehr langsam, "weil die Regeln geändert wurden. Die Dinge sind ungewiss und nur mit viel Geduld und positivem Denken kommt man da durch."

Auf Anfrage der Schweizer Zeitung 20 Minuten antwortete das Auswärtige Amt:

Unsere Kolleginnen und Kollegen am Generalkonsulat Los Angeles stehen zu dem Fall in fortwährendem Kontakt mit den US-amerikanischen Behörden und den Familienangehörigen und bemühen sich um eine Lösung. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns aus Gründen des Schutzes der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen nicht zu weiteren Details der konsularischen Betreuung äußern können.

Warnung an alle Touristen

Kurz nach seinem Amtsantritt hatte US-Präsident Donald Trump Dekrete für eine Verschärfung der Grenzpolitik erlassen und rief an der Grenze zu Mexiko den nationalen Notstand aus. In der mexikanischen Grenzstadt Tijuana wurde der Ausnahmezustand ausgerufen.

Lofving warnt auf Instagram: "Die Welt sollte wissen, dass es nicht sicher ist, hier einzureisen. Trump geht nicht nur gegen Menschen innerhalb der USA vor, sondern auch gegen Touristen."