Willkür und Angst
Seite 2: Sklavenarbeit in Katar
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Immerhin kann sich Jürgen Ziebell noch seines Lebens erfreuen, Arbeitern aus Nepal, Sri Lanka oder Indien geht es im Nachbarkönigreich Katar noch wesentlich schlechter (Das neue, glamouröse Arabien und der Sklavenhandel mit Nepal). Zu viele von ihnen sterben an den Bedingungen ihrer Zwangsarbeit.
Über die Situation etwa auf den Baustellen für die Fußballweltmeisterschaft in Katar wurde nach einem ausführlichen Bericht des Guardian auch in deutschen Medien berichtet. Deutsche Baufirmen und auch die Deutsche Bahn sind in mehreren Großprojekten in Katar beteiligt oder auch federführend tätig.
Diese Firmen wissen aber, wie sie sich gegenüber ihren Arbeiter verhalten müssen, denn, so erklärte das Auswärtige Amt auf Fragen von Telepolis:
Die Bundesregierung fordert deutsche Unternehmen dazu auf, Menschenrechte auch im Ausland zu respektieren und ihrer Sorgfaltspflicht nachzukommen, wie dies zum Beispiel die VN-Leitprinzipien über Wirtschaft und Menschenrechte und die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen vorsehen.
Sponsor Unwesen
Vielleicht hat sich das bis zu den Firmen vor Ort noch nicht herum gesprochen, denn der Internationale Gewerkschaftsbund spricht weiterhin von "moderner Sklavenarbeit.
In Katar, soviel scheint sicher, herrschen noch wesentliche schlimmere Zustände als in Bahrain. Jeder Ausländer, der in den Emiraten wie Katar oder auch in Saudi-Arabien tätig ist, bekommt einen Bürger des jeweiligen Staates als "Sponsor" zugeteilt. Dieser Sponsor bestimmt über Wohl und Wehe des Ausländers - egal ob es sich um einen europäischen Manager handelt oder um asiatische Bau- und Hilfsarbeiter. Der Sponsor erhält den Reisepass des Ausländers, er erhält eine Kontoverfügung und kann ein Ausreiseverbot erwirken.
Auf Intervention der Journalistin Heidi Thiemann, die von2007 bis 2009 auf Grund eines Reiseverbots in Katar festgehalten wurde, fügte das Auswärtige Amt in seinen Länderbericht Katar einen Passus ein, in dem es unter dem Stichwort Arbeitsaufnahme heißt:
Ausländer benötigen zur Arbeitsaufnahme in Katar einen Sponsor, der katarischer Staatsangehöriger sein muss. In der Vergangenheit kam es hierbei wiederholt zu Unstimmigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Sponsoren. Dies kann dazu führen, dass der Sponsor dem/der deutschen Staatsangehörigen verwehrt, das notwendige Ausreisevisum zu beschaffen. Deutsche Arbeitnehmer sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie ohne die Zustimmung des katarischen Arbeitgebers Katar - auch in Notfällen - nicht verlassen können. Zur Klärung der Befugnisse des Sponsors wird empfohlen, sich frühzeitig an die deutsche Auslandsvertretung in Doha zu wenden.
Sicherlich ein wichtiger Hinweis, Menschenrechtler und Gewerkschafter fordern, internationalen Druck auf die Herrscher in den Emiraten auszuüben, um die Abschaffung der Willkür und Rechtlosigkeit für Ausländer in den Golfstaaten und Saudi Arabien zu erreichen.