Vogelfutter im Winter: Der ultimative Leitfaden für Einsteiger
Wer einmal mit dem Füttern beginnt, darf nicht mehr aufhören – sonst droht Vögeln der Tod. Was Sie jetzt beachten müssen.
Wann sollte man Vögel füttern – ganzjährig, nur im Winter oder gar nicht? Darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Man störe damit die natürliche Auslese, argumentieren Gegner, denn es werden auch kranke und schwache Vögel durch den Winter gebracht.
Zudem kommen meist die häufigen Arten an die Futterstellen. Seltenere, kleinere Arten wie Weiden- und Sumpfmeisen blieben fern, weil diese von dominanteren Blau- und Kohlmeisen, Grünfinken, Amseln, Rotkehlchen, Kleiber usw. verdrängt werden.
Befürworter verweisen auf die allgemein schlechten Lebensbedingungen heimischer Vögel, deren Futterangebot durch die intensive Landwirtschaft mit all ihren Folgen reichlich eingeschränkt wird. Fakt ist, dass Vogelfreunde jedes Jahr 15 bis 20 Millionen Euro für Vogelfutter ausgeben.
Von Ende November bis Ende Februar sollten die Vögel regelmäßig mit Futter versorgt werden, empfiehlt Lars Lachmann, Referent für Ornithologie und Vogelschutz beim Nabu. Sobald man einmal angefangen hat zu füttern, sollte man bis zum Winterende nicht damit aufhören. Denn die Vögel stellen sich auf das Futterangebot ein. Bleiben die gewohnten Fressplätze plötzlich leer, kann das für die Tiere tödlich enden.
Futtermischungen helfen Vögeln im Winter, Notzeiten zu überdauern
Auch wenn die Vielfalt an natürlichen Nahrungsquellen sicher nicht zu erreichen ist, so werden doch Futtermischungen gerne angenommen. So besteht ein Körner-Mix etwa zu zwei Dritteln aus Sonnenblumenkernen und zu einem Viertel aus Hanfsaat. Beide Saaten sind wegen ihres hohen Ölgehaltes sehr energiereich.
Ergänzt wird das Angebot durch Haferflocken, gehackte Nüsse und kleinere Sämereien. Körner- oder Weichfutter-Fett-Mix ist im Handel als Meisenknödel erhältlich. Weizenkörner werden häufig erst gefressen, wenn alle anderen Samen aufgebraucht sind, sodass oft viele Körner am Boden liegen. Auch ist zu beachten, dass Futter aus konventionellem Anbau auch mit Pestiziden belastet sein kann.
Infolgedessen ist Futter aus Bioanbau die beste Wahl. Auf der Grundlage von Rindertalg lässt sich Vogelfutter mit einfachen Mitteln auch selbst herstellen. Wie das geht, erklärt der Nabu in diesem Video.
Futtervorlieben von Vögeln im Winter: Weichfutter-, Körner- und Allesfresser
Reine Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel und Star suchen sich ihre Nahrung bevorzugt am Boden. Sie fressen Würmer und Insekten, Sämereien, Haferflocken, Mohn, Kleie, Rosinen und Obst. Entsprechendes Mischfutter ist im Handel erhältlich, ebenso wie spezielle Bodenfutterspender, in denen es angeboten wird.
Ein besonderer Leckerbissen sind in heißem Öl getränkte Haferflocken. Auf salzige Nahrung wie Speck oder Salzkartoffeln sollte man verzichten. Auch Brot ist nicht zu empfehlen, da es im Magen der Vögel aufquillt und schnell verdirbt.
Meisen, Spechte oder Kleiber sind die flexibleren Arten unter den Weichfressern, die im Winter auch Sonnenblumenkerne, Hanf und Mohn annehmen. Für Weichfutter- und Allesfresser eignen sich Fett-Körner-Mischungen als Meisenknödel und Ringe, die gut erreichbar an Bäumen, Zäunen etc. aufgehängt werden.
In einem Fettgemisch sind die Körner gut vor Nässe geschützt, wobei das Fett die tierische Kost ersetzt. Körnerfresser wie Finken, Sperlinge und Ammern können mit ihren kräftigen Schnäbeln Sonnenblumenkerne, Hanf und andere Sämereien aufpicken. Eichelhäher und Elstern bevorzugen neben Eicheln hauptsächlich Maiskörner und ganze Erdnüsse.
Vögel im Winter füttern: Was Amseln gerne fressen
Amseln mögen kleine Insekten und Würmer genauso wie Bananen, Äpfel, Haferflocken, Rosinen und geschälte Sonnenblumenkerne. Sie mögen Regenwürmer, Schnecken und Insekten und füttern auch ihre Jungen damit. Erwachsene Amseln pflücken Beeren und Früchte. Im Winter fressen sie Efeubeeren und die roten Beeren des Ilex, suchen aber auch am Boden und in den kahlen Ästen der Obstbäume nach altem Obst.
Vögel im Winter richtig füttern: Standort für Vogelhaus sorgfältig auswählen
Beim Aufstellen der Futterstelle sollte man darauf achten, dass die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Denn mit Vogelkot werden Krankheiten übertragen. Vogelhäuschen sollten daher regelmäßig gereinigt werden. Außerdem ist es ratsam, täglich nur wenig Futter nachzulegen. Für Körnermischungen empfiehlt sich ein Futtersilo, bei dem die Körner einfach nachrutschen.
Vogelhaus, Futtersäule oder Meisenknödel sollten mindestens zwei Meter Abstand zu Glasscheiben halten, damit die Vögel nicht gegen die Scheibe fliegen. Zudem sollten die Futterhäuschen für Katzen und Hunde nicht erreichbar sein. Wer handwerklich geschickt ist, kann sich auch ein Futterhäuschen selbst bauen. Eine Bauanleitung findet sich hier.
Vögel im Winter unterstützen: Naturfreundliche Gärten bieten vielfältige Nahrung
Je nach Jahreszeit und Lebensphase benötigen heimische Gartenvögel unterschiedliche Nahrung. Das Rotkehlchen etwa frisst im Sommer Insekten, im Winter Sämereien und Früchte. Ähnlich ist es mit anderen Vögeln, die im Winter hier bleiben. Je mehr fruchttragende heimische Gehölze und Stauden, umso besser sind die Überlebensbedingungen der Vögel.
Ob Birnbaum, Kornelkirsche, Schlehe/Schwarzdorn, Speierling, Vogelbeere, Vogelkirsche, Holunder, Weißdorn, Brombeeren. Hagebutten – die Früchte von allen Gehölzen werden gerne gefressen. So ernährt der Wilde Apfel neunzehn, der eingriffelige Weißdorn bis zu dreißig, die Vogelbeere bis zu sechzig Vogelarten.
Heimische Rosenhecken bieten darüber hinaus wichtige Refugien für Vögel. Einige Rosenarten, wie die Kriechrose, klettern auch an der Hausfassade entlang. Und der schwarze Holunder bildet im Sommer reichhaltige Fruchtstände aus.
Vögel im Winter füttern auf dem Balkon und am Fenster
Für Menschen in der Stadt ohne Garten bietet die Fütterung auf dem Balkon oder am Fenster die Chance, diverse Singvogelarten zu beobachten und kennenzulernen. Auch hier ist auf Hygiene zu achten, denn wird das Vogelfutter einfach ausgestreut, besteht die Gefahr, dass es verschmutzt oder verschimmelt.
Um Verschmutzungen durch Kot zu vermeiden, können Futtersäulen aus Glas oder Draht aufgehängt oder angeschraubt werden. Der Handel bietet verschiedenste Modelle in allen Preislagen. Darin bleibt das Futter sauber und kann gegen Nässe geschützt nachrutschen.
Auch hochwertige Fettblöcke, in denen Sämereien eingeschmolzen sind, können an Haken und in anderen Halterungen auf dem Balkon angebracht werden. Auf großen Balkonen kann man mehrere kleine Futterplätze einrichten, sodass größere und kleinere Vögel gleichzeitig darauf zugreifen und einander "aus dem Weg fliegen" können.
Wer keinen Balkon hat, kann am Fenster per Saugnapf Mini-Futterhäuser befestigen, die von Kleinvögeln direkt angeflogen werden können. Mitunter finden sich auch weniger häufige Wintergäste wie Erlenzeisige und Schwanzmeisen ein.
Generell ist das Füttern von Wildvögeln auf dem eigenen Balkon oder dem Fenstersims erlaubt. Auch Meisenknödel oder Futterhäuschen dürfen auf dem Balkon angebracht werden. Allerdings ist sicherzustellen, dass der Balkon des Nachbarn nicht verschmutzt wird, rät der Nabu, denn sonst kann der Vermieter das Füttern von Wildvögeln verbieten.