"Wir können nicht zulassen, dass extremer Reichtum unsere gemeinsame Zukunft ruiniert."
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Millionäre, Politiker und Ökonomen haben G20-Staaten aufgefordert, die grassierende Ungleichheit zu bekämpfen, indem sie gemeinsam die Steuern für die Reichen der Welt erhöhen.
Rund 300 Millionäre, darunter die Erbin Abigail Disney, Politiker wie Bernie Sanders, ehemalige Staats- und Regierungschefs, politische Vertreter und Wirtschaftswissenschaftler wie Thomas Piketty haben gemeinsam einen Aufruf an die Staats- und Regierungschefs der G-20-Staaten gerichtet, die sich kürzlich in Neu-Delhi getroffen haben.
Ihre Bestandsaufnahme ist düster: "Die Anhäufung von extremem Reichtum durch die reichsten Menschen der Welt ist zu einer wirtschaftlichen, ökologischen und menschenrechtlichen Katastrophe geworden, die die politische Stabilität in Ländern auf der ganzen Welt bedroht. Ein derartig hohes Maß an Ungleichheit untergräbt die Stärke praktisch aller unserer globalen Systeme und muss daher direkt angegangen werden.
Jahrzehntelange Steuersenkungen für die Reichsten, die auf dem falschen Versprechen beruht haben, der Reichtum an der Spitze würde uns allen zugutekommen, haben zum Anstieg extremer Ungleichheit beigetragen. Unsere politischen Entscheidungen ermöglichen es den Superreichen, weiterhin Steuervergünstigungen zu nutzen und eine Vorzugsbehandlung zu genießen, die dazu führt, dass sie in den meisten Ländern der Welt niedrigere Steuersätze zahlen als normale Menschen."
Existenzielle Bedrohung durch massive Ungleichheit
Eine kleine Übersicht hilft, das Ausmaß der aktuell grassierenden Ungleichheit besser einschätzen zu können. Auf der einen Seite steht eine bemerkenswerte Explosion des Reichtums:
- In den vergangenen zehn Jahren ist das Vermögen derjenigen, die mehr als 50 Millionen US-Dollar besitzen, um 18,3 Prozent gestiegen, während das Vermögen der Milliardäre um 109 Prozent zugenommen hat.
- Allein in den letzten zehn Jahren hat sich das Gesamtvermögen der Milliardäre weltweit mehr als verdoppelt und ist von 5,6 Billionen US-Dollar auf fast 12 Billionen US-Dollar gestiegen.
- Der Reichtumsanstieg der Milliardäre hat sich 2023 fortgesetzt, wobei die 500 reichsten Menschen der Welt in der ersten Jahreshälfte ihr Gesamtvermögen um mehr als 850 Milliarden US-Dollar erhöht haben.
Auf der anderen Seite die Dimension der Armut, die tötet. Jeden Tag:
- Die weltweite extreme Armut im Jahr 2020 zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten gestiegen ist.
- Einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen zufolge wurden während der Corona-Krise rund 165 Millionen Menschen in die Armut gestürzt.
Betrachtet man die Angaben von Oxfam zur Entwicklung der Steuergerechtigkeit, also den Anteil der Superreichen am Steuereinkommen, ist es zunehmend schwierig, dies als gerecht einzustufen:
- Für jeden US-Dollar neuen Reichtums, den jemand aus den unteren 90 Prozent erwirtschaftet, hat einer der Milliardäre der Welt 1,7 Millionen US-Dollar gewonnen.
- Seit 2020 haben sich die reichsten ein Prozent fast zwei Drittel des gesamten neuen Vermögens angeeignet. Die Vermögen der Milliardäre nehmen täglich um 2,7 Milliarden US-Dollar zu.
- Der durchschnittliche Steuersatz für die Reichsten ist in den OECD-Ländern von 58 Prozent im Jahr 1980 auf 42 Prozent gesunken.
- Die Steuern auf Kapitalerträge - in der Regel die wichtigste Einkommensquelle für die obersten ein Prozent - liegen im Durchschnitt von mehr als 100 Ländern bei nur 18 Prozent.
- Nur vier Cent von jedem US-Dollar an Steuereinnahmen stammen aus Vermögenssteuern.
- Die Hälfte aller Millionäre wird keine Erbschaftssteuer zahlen und fünf Billionen US-Dollar steuerfrei an die nächste Generation weitergeben.
Übrigens, auch in Deutschland explodiert die Ungleichheit und ist die Freude über die Entwicklung extrem einseitig verteilt. Die fünf reichsten Familien in Deutschland besitzen mehr als die ärmere Hälfte der Bevölkerung.
Laut Recherchen des MDR sehen Experten hierfür die Ursachen im Steuersystem, im Niedriglohnsektor und auch in der hohen Mietquote in der Bundesrepublik. Der Ökonom Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin betont: "Kaum ein westliches Industrieland besteuert Vermögen so gering wie Deutschland. Frankreich, Großbritannien und die USA nehmen das Drei- bis Vierfache der Wirtschaftsleistung an vermögensbezogenen Steuern ein."
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