"Wir sind im Krieg"

US-Präsident Bush will am "Krieg gegen den Terror" festhalten, nachdem Berater für eine andere, weniger einseitig militärisch ausgerichtete Terminologie wie dem "Kampf gegen gewalttätigen Extremismus" plädiert hatten

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Kürzlich hieß es noch, dass man sich im Weißen Haus angesichts des Fiaskos im Irak und dem schlechten Image der USA auf eine neue Terminologie verständigt habe (Neue Begriffe sollen das Image verbessern). Der "globale Krieg gegen den Terror (GWOT) sollte umgetauft werden in den "globalen Kampf gegen den gewalttätigen Extremismus" (GSAVE). Selbst Verteidigungsminister Rumsfeld hatte die neue Sprache schon eingeübt, sprach von einem ideologischen Kampf und von Extremisten.

Aber es hieß schon bei Bekanntwerden der neuen Terminologie, dass US-Präsident Bush davon nicht begeistert war. Vermutlich war die begriffliche Good-Will-Tour mit ihm auch nicht abgesprochen. Gestern machte er jedenfalls deutlich, dass er bei seiner präventiven Strategie, die den Kampf gegen islamistische Terroristen bruchlos mit der Invasion in den Irak verbunden hat, weder auf den Krieg noch auf den Terrorismus verzichten möchte. "Täuschen Sie sich nicht", sagte Bush. "Wir sind im Krieg."

Fünf Mal ließ Bush, so hatte die New York Times mitgezählt, den Begriff "Krieg gegen den Terror" fallen, kein einziges Mal sprach er vom Kampf gegen den Extremismus. Bush will also weiterhin oberster Kriegsherr für die Nation im Krieg sein. Es hatte seine Popularität im Inland gestärkt, die Nation seit dem 11.9 als bedroht darzustellen und gegen Bösewichter in den Krieg zu ziehen. Bushs Berater waren allerdings der Meinung, es sei nun Zeit, die militärische Strategie – und damit auch den Irak-Konflikt – ein wenig hinter sich zu lassen und lieber von einem Kampf zu sprechen, der auch mit anderen Mitteln geführt wird. Zudem sei es gut, diesen Kampf auch von der Fixierung auf al-Qaida-Terroristen abzulösen und stärker als eine positive Aufgabe zu schildern, da die Bekämpfung und Eliminierung von angeblichen Terroristen alleine die Welt sichtbar nicht sicherer gemacht hat.

Bush scheint gewillt, alles beim Alten und Gewohnten sein zu lassen, schließlich könnte eine neue Begrifflichkeit nicht nur eine andere Haltung vortäuschen, sondern auch eine neue Politik einleiten. Verbunden mit dem "Krieg gegen den Terror" ist auch ein simples Weltbild, das Bush wohl nicht aufgeben will. Man zieht in die Schlacht gegen die Bösen, die Fronten sind ebenso klar wie die Mittel. Im Krieg geht es schließlich anders zu als bei einer Verbrecherjagd. Kollateralschäden sind nicht zu vermeiden, die zu Bösen erklärten, die aufgrund einer fehlgeleiteten Ideologie Amerika und die Freiheit hassen, kann man töten, beliebig lange wegsperren und auch peinlich befragen. Und im Krieg müssen auch die Menschen im eigenen Land sich der Sicherheit stärker unterordnen und sich in der Kritik zurückhalten.

Bush band den Krieg gegen den Terror allerdings auch wieder an das Ziel und den Auftrag der amerikanischen Nation - der "greatest nation on the face of the Earth" -, der Welt Freiheit und Demokratie zu bringen. Und er verglich den Krieg gegen den Terror wieder mit dem Krieg gegen "das Böse", also mit dem Krieg gegen Nazideutschland und Japan – und dem Sieg, der beide Länder zu Demokratien werden ließ. Spekulationen, dass die US-Truppen bald aus dem Irak – dem "latest battlefield in the war on terror" – abgezogen werden könnten, widersprach Bush. Man werde die Truppen erst abziehen, wenn das Ziel erreicht sei und die irakische Armee Sicherheit garantieren könne.

We're at war with an enemy that attacked us on September the 11th, 2001. We're at war against an enemy that, since that day, has continued to kill. …After September the 11th, I made a commitment to the American people that the United States of America will not wait to be attacked again. We will take the fight to the enemy, and we will defend our freedom.

Um deutlich zu machen, dass damit ein Machtwort gesprochen wurde, verschickte das Weiße Haus gestern zudem an Journalisten Emails mit Auszügen aus einer Rede von Verteidigungsminister Rumsfeld, in der dieser sagte:

Manche fragen sich, ob wir uns noch immer im Krieg gegen den Terror befinden. Täuschen Sie sich hier nicht. Der Präsident hat es nach dem 11.9. richtig gesagt. Die einige Möglichkeit, sich gegen den Terrorismus zu verteidigen, ist der Angriff.