Wohnen wird teurer, Büros billiger: Die paradoxen Effekte der Immobilienkrise

Sinkende Preise im Büroimmobilienmarkt

Ein Stadtbild zeigt Bürogebäude mit auffälligen Schildern, die auf sinkende Preise hinweisen – ein deutliches Zeichen des aktuellen Markttrends.

(Bild: KI-generiert)

Immobilienkrise bringt unerwartete Wendungen: Büros stehen leer, Wohnkosten klettern. Ein Phänomen, das Investoren und Mieter gleichermaßen belastet.

Die Coronapandemie hat die Arbeit verändert, und dieser Trend hält bis heute an – mit negativen Folgen für die Preise von Gewerbeimmobilien. Nach wie vor arbeiten viele Beschäftigte von zu Hause aus, und eine Rückkehr ins Büro ist nicht in Sicht.

Homeoffice-Trend erschüttert Gewerbeimmobilienmarkt

Nach Angaben des Münchner ifo-Instituts bieten rund 64 Prozent aller Unternehmen ihren Mitarbeitern an, zumindest tageweise von zu Hause aus zu arbeiten. Vor allem Großunternehmen bieten diese Möglichkeit an, sowohl in der Industrie als auch bei Dienstleistern wird sie gerne genutzt.

Die Kehrseite der Medaille: Büroimmobilien stehen leer und erleben einen deutlichen Preisverfall. Nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) verzeichnete der Markt den stärksten Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003.

Preisverfall bei Büroimmobilien

Im vierten Quartal des vergangenen Jahres sanken die Preise demnach um 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Jahresdurchschnitt sanken die Preise um 13,3 Prozent.

"Die Immobilienkrise trifft Gewerbeimmobilien stärker als Wohnimmobilien", erklärt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp. Vor allem Büroimmobilien werfen für Investoren keine attraktiven Renditen mehr ab.

Aufgrund der Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und der nach wie vor unklaren Auswirkungen des Homeoffice-Trends auf die benötigte Bürofläche bleibt die Nachfrage nach Büros verhalten, was die Preise weiter drückt.

Jens Tolckmitt

Deutsche Banken im Strudel der US-Immobilienkrise

Die sich hier abzeichnende Krise ist nicht auf Deutschland beschränkt. Auch in den USA ist ein starker Wertverfall von Büroimmobilien zu beobachten. Da deutsche Banken in diesem Segment engagiert sind, könnte die Krise auf sie übergreifen.

Allein die Deutsche Bank hat auf dem US-Markt rund 17 Milliarden Euro an Krediten für Gewerbeimmobilien vergeben. Davon entfallen sieben Milliarden Euro auf Büroimmobilien.

Auch die Deutsche Pfandbriefbank (PBB) wurde von der Krise hart getroffen. Die Börse schickte ihren Aktienkurs am Freitag auf ein Allzeittief. Die Bank hatte Anfang vergangener Woche mitgeteilt, dass sie Rückstellungen für mögliche Verluste auf den Gewerbeimmobilienmärkten gebildet hat.

Wohnimmobilienmarkt: Preise fallen, Mieten steigen

Auch die Preise für Wohnimmobilien sind deutlich gesunken, wenn auch nicht so stark wie die für Gewerbeimmobilien. Im vierten Quartal sanken die Preise in diesem Segment um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Günstiger wird das Wohnen dadurch aber nicht. Sowohl bei den Mieten als auch bei den Renditen verzeichnete der vdp einen deutlichen Anstieg, was auf eine anhaltende Wohnungsknappheit hindeutet.

Die Mietentwicklung zeigt: Wohnraum ist in Deutschland weiterhin ein sehr knappes Gut, insbesondere in Ballungsräumen. Angesichts der rückläufigen Wohnungsfertigstellungen müssen wir damit rechnen, dass der Wohnraummangel in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Weiter steigende Mieten wären die Folge.

Jens Tolckmitt

Immobilientrends in den Top-7-Städte Deutschlands

Betroffen sind die Top-7-Städte in Deutschland: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Hier sanken die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen um durchschnittlich 5,1 Prozent. Dagegen stiegen die Mieten um durchschnittlich 5,4 Prozent und die Renditen auf 11,1 Prozent.

Besonders drastisch war diese Entwicklung in Berlin. Hier stiegen die Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern um 6,7 Prozent und die Renditen um 12,5 Prozent. Hamburg fiel mit Steigerungsraten von 3,3 Prozent bzw. 9 Prozent etwas ab.

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