Work-Life-Balance: Warum unser Gehirn Auszeiten braucht
(Bild: izzuanroslan / Shutterstock.com)
Zu viel Arbeit und Überstunden verändern die Hirnstruktur und können krank machen. Experten raten zu bewussten Pausen.
Viele Berufstätige kennen das: Im Job gibt es immer mehr zu tun, Überstunden häufen sich. Für Privatleben, Familie und Freizeit bleibt kaum noch Zeit. Doch wer keine gute Work-Life-Balance findet und ständig überarbeitet ist, schadet nicht nur seinem allgemeinen Wohlbefinden. Eine aktuelle Studie zeigt: Zu viel Arbeit kann sogar die Struktur unseres Gehirns verändern.
Doch was genau bedeutet Work-Life-Balance eigentlich? Der Begriff beschreibt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben. Verschiedene Lebensbereiche wie Job, Familie, Freunde, Hobbys und Erholung sollen möglichst harmonisch miteinander vereinbart werden.
Keiner dieser Bereiche sollte ein Übergewicht haben oder die anderen stark beeinträchtigen. Ziel einer gesunden Work-Life-Balance ist es, genügend Zeit und Energie zu haben, um sowohl im Beruf als auch privat zufrieden und ausgeglichen zu sein.
Überarbeitung verändert die Struktur des Gehirns
Wie wichtig das ist, unterstreicht nun eine Studie aus Südkorea, die im Fachmagazin Occupational & Environmental Medicine veröffentlicht wurde. Forscher untersuchten darin die Gehirne von 110 Beschäftigten im Gesundheitswesen. Ein Teil von ihnen arbeitete pro Woche 52 Stunden oder mehr und galt damit als überarbeitet. Die anderen hatten mit unter 52 Stunden reguläre Arbeitszeiten.
Per Magnetresonanztomografie (MRT) analysierten die Wissenschaftler die Hirnstruktur der Probanden. Das Ergebnis: Bei den Überarbeiteten zeigten sich deutliche Veränderungen in Hirnregionen, die für Planung, Konzentration, Arbeitsgedächtnis und Emotionssteuerung zuständig sind. Besonders der mittlere frontale Gyrus, der für kognitive Funktionen wichtig ist, war bei ihnen um 19 Prozent vergrößert.
Mehr Volumen - aber kein Vorteil fürs Gehirn
Was bedeuten diese Veränderungen? Darüber sind sich die Forscher bislang nicht ganz sicher. Sie vermuten aber, dass es sich um neurobiologische Anpassungen an chronischen Arbeitsstress handelt. Die Volumenzunahmen könnten erklären, warum überarbeitete Menschen häufiger unter Konzentrationsproblemen, Entscheidungsschwierigkeiten und psychischen Belastungen wie Depressionen und Ängsten leiden.
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"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass lange Arbeitszeiten neuroadaptive Veränderungen hervorrufen können, die sich möglicherweise auf die kognitive und emotionale Gesundheit auswirken", schreiben die Forscher. Sie fordern, Überlastung als ernstes Problem für die Gehirngesundheit anzuerkennen und mit Arbeitsschutzmaßnahmen gegenzusteuern.
Work-Life-Balance ist der Schlüssel für Gesundheit und Zufriedenheit
Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig eine gute Work-Life-Balance für unsere psychische Gesundheit ist. Denn nur wenn Beruf und Privatleben im Einklang sind, können wir dauerhaft gesund und leistungsfähig bleiben. Dabei ist das optimale Verhältnis individuell verschieden. Während manche mehr Zeit für Familie oder Hobbys brauchen, legen andere vielleicht mehr Wert auf berufliche Entwicklung.
Entscheidend ist, dass man für sich selbst einen Weg findet, der zu den eigenen Bedürfnissen und Lebensumständen passt. Hilfreich können dabei etwa flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice oder Teilzeit sein. Auch bewusste Auszeiten, in denen man wirklich abschaltet, sind wichtig für eine gesunde Balance. Letztlich profitieren davon auch Unternehmen: Denn zufriedene, ausgeglichene Mitarbeiter sind nachweislich produktiver und seltener krank.
Die Studie macht deutlich: Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist kein Luxus, sondern ein Muss für unsere Gesundheit. Sie sollte für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber höchste Priorität haben. Denn nur wer Beruf und Privatleben in Einklang bringt, bleibt langfristig leistungsfähig - und schützt dabei auch sein Gehirn.