Zauder-Zölle der EU: So wird der E-Auto-Boom aus China nicht gestoppt
Chinesische Hersteller reagieren mit flexibler Preispolitik. Strafzölle auf China-Autos für Deutschland heikel. So schätzt eine Expertin die Lage ein.
Trotz der neuen Zölle der Europäischen Union auf chinesische Elektrofahrzeuge erwarten Experten keine größeren Auswirkungen auf Importe aus China.
Es werde zwar zu leichten Preisverschiebungen kommen. Der Exportdruck aus der Volksrepublik sei aber viel zu groß, um eine Überschwemmung der Märkte mit E-Autos aus China zu verhindern.
Chinesische Hersteller können EU-Zölle leicht verkraften
Greta Peisch, ehemalige Generalanwältin des Büros des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten und Partnerin in der International Trade Practice bei der US-Kanzlei Wiley wies gegenüber der Asia Times darauf hin, dass chinesische Unternehmen ihre E-Autos in China günstiger als in Europa verkaufe.
Ein Vergleich der Preise deute darauf hin, dass chinesische Hersteller die Zölle absorbieren und weiterhin profitable Margen in Europa erwirtschaften könnten. Selbst bei einem möglichen Tarif von 38 Prozent könnten sie ihre E-Autos in Europa mit ähnlichen Gewinnmargen wie in China verkaufen, so Peisch.
BYDs Preisstrategie als Beispiel
Als Beispiel nannte Peisch das chinesische Unternehmen BYD, das ein E-Auto-Modell in China für etwa 12.000 US-Dollar verkauft. Im April 2023 bot BYD sein günstigstes Modell, den Seagull subcompact EV, in China für 11.400 US-Dollar an.
Im vergangenen Monat wurde die Honor Edition des Seagull EV in China für 9.700 US-Dollar angeboten. Pläne, das Modell in Europa zu starten, sehen einen Preis von etwa 20.000 Euro vor, während ähnliche europäische E-Modelle zwischen 25.000 und 30.000 Euro kosten.
EU verhängt 17,4 Prozent Zoll auf BYD-E-Autos
Am Mittwoch dieser Woche hatte die EU lediglich einen Zoll von 17,4 Prozent auf BYDs E-Autos fest. Die Aktien von BYD stiegen daraufhin um 5,82 Prozent auf 232,8 HK-Dollar (29,8 US-Dollar). Der Hang Seng Index legte nur um 0,97 Prozent zu.
Im Oktober hatte die Europäische Kommission eine 13-monatige Untersuchung gestartet, ob staatliche Subventionen chinesischen E-Auto-Herstellern geholfen haben, Marktanteile in Europa zu gewinnen. Vorläufige Anti-Subventionszölle könnten neun Monate nach Beginn der Untersuchung verhängt werden.
Die EU hat am Mittwoch vorläufig entschieden, ab dem 4. Juli Zölle zu erheben, sollten Gespräche mit chinesischen Behörden keine wirksame Lösung erzielen. Kooperative Hersteller werden mit durchschnittlich 21 Prozent besteuert, nicht kooperative mit bis zu 38,1 Prozent.
Chinesische Reaktionen und deutsche Bedenken
Deutschland bat die EU am Dienstag, die Zölle möglichst niedrig zu halten, um chinesische Vergeltungsmaßnahmen zu vermeiden. Nach der Ankündigung der EU äußerte der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing auf X, dass die Strafzölle der EU-Kommission deutsche Unternehmen und ihre Spitzenprodukte betreffen würden.
Deutsche Unternehmen befürchten, dass die EU-Zölle Folgen für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft haben könnten.
Peisch, deren Aufgaben beim US-Handelsbeauftragten unter anderem die Koordination mit europäischen Partnern bei Zollmaßnahmen zur Adressierung chinesischer Überkapazitäten beinhalteten, sieht die Opposition Deutschlands und seiner Unternehmen als große Herausforderung. Sie sollten ihre langfristige Entwicklung planen, bevor China sie durch lokale Akteure ersetzt.
China droht mit Gegenmaßnahmen
China kündigte an, nach der Entscheidung der EU notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Das chinesische Handelsministerium betonte die Bereitschaft, die legitimen Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen entschlossen zu verteidigen.
Peisch äußerte, es sei unklar, welche Vorwürfe und Argumente China bei einer möglichen Beschwerde bei der WTO gegen die EU-Zollaktion vorbringen könnte.