Zehn Billionen Dollar: Der Preis eines Krieges zwischen China und Taiwan
Krieg zwischen China und Taiwan könnte Weltwirtschaft 10 Billionen US-Dollar kosten. Halbleiterindustrie spielt eine Schlüsselrolle. Das sind die Hintergründe.
In Taiwan werden an diesem Wochenende ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt. Kurz vor dem Urnengang geht wieder das Gespenst eines Krieges zwischen China und der abtrünnigen Provinz um.
Wirtschaftliche Katastrophe: Die globalen Kosten eines Krieges
Ein Waffengang zwischen den beiden Teilen Chinas hätte verheerende Folgen für die Weltwirtschaft. Bloomberg Economics schätzt die Kosten auf rund 10 Billionen US-Dollar oder 10 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Dies würde die Folgen des Krieges in der Ukraine, der COVID-Pandemie und der globalen Finanzkrise in den Schatten stellen.
Wie wahrscheinlich ein Krieg ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen – aber die Gefahr ist real. Am Dienstag hatte der chinesische Botschafter in den USA, Xie Feng, eine klare Grenze gezogen. Eine Unabhängigkeit Taiwans sei mit dem Frieden in der Meerenge so unvereinbar wie Feuer mit Wasser.
US-Unterstützung und ihre Folgen: Taiwan zwischen den Fronten
Die Regierung in Washington und einige ihrer Verbündeten haben in den vergangenen Jahren separatistische Tendenzen in Taiwan unterstützt. Bei Bloomberg heißt es deshalb, der Ausgang der Wahl werde auch über das Verhältnis zwischen Taiwan und den USA entscheiden.
Die Strategen im Weißen Haus könnten bitter enttäuscht werden. Denn führende Politiker des Inselstaates setzen auf ein entspanntes Verhältnis zum großen Nachbarn.
Lai Ching-te, derzeit Vizepräsident der Demokratischen Fortschrittspartei, will die Beziehungen zu Beijing nicht stören. Seine Gegenkandidaten - Hou Yu-ih von der Kuomintang und Ko Wen-je von der Taiwanesischen Volkspartei – wollen das Verhältnis zur Volksrepublik sogar verbessern.
Gelassene Reaktion Chinas: Keine Anzeichen einer Invasion
In der Volksrepublik reagiert man deshalb auch relativ gelassen auf die bevorstehende Wahl. Auf eine Invasion bereitet sich die Volksbefreiungsarmee offenbar nicht vor. Bislang konnte nicht festgestellt werden, dass sie Truppen an der Küste zusammenzieht. Das Risiko einer Invasion ist also gering.
Pentagon-Strategien: Vorbereitung auf das Schlimmste
Im Pentagon spielt man dennoch Szenarien durch, wie sich die Beschlagnahme von Taiwans vorgelagerten Inseln auswirken würde. Oder was passiert, wenn eine chinesische Invasion im großen Stil stattfindet. Neben dem US-Militär sind an diesen Planspielen auch Thinktanks aus den USA und Japan beteiligt, heißt es bei Bloomberg.
Taiwans Schlüsselrolle: Die Halbleiter-Industrie
Die Bedeutung Taiwans ergibt sich unter anderem aus seiner Halbleiter-Industrie. Dort werden die meisten fortschrittlichen Computerchips gefertigt sowie eine Vielzahl älterer Modelle.
Sollte diese Industrie nicht mehr arbeiten und die Welt beliefern können, hätte dies erhebliche Folgen. Rund 5,6 Prozent der weltweiten Wertschöpfung stammen aus Sektoren, die auf eine Zulieferung von Computerchips angewiesen sind. Das entspricht einem Wert von rund 6 Billionen US-Dollar.
Bloomberg-Analyse: Zwei Szenarien mit gravierenden Folgen
Bloomberg Economics hat nun zwei Szenarien untersucht. Zum einen eine chinesische Invasion Taiwans, die die USA in einen lokalen Konflikt verwickeln würde. Zum anderen eine Blockade, die Taiwan vom Welthandel abschneiden würde.
Beide Szenarien hätten erhebliche Auswirkungen auf das globale BIP, insbesondere durch Störungen in der Halbleiter-Lieferkette, Unterbrechungen im Schiffsverkehr, Handelssanktionen und Zölle sowie Auswirkungen auf die Finanzmärkte.
Die globale Dimension: Auswirkungen auf andere Länder
Auch andere Länder wären von einem Konflikt betroffen. Vor allem die großen Volkswirtschaften würden durch fehlende Halbleiter den größten Schaden anrichten.
Die Produktion von Laptops, Tablets und Smartphones käme zum Erliegen. Auch die Automobilindustrie und andere Sektoren, die Chips der unteren Preisklasse verwenden, würden erheblichen Schaden erleiden.
Wirtschaftliche Prognosen: Blockade vs. Krieg
Bloomberg Economics schätzt, dass im Falle einer einjährigen Blockade Taiwans das taiwanesische BIP um 12,2 Prozent und das der Weltwirtschaft um 5 Prozent sinken würde. Im Vergleich zu einem Kriegsszenario wären die Auswirkungen geringer, da einige Schocks wie Handelszölle und Unterbrechungen im Seeverkehr weniger stark ausfallen würden.
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