Zoll-Hammer: USA verhängen Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus der EU

Matthias Lindner
Flüssigmetall aus Tanks im Stahlwerk

(Bild: Shestakov Dmytro / Shutterstock.com)

Donald Trump verschärft Ton im Handelsstreit mit EU. Er will ab 12. März Strafzölle auf Stahl und Aluminium erheben. Was das für deutsche Unternehmen bedeutet.

Zwischen der Europäischen Union und den USA droht ein neuer Handelskonflikt. US-Präsident Donald Trump hatte jüngst angekündigt, Zölle auf Waren aus Europa erheben zu wollen. Am Montag unterzeichnete er schließlich zwei Proklamationen, nach denen ab dem 12. März Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU vorgesehen werden.

EU-Kommissionspräsidentin kündigt Gegenmaßnahmen an

Die Europäische Union reagierte prompt und kündigte Vergeltungsmaßnahmen an. "Ich bedauere die Entscheidung der USA, Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumexporte zu erheben, zutiefst", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen laut Bloomberg. Ungerechtfertigte Zölle auf die EU würden nicht unbeantwortet bleiben, sondern "entschlossene und angemessene Gegenmaßnahmen auslösen".

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz betonte die Geschlossenheit der EU. In einer Rede am Dienstag sagte er laut Bericht: "Wenn die USA uns keine andere Wahl lassen, dann wird die Europäische Union darauf geschlossen reagieren. Als größter Markt der Welt mit 450 Millionen Bürgern haben wir die Stärke dazu."

Sollten die Europäer ihre Drohungen wahr machen, könnte Trump weiter eskalieren. Er bekräftigte jetzt, dass er Länder mit weiteren Zöllen belegen werde, sollten sie ihrerseits Waren aus den USA mit Zöllen belegen. Dann könnten Abgaben auf Autos und Halbleiter sowie auf andere Warengruppen erhoben werden.

Stahl- und Aluminiumzölle bereits 2018 eingeführt

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump zu diesem handelspolitischen Druckmittel greift, um eine Industrie in den USA wiederzubeleben. Bereits 2018 hatte er unter Berufung auf nationale Sicherheitsbedenken Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumexporte in Höhe von fast sieben Milliarden US-Dollar verhängt.

Die EU revanchierte sich damals mit Vergeltungszöllen auf politisch sensible US-Produkte wie Harley-Davidson-Motorräder und Levi’s-Jeans. 2021 einigten sich beide Seiten auf einen vorübergehenden Waffenstillstand. Die USA hoben ihre Maßnahmen teilweise auf, während die EU alle Gegenzölle einfror.

Folgen für die deutsche Stahlindustrie

Für die deutsche Stahlindustrie sind die USA außerhalb Europas der wichtigste Exportmarkt, erklärt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Rund 20 Prozent des gesamten deutschen Rohstahls gehen in die Vereinigten Staaten, vorwiegend hochwertige Spezialstähle. Deutschland ist für ein Viertel der gesamten EU-Stahlexporte in die USA verantwortlich. Rund 80 Prozent des deutschen Stahlexports verbleiben innerhalb Europas.

Dennoch dürften sich laut IW die Auswirkungen auf die deutsche Gesamtwirtschaft zunächst in Grenzen halten, da der Anteil der USA an den deutschen Metallexporten 2023 nur etwa vier Prozent betrug.

Die IW-Experten warnen jedoch vor indirekten Folgen der US-Zölle. Da die USA mit rund 17 Millionen Tonnen Rohstahl ein wichtiger Importeur sind, könnte Trumps Protektionismus zu einer Umlenkung der Exporte aus Drittländern in die EU führen, was hier den Konkurrenzdruck hierzulande erhöhen dürfte. Zudem wären auch indirekte Stahlexporte betroffen, etwa in Autos oder Maschinen, sollte Trump seine Zolldrohungen auf diese Produkte ausdehnen.

EU muss neue handelspolitische Strategien entwickeln

Trumps Zölle setzen die europäische Stahlindustrie zusätzlich unter Druck. Neben den hohen Energiepreisen und den weiter steigenden globalen Überkapazitäten, hauptsächlich in China, führt dies zu einer schleichenden Schrumpfung der heimischen Metallproduktion. Zwischen 2017 und 2022 sank die preisbereinigte Wertschöpfung der EU-Metallherstellung drastisch – in Deutschland um ein Drittel, in Frankreich sogar um 53 Prozent.

Das IW fordert deshalb neue handelspolitische Strategien der EU, um effizient produzierende Stahlunternehmen zu schützen. Der geplante CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) soll zwar klimaschutzbedingte Wettbewerbsnachteile ausgleichen. Doch er bietet laut IW bisher keinen ausreichenden Schutz für Exporteure.

Die EU-Handelsminister wollen nun am Mittwoch in einer Videokonferenz über die nächsten Schritte beraten. Denkbar wäre eine schnelle Wiedereinführung der 2018 verhängten Gegenzölle. Zudem könnte die EU eine zusätzliche Vergeltungsliste erarbeiten, um die Auswirkungen der neuen US-Zölle zu berücksichtigen. Ein neuer transatlantischer Handelskonflikt scheint kaum noch abwendbar.