Zu fett

Seite 3: Die Fresswelle in Amerika

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In den USA hatte man während der Kriegsjahre nicht sonderlich Hungers gelitten, es gab also nicht die plötzlich wie ein Pizzateig aufgehenden Erhards wie in Deutschland. Aber die Frauengeneration von "Rosie the Riveter" ("Rosie, die Nieterin") —der Frauen, die in der Rüstungsindustrie arbeiteten — fehlte jetzt in der Küche.

James M. Cains Spannungsroman "Mildred Pierce" rückt seine Geschichte in die Zeit der Weltwirtschaftskrise, die in Amerika 1941, als der Roman erschien, noch immer nicht abgeebbt war. Mildreds Mann hat sie verlassen, die Frau kann ihn weder durch Sex noch durch ihre Kochkünste halten. Die Tochter hat nichts weiter als Verachtung für die Mutter übrig. Aber es gelingt Mildred, eine McDonald's-Karriere im kleinen Rahmen aufzubauen, sie wird eine erfolgreiche Geschäftsfrau, bis ihr der ganze Pallawatsch zuletzt doch um die Ohren fliegt.

Cain, bis dahin bekannt als das 20-Minuten-Ei der hartgesottenen ("hard-boiled") Schule à la Hammett und Chandler, schreibt hier in der dritten Person und im Tonfall einer amerikanischen Jane Austen, man könnte sagen, "nicht un-tuntig". Vor allem aber geht es Cain um traditionelle Werte, auf Deutsch bekannt als "Kinder, Küche und Kirche" — im Grunde sind das die gleichen Werte, die auch die Nazis in Deutschland hochhielten. Sein Thema ist der bejammernswerte Zerfall der amerikanischen Werte - und die Hauptschuld daran trägt eben immer wieder die Frau, die vergisst, dass ihr Hauptwirkungsbereich in ihrem Home und in der Mitte ihrer Familie angesiedelt ist. Die eigentliche Verderbnis geht natürlich immer von den fremdrassigen Menschen aus, von Griechen oder Mexikanern, oder von Homosexuellen.

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