Zwanzig Jahre nach der US-Invasion in den Irak ‒ Erinnerung an ein Menschheitsverbrechen

Seite 4: "Kulturelle Säuberung"

Opfer von Mord und Vertreibung wurden auch die intellektuellen Eliten des Landes. Tausende Ärzte, Wissenschaftler, Fachleute und Künstler wurden von Todesschwadronen ermordet, verschwanden in Kerkern oder wurden zur Flucht ins Ausland gezwungen.

Die mit dem Plündern und Brandschatzen von Ministerien, Museen und Bibliotheken begonnene Zerstörung des kulturellen und gesellschaftlichen Erbes und Identität des Landes, die das Wiedererstarken einer eigenständigen Nation langfristig verhindern soll, wurde somit durch die Ausschaltung der intellektuellen Eliten fortgesetzt.

Die Autoren eines von den US-amerikanischen und kanadischen Politologen Raymond Baker, Shereen Ismael und Tareq Ismael Juni 2009 herausgegebenen Sammelbandes klagen dies als "kulturelle Säuberung" an.

Das von ihnen zusammengetragene Material zeige "auf überzeugende Weise, die umfassende Zersetzung der einheitlichen Kultur unter der Besatzung und den Ausbruch sektiererischer Feindseligkeiten, die es zuvor nicht gab", fasste der ehemalige UN-Koordinator für die humanitäre Hilfe im Irak, Hans von Sponeck, einen ihrer wichtigsten Anklagen zusammen. Die Autoren liefern zudem zahlreiche Belege und Indizien dafür, dass es systematische Pläne gab, "den Irak seines Gehirnes zu entledigen".

Ziel war die "Formbarkeit" der irakischen Gesellschaft durch Beseitigung des Teils der Intelligenz, den eine so komplexe Gesellschaft für ihren Zusammenhalt benötigt, so der Amtsvorgänger Hans von Sponecks im Irak, Dennis Halliday, wie auch die Zerstörung der "zeitlosen und ineinander verwobenen Kultur" – beides "entscheidend für die Anerkennung der einheitlichen Identität" des Landes und des "hart erarbeiteten Nationalbewusstseins durch die verschiedenen Völker des Irak".

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