Globale Methan-Emissionen erreichen Rekordhöhe

Bernd Müller
Darstellung der Emissionen aus der Landwirtschaft

Konzentration des starken Treibhausgases Methan in der Atmosphäre ist so hoch wie nie. Der Mensch ist Hauptverursacher – doch es gibt Wege, den Methan-Fußabdruck zu senken.

Methan ist nach Kohlendioxid (CO2) das zweitwichtigste Treibhausgas, das durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre gelangt. Doch während CO2 seit Langem im Fokus der Klimadebatte steht, wird die Bedeutung von Methan oft unterschätzt. Zu Unrecht, wie der aktuelle Bericht zum "Global Methane Budget 2000-2020" zeigt, den ein internationales Wissenschaftlerteam jetzt vorgelegt hat.

Das Ergebnis ist alarmierend: Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre ist so hoch wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren. 2020 erreichten die globalen Methan-Emissionen mit geschätzten 608 Millionen Tonnen einen neuen Rekordwert – 12 Prozent mehr als im Durchschnitt der 2000er Jahre.

"Methan ist ein starker Treiber der globalen Erwärmung", erklärt Co-Autor Sergio Noce vom Euro-Mediterranean Center on Climate Change (CMCC). "In den letzten fünf Jahren sind die Methankonzentrationen schneller gestiegen als in jedem anderen Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen."

Mensch ist Hauptverursacher des Methan-Anstiegs

Doch woher stammt das klimaschädliche Gas? Der mit Abstand größte Teil – rund 65 Prozent – geht direkt auf menschliche Aktivitäten zurück. Vor allem drei Bereiche fallen ins Gewicht:

  • Die Landwirtschaft, insbesondere Viehhaltung und Reisanbau, ist für etwa 40 Prozent der anthropogenen, also vom Menschen verursachten, Methan-Emissionen verantwortlich. Grund ist, dass Wiederkäuer wie Rinder bei der Verdauung große Mengen Methan ausstoßen und beim Reisanbau methanbildende Bakterien aktiv sind.
  • Fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle tragen rund 34 Prozent bei. Methan entsteht hier sowohl bei der Förderung als auch beim Transport und bei der Nutzung der Energieträger.
  • Auf Mülldeponien und in Abwässern bildet sich Methan bei der Zersetzung organischer Abfälle unter Luftabschluss.

Doch auch natürliche Quellen spielen eine wichtige Rolle. "Nach verschiedenen Schätzungen machen natürliche Methan-Emissionen etwa 35 bis 45 Prozent der gesamten jährlichen Emissionen aus", so Noce. Hauptquellen sind Feuchtgebiete und Binnengewässer wie Seen und Flüsse. Dort entstehen durch biologische Prozesse ebenfalls große Mengen des Treibhausgases.

Methan-Emissionen heizen Klima kurz- und langfristig auf

Einmal in die Atmosphäre gelangt, entfaltet das geruchlose Gas seine volle Wirkung als Treibhausgas. Methan hat eine deutlich stärkere Klimawirkung als das bekanntere CO2 – allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum, da es in der Atmosphäre schneller abgebaut wird.

Klimaforscher unterscheiden daher zwei Werte: Über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet (GWP20) ist Methan 80- bis 85-mal klimawirksamer als CO2. Auf 100 Jahre gerechnet (GWP100) beträgt die Klimawirkung immer noch das 28- bis 34-fache.

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Der GWP20-Wert ist relevant, um kurzfristige Klimaziele zu erreichen und gefährliche Kipppunkte im Klimasystem zu vermeiden. Der GWP100 wird hingegen für langfristige Klimastrategien und internationale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen herangezogen.

Zwei Tonnen CO2 pro Kopf durch Methan

Doch wie groß ist eigentlich der Methan-Fußabdruck jedes Einzelnen? Darüber macht der Bericht keine direkten Angaben. Gleichwohl lässt er sich anhand der Daten abschätzen.

Demnach verursacht jeder Mensch auf der Erde pro Jahr im Schnitt Methan-Emissionen von etwa 76 Kilogramm. Das mag zunächst wenig erscheinen. Doch hochgerechnet auf die Klimawirkung entspricht dies mehr als zwei Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr.

In der Realität sind die Unterschiede jedoch enorm: In Industrieländern mit hohem Fleischkonsum und großem Energieverbrauch liegt der Wert um ein Vielfaches höher als in ärmeren Regionen.

Reduktion von Methan als Hebel für Klimaschutz

Die gute Nachricht: Im Kampf gegen die Erderwärmung könnte eine Verringerung der Methan-Emissionen vergleichsweise schnell Wirkung zeigen. Denn im Gegensatz zu CO2, das teils Jahrhunderte in der Atmosphäre verbleibt, baut sich Methan innerhalb von rund zwölf Jahren ab.

"Die Verfolgung der Methan-Emissionen und die genaue Beobachtung ihrer Entwicklung sind für wirksame Klimaschutzmaßnahmen von entscheidender Bedeutung", betont Noce. Neue Satellitentechnologien ermöglichen es inzwischen, große Methan-Quellen wie Öl- und Gasanlagen, Deponien oder Kohleminen präzise zu überwachen.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Methan-Emissionen zu reduzieren: in der Landwirtschaft etwa durch optimiertes Futter und eine Begrenzung der Massentierhaltung. In der Abfallwirtschaft helfen Kompostierung, Recycling und Biogasanlagen. Und im Energiesektor führt der Umstieg auf Erneuerbare automatisch zu einem Rückgang des Treibhausgases.

Jeder Einzelne kann durch Verhaltensänderungen wie die Reduzierung des Fleischkonsums oder Energiesparmaßnahmen dazu beitragen, seinen persönlichen Methan-Fußabdruck zu verkleinern. Experten schätzen, dass sich die globalen Methan-Emissionen aus menschlichen Quellen bis 2030 um mindestens 30 Prozent senken ließen – mit enormen Auswirkungen auf das Klima.