Hat Elon Musk Tesla in die Sackgasse manövriert?

Bernd Müller
Tesla Automobil Dearship außen und Warenzeichen-Logo

(Bild: Ken Wolter / Shutterstock.com)

Tesla steckt in der Krise: Die Verkäufe brechen ein, ein günstiges Modell gibt es nicht. Stattdessen setzt Chef Elon Musk alles auf eine riskante Karte.

Tesla, der Pionier unter den Herstellern von Elektroautos, befindet sich im Umbruch. Die Verkaufszahlen sinken weltweit und ein kostengünstiges Modell lässt nach wie vor auf sich warten. Stattdessen fokussiert sich Tesla-Chef Elon Musk nun auf die Entwicklung eines selbstfahrenden Robotaxis.

Aus der Traum vom 25.000-Dollar-Tesla

Wie Reuters jetzt berichtet, hatten weder Musk noch das Unternehmen bestätigt, dass das oft als "Model 2" bezeichnete Auto gestrichen wurde. Es wurde so genannt, weil sein Preis unterhalb des bislang günstigsten "Model 3" angesiedelt sein sollte.

Einen entsprechenden Reuters-Bericht hatte Musk mit den Worten kommentiert: "Reuters lügt". Das hatte zwar den Kursverfall der Aktien aufhalten können, sorgte aber auch für Verwirrung im Unternehmen, heißt es jetzt.

In den Führungsetagen von Tesla machte man sich auch Sorgen darüber, dass Musk damit die Börsenaufsicht SEC auf den Plan rufen könnte. Schließlich könnte Musk Äußerung auch so aufgefasst werden, dass er die Anleger bewusst getäuscht hat, denn die Produktpalette fließt in die Bewertung des Unternehmens mit ein.

2025: Absatzzahlen sinken weiter, Konkurrenz wächst

Wie auch immer Musks Auftreten eingestuft werden wird – die Probleme von Tesla sind nicht verschwunden. Das Unternehmen steht mit "einer veralteten Produktpalette" da, heißt es bei Reuters, und die Absätze sind weiterhin rückläufig.

Dies belegen die Verkaufszahlen aus Frankreich, dem zweitgrößten Markt für Elektroautos in der Europäischen Union. Im Mai wurden hier nach Angaben des französischen Branchenverbands Plateforme Automobile nur 721 Fahrzeuge verkauft. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ist das ein Rückgang von 67 Prozent.

Vor nicht einmal zwei Wochen hatte Musk noch im Interview mit Bloomberg behauptet, die Wende bereits geschafft zu haben. Außerdem würden alle Autohersteller in Europa unter einem Umsatzrückgang leiden.

Auch das entspricht nicht ganz der Wahrheit, wie Bloomberg deutlich macht: Volkswagen, Renault und BMW haben demnach in den ersten vier Monaten ihre Auslieferungen steigern können.

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Ob sich der Trend auch in Deutschland fortsetzt, wird sich in Kürze zeigen. Das Kraftfahrt-Bundesamt präsentiert voraussichtlich am 6. Juni die Zulassungsdaten für die Bundesrepublik.

Auch wenn Tesla sich entschließen sollte, ein Modell für den Massenmarkt in Europa zu produzieren, könnte der Markt schon weitgehend aufgeteilt sein. Der chinesische Hersteller BYD dürfte sich längst einen großen Anteil am Markt für erschwingliche Elektroautos gesichert haben.

Laut Reuters verkaufte BYD im April erstmals mehr Fahrzeuge in Europa als Tesla. Und im Segment der erschwinglichen Elektroautos sind die Chinesen längst zum globalen Marktführer aufgestiegen. Das Einstiegsmodell Seagull wird in China für weniger als 10.000 US-Dollar angeboten und auf den Exportmärkten wird es etwa zum doppelten Preis verkauft.

Im April verkaufte der chinesische Autohersteller BYD erstmals mehr Fahrzeuge als Tesla in Europa und übernahm damit weltweit die Führung bei erschwinglichen Elektroautos. Das Einstiegsmodell Seagull von BYD kostet in China weniger als 10.000 US-Dollar und wird auf den Exportmärkten zu mehr als dem doppelten Preis verkauft, was deutlich preiswerter ist als das Tesla Model 3, das für rund 42.000 Euro angeboten wird.

Teslas große Wette auf das Robotaxi

Anstelle eines 25.000-Dollar-Autos, das 2024 ad acta gelegt wurde, setzt Elon Musk nun voll auf die Entwicklung eines selbstfahrenden Robotaxis namens "Cybercab". Tesla plant nach Angaben von Bloomberg, ein eigenes Fahrdienstnetzwerk aufzubauen, das aus den speziellen Cybercabs und privaten Teslas besteht, die ihre Besitzer ähnlich wie bei Airbnb für die Flotte freigeben können.

Herzstück des Robotaxis soll Teslas Autopilot-Software "Full Self Driving" (FSD) werden. Sie soll von einem vom Nutzer überwachten Assistenzsystem zu einer Plattform weiterentwickelt werden, die verschiedene Fahrzeugtypen vollkommen autonom steuern kann. Doch dieser Weg ist steinig und mit vielen regulatorischen Hürden verbunden.

Tesla testet derzeit fahrerlose Autos mit der FSD-Software auf öffentlichen Straßen in Austin, Texas. Schon am 12. Juni 2025 soll dort ein erster, begrenzter Pilotbetrieb mit Robotaxis starten. Doch die Software ist bislang nicht ausgereift und erfordert bisher die volle Aufmerksamkeit des Fahrers.

Um den regulatorischen Spielraum zu erweitern, hat Tesla eine Lobbyoffensive in Washington gestartet. Musk und sein Team setzen sich beim Kongress für eine AV-freundliche Gesetzgebung ein. Denn Tesla verfolgt bei der Entwicklung des autonomen Fahrens einen anderen Ansatz als die Konkurrenz und setzt ausschließlich auf Kameras, ohne Lidar oder Radar.

Investoren beobachten Teslas Wandel genau

Für Tesla-Investoren ist die Entwicklung des Unternehmens ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verspricht das Robotaxi-Projekt große Zukunftschancen und könnte Tesla an die Spitze eines gänzlich neuen Marktes katapultieren. Andererseits birgt der Strategiewechsel auch Risiken.

Das Aus für das 25.000-Dollar-Auto im Jahr 2024 könnte das Wachstum auf dem Massenmarkt langfristig bremsen. Und ob es Tesla gelingt, mit seinem kamerabasierten Ansatz ein sicheres und zuverlässiges autonomes Fahrsystem zu entwickeln, bleibt abzuwarten. Noch ist unklar, wie sich mit den Robotaxis Geld verdienen lässt.