Trump-Zölle: EU schlägt mit gleicher Münze zurück
Die EU droht mit massiven Vergeltungszöllen, sollten die USA neue Strafzölle einführen. Für Deutschland hätte das gravierende Folgen.
Die Handelskonflikte zwischen den USA und ihren wichtigsten Partnern spitzen sich zu. Nur zwei Wochen vor Ablauf einer Frist, die US-Präsident Donald Trump selbst gesetzt hat, stocken viele der Verhandlungen. Ab dem 9. Juli drohen Ländern ohne bilaterales Abkommen sogenannte "Liberation Day"-Zölle, die weit über dem derzeitigen Basisniveau von zehn Prozent liegen.
EU droht mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte
Besonders die Europäische Union geht auf Konfrontationskurs. Sie plant Vergeltungszölle auf US-Importe, darunter auch auf Flugzeuge von Boeing, sollte Trump wie erwartet eine Grundsteuer auf EU-Waren einführen.
"Wir werden in einigen Schlüsselbranchen mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren und für ein neues Gleichgewicht sorgen müssen, wenn die USA auf einem asymmetrischen Abkommen bestehen", erklärte der EU-Industriekommissar Stéphane Séjourné gegenüber Bloomberg.
Die EU hat bereits Zölle auf US-Waren im Wert von 21 Milliarden Euro genehmigt, die schnell umgesetzt werden können. Zudem bereitet sie eine zusätzliche Liste mit Zöllen auf US-Produkte im Wert von 95 Milliarden Euro vor. Damit würde sie auf Trumps sogenannte Gegenzölle und Autozölle reagieren.
Massive Verluste für deutsche Wirtschaft befürchtet
Für Deutschland hätte eine weitere Eskalation gravierende Folgen. Laut Simulationen des ifo-Instituts könnte die Industrie im schlimmsten Fall – bei US-Zöllen von 50 Prozent auf EU-Importe plus zusätzlichen produktspezifischen Zöllen – mittelfristig um 2,8 Prozent schrumpfen. Die Exporte in die USA würden dann um 38,5 Prozent einbrechen.
Besonders die Auto- und Pharmaindustrie wären betroffen: Autobauer müssten mit Wertschöpfungsverlusten von bis zu sechs Prozent rechnen, Pharmaunternehmen sogar mit bis zu neun Prozent. Auch der Maschinenbau und andere verarbeitende Industriezweige würden entlang der gesamten Wertschöpfungskette leiden.
Auch andere Länder ringen um Handelsabkommen
Doch nicht nur die EU steht unter Druck. Auch Verhandlungen der USA mit anderen wichtigen Handelspartnern wie Indien, Japan und Südkorea kommen nur schleppend voran. Einzig Großbritannien hat bisher etwas auf Papier – allerdings behält der Pakt den umstrittenen Gegenzugsatz von zehn Prozent bei. Die Zölle auf britischen Stahl in Höhe von 25 Prozent sind allerdings noch ungeklärt.
Viele Beobachter gehen davon aus, dass die meisten US-Zölle auch bei einer Einigung bestehen bleiben werden, darunter ein Basiszollsatz von zehn Prozent. Das Vereinigte Königreich akzeptierte diesen Satz in seinem Abkommen mit den USA.
"Ich verstehe, dass die USA sehr stark mit 10 Prozent als Basis arbeiten", sagte EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič. Auch er kündigte an, dass die EU Ausgleichsmaßnahmen ergreifen werde, "die europäische Unternehmen und Arbeitnehmer schützen würden, falls wir keine faire, ausgehandelte Lösung erreichen".
Unsicherheit belastet Weltwirtschaft
Experten warnen, dass die enorme Unsicherheit durch die unberechenbare US-Handelspolitik die Weltwirtschaft belastet. Umfragen zeigen einen Vertrauensverlust bei Unternehmen und Verbrauchern. Viele rechnen mit steigenden Kosten durch die Zölle.
Die Industrie blickt daher mit Sorge auf den 9. Juli, wenn Trumps Zollpause endet. Eskalieren die Konflikte weiter, etwa durch Importbeschränkungen für wichtige Rohstoffe, könnte sich die Lage schnell zuspitzen. Die deutsche Wirtschaft steht angesichts der US-Zollkeule vor schwierigen Zeiten.