Wandern in Griechenland: Welche Gefahren Olymp und Samaria-Schlucht auf Kreta haben

Nicolas Kaufmann
Die Samaria-Schlucht in Griechenland

Die Samaria-Schlucht ist wunderschön – aber auch nicht ungefährlich

(Bild: npp_studio/Shutterstock.com)

Griechenlands Berge und Schluchten sind beliebte Ausflugsziele – doch immer wieder kommt es zu Unfällen. Welche Stellen besonders gefährlich sind, und was Touristen beachten sollten.

Der Olymp ist von einer faszinierenden Landschaft umgeben, aber kein harmloses Ziel. Anfang Juni erlitt ein US-Amerikaner dort schwere Verletzungen und musste per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden.

Nur wenige Tage zuvor verlor eine bulgarische Familie in über 2600 Metern Höhe die Orientierung, nachdem Schnee, Regen und starker Wind eingesetzt hatten. Im Mai stürzte ein deutscher Tourist schwer, im April kam eine Frau dort ums Leben.

Wodurch entstehen diese Gefahren?

"Der Olymp hat sehr schnelle und unvorhersehbare Wetterwechsel, besonders nach dem Mittag. Nebel, Regen und Gewitter können den Weg unübersichtlich und gefährlich machen", warnt Naoum Oikonomou vom Griechischen Roten Kreuz Katerini gegenüber Telepolis. Jährlich erreichen die Feuerwehr Hunderte Notrufe von Wanderern.

Häufig seien Verletzungen oder Todesfälle durch Stürze, Erdrutsche, Orientierungsverlust, extreme Wetterbedingungen oder Unfälle in schwer zugänglichen Gebieten. Demnach sterben in Griechenlands Bergen pro Jahr mehr als zwei Menschen, Dutzende verletzen sich.

Welche Routen am Olymp sind besonders gefährlich?

"Wanderer sollten den Berg mit Respekt betrachten", mahnt Georgios Roumeliotis von der Epomea gegenüber Telepolis. Besonders gefährlich seien die Gipfelroute Skala und die steile Passage Louki zum Hauptgipfel Mýtikas in 2918 Meter Höhe.

Ebenso gefährlich sei der Aufstieg von der Hütte Christakis auf 2550 Höhenmeter. Oikonomou zufolge besteht besonders nahe den Gipfeln wie Zonaria, Louki Mytikas, Louki Stefaniou und Skala Absturzgefahr. Diese sei auf steile Klippen und rutschigen Untergrund zurückzuführen, der besonders nach Regen oder Frost gefährlich werde.

Wie lässt sich das Risiko bei Olymp-Touren minimieren?

Meni Kurkouta vom Griechischen Rettungsteam (HRT) empfiehlt, bei gesundheitlichen Problemen vor einer Bergtour einen Arzt zu konsultieren. Auch die Feuerwehr rät, die Schwierigkeit der gewählten Wanderwege der körperlichen Verfassung anzupassen. Ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Personen sollten in Gruppen wandern.

Wanderer sollten sich außerdem vorab über Strecke wie auch Wetter informieren und Angehörige oder die Unterkunft über die geplante Route in Kenntnis setzen. Wegen eines eingeschränkten Handyempfangs sei ein Funkgerät "ein Muss für jeden Bergsteiger", so Kurkouta.

Über die Notruffrequenz des HRT könne man Hilfe rufen. Bei Netzproblemen kann der SMS-Versand helfen, da die Nachrichten manchmal zumindest verzögert ankommen. Und in Notfällen ist die 112 zu wählen.

Welche Ausrüstung empfehlen Experten?

"Wir sollten wissen, dass alle 100 Höhenmeter die Temperatur um 0,5 Grad abnimmt, sodass wir immer die richtige Kleidung dabei haben sollten", warnt Roumeliotis.

Zur empfohlenen Ausrüstung zählen demnach Wanderkleidung und -stöcke, aber auch Sonnencreme, Hut und Sonnenbrille. Darüber hinaus sollte man mindestens 1,5 Liter Wasser, energiereiche Snacks, Karten, Handy mit Ersatzakku, GPS-Gerät, Stirnlampe und ein Erste-Hilfe-Set mitführen.

Wann ist die sicherste Zeit für Wanderungen auf dem Olymp?

Laut Kurkouta steigt im Winter und Frühjahr in tiefer gelegenen Gebieten wie der Enipeas-Schlucht durch die Schneeschmelze das Risiko von Sturzbächen. Die sicherste Wanderzeit sei allgemein von Mai bis September.

Welche Gefahren bestehen in der Samaria-Schlucht?

Auch in der Samaria-Schlucht kommt es regelmäßig zu Unfällen. Im Februar starb ein 21-jähriger Deutscher, im April überlebte ein Niederländer einen Sturz aus 25 Metern mit schweren Verletzungen.

Mitte Mai wurde ein französischer Tourist von einem herabfallenden Stein am Kopf verletzt. Schon im Vorjahr war eine deutsche Touristin durch einen Steinschlag ums Leben gekommen.

Welche Maßnahmen wurden daraufhin getroffen?

Nach dem tödlichen Unglück wurde der Nationalpark Samaria vorübergehend geschlossen, Geologen untersuchten das Gebiet. In der Folge wurden die Wege repariert, Warnschilder aufgestellt und die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Das Risiko von Erdrutschen blieb jedoch laut Behörden unverändert. Im vergangenen November kündigte die zuständige Organisation für natürliche Umgebung und Klimawandel (Necca) schließlich Investitionen an, um den zentralen Pfad im Küstenort Agia Roumeli, dem Südeingang der Schlucht, zu verbessern.

Seit Mai ist die längste Schlucht des Landes wieder geöffnet. Die Necca verweist darauf, dass Besucher im Park "die volle Verantwortung für ihre eigene Sicherheit" übernehmen und mögliche Risiken akzeptieren.

Es ist Pflicht, geeignete Schuhe und Schutzhelme zu tragen, welche am Eingang kostenlos verliehen werden. Zudem sollten Besucher Sicherheitsabstände einhalten. Erstmals soll ein sogenanntes Nowcasting-Verfahren mit dem Einsatz von Wetterstationen kurzfristig Unwetterwarnungen für gefährdete Bereiche der Schlucht ermöglichen. Vor dem Besuch gilt es, mögliche Schließungen wegen Unwetter, Erdbeben oder Brandgefahr zu prüfen.

Wie gestaltet sich der Weg durch die Samaria-Schlucht?

Die Samaria-Schlucht ist Teil des europäischen Fernwanderwegs E4. Das Wandern ist ausschließlich auf dem 13 Kilometer langen Hauptweg erlaubt, der bei Xyloskalo auf 1227 Meter Höhe beginnt und in Agia Roumeli endet. Die Route beginnt mit einem Waldabschnitt, gefolgt von einem felsigen Flussbett. Der Einstieg ist sowohl in Xyloskalo als auch in Agia Roumeli möglich, wobei Ersterer der beliebtere Startpunkt ist.

"Das größte Problem ist, dass es keinen anderen Ausgang gibt", sagt Georgios Roumeliotis von der Rettungsorganisation Epomea gegenüber Telepolis. Wanderer verbringen somit oft mehrere Stunden in der Schlucht. Nach Angaben des Betreibers dauert die Wanderung etwa sechs bis sieben Stunden.

Zu beachten ist dabei, dass der Nationalpark bis spätestens 18 Uhr verlassen werden muss. Wanderer können die Strecke aber auch verkürzen: die bekannteste und beeindruckendste Stelle, "Portes" ("Eiserne Tore"), an der sich die hohen Felswände auf bis zu drei Meter nahekommen, ist bereits nach einer Wanderung von 1,5 Kilometer von Agia Roumeli erreicht.

Welche Gefahren bestehen in der Schlucht?

Laut Kurkouta bestehen in der Samaria-Schlucht Gefahren durch rutschiges Gelände, Steinschläge und Erschöpfung aufgrund der Sommerhitze. Aber auch der Herbst – insbesondere ab September – berge Gefahren, da Regenfälle Überschwemmungen und Felsstürze auslösen könnten.

Was gehört zu einer empfohlenen Ausrüstung?

Der ADAC rät für eine Wanderung in der Schlucht zu einer "guten Kondition, Trittischerheit, festem Schuhwerk, Sonnenschutz, Proviant und genügend Wasser".