Bunsenbrenner schrieb am 01.01.2020 15:26:
alt_und_naiv schrieb am 31.12.2019 20:34:
Ob Frau Klatten ihr Aktienpaket besitzt oder eine andere Person, was ändert das an den Verhältnissen bei BMW? Ihre unternehmerische Leistung besteht darin, Tochter zu sein.
Entschuldigung - aber das ist betriebswirtschaftlicher und unternehmerischer Unfug.
Quandt hat das Unternehmen aufgebaut und damit das Vermögen erwirtschaftet. Nicht zusammengeklaut - erwirtschaftet. Das ist ein Familienunternehmen. Da steckt auch sowas wie Tradition drin. Vermächtnis. Und wenn die Klatten das Zeugs jetzt geerbt hat, ist es doch immernoch ein Familienunternehmen und da gilt es, die Tradition zu wahren und fortzuführen. D.h. sie muss zusehen, dass das Vermögen zumindest nicht im Nirwana verschwindet und sich u.U. ebenso vermehrt. Ob sie das Geld braucht oder nicht, sei dahingestellt. Aber wenn man innovativ sein will, wachsen will und gute Produkte herstellen will, dann muss man investieren. Investition geht aber nur mit einem Mehrwert (sonst zehrt man und das frißt ein Unternehmen früher oder später auf).
Welche Entscheidungen treffen Quandts und Klatten im Unternehmen selbst?
Klatten hält die Mehrheit am Aktienpaket und sorgt u.a. damit auch dafür, dass die Marke BMW in D bleibt und hier wirtschaftet. Ansonsten reist sich's ein andrer Aktionär, dem das hier egal ist. Dann ist BMW weg und es wird nicht in D dafür gearbeitet und es gibt keine Steuern hier.
Würde man Erbschaften vernünfitg besteuern und z.B. statt Geld Beteiligungen akzeptieren, dann könnte der Bund längst wie bei VW Anteile halten, und es flösse halt ein Teil der Dividenden in den Staatshaushalt. Wieviel Stimmrechte der Bund dabei bekäme, wäre auch eine Frage der gesetzlichen Festlegung.
Denn das darf nicht vergessen werden - solche Unternehmen wie BMW haben Milliarden-Umsätze und das spült viel Geld in die Staatskasse. Auch und besonders über Einkommenssteuern. Dass solche Milliardäre nix an den Staat zahlen, ist eine Legende. Sicher haben die auch mehr Möglichkeiten, Steuern zu 'sparen', aber dennoch zahlen die genauso wie jeder andre Steuerpflichtige hier.
Nicht umsonst gilt die Bundesrepublik als Steuerparadies für wirklich reiche Leute.
Nein, Du hast nichts davon.
Zudem habe ich oben schon gesagt - deren Vermögen wird huptsächlich nach Buchwerten gerechnet. Die haben das nicht flüssig und können das auch nicht flüssig machen. Denn das würde bedeuten, dass die ihre Aktienanteile verkaufen müssten und dann siehe oben. Natürlich sind die nicht arm dran. Aber es wird unfairerweise nicht darüber gesprochen, sondern eben immer nur das gezählte Buchvermögen in die Schlagzeile gepappt.
Deswegen habe ich oben auch die Beteiligung des Staates am Aktienpaket ins Spiel gebracht. Dadurch würde sich nichts am Aktienwert ändern, sondern lediglich ein Konteo eines neuen Dividendeempfängers hinzukommen. Das gefährdet auch keinen Arbeitsplatz und tut auch niemandem weh. Wenn man möchte, könnte man auch eine Rückkaufsoption für den Erben möglich machen.
Zudem ist die Klatten nicht nur bei BMW dabei. Sie hat auch andre Beteiligungen, bei denen sie investiert. Und fairerweise muss man auch erwähnen, dass sie so einige Fördergelder springen lässt. Sie klebt also nicht nur am Geld. Und das viel Geld viel Geld bringt, ist auch klar.
Ich bin mir dessen bewußt. Mein Sinn steht eigentlich nur auf etwas mehr soziale Marktwirtschaft. (Mit der Globalisierung und der Enthemmung der Märkte - die ja kein Naturphänomen ist - schaden sich die Menschen nur selbst und ihrer Umwelt.)
https://www.vermoegenmagazin.de/susanne-klatten-vermoegen/
Die Reichsten hier in D sind aber fast ausschliesslich Unternehmer. Die andre Latte sind dann die Show-Fuzzies und auch Fußballer. Das Vermögen eines Jauch beläuft sich z.B. auf 55 Mio. Wo bleibt da der Rücklauf, die Investitionen, das dem Staat, dem Volk zukommt?
Die gesetzgeberische Stellschraube heißt Steuer, und die ist halt nicht wirklich fair gestaltet.
Eine Frau Klatten kann jeden Nachmittag das 5-fache Jahresgehalt eines Studienrates ausgeben, ohne dass ihr Kontostand absinken würde. Das zu kritisieren, hat mit Neid nichts zu tun. Neiddebatte ist ein Kampfbegriff, der die Leute vom Blick nach ganz oben abhalten soll.
Würde es Hartz-IV nicht geben, wenn die Klatten das Geld nicht ausgeben könnte? Oder all die andren Reichen? Würde es wirklich etwas am Status der Armen ändern, wenn es die Reichen nicht geben würde?
Eine Notwendigkeit der Einführung von Hartz-IV bestand meines Erachtens zu keinem Zeitpunkt.
Ich sag mal so - 2018 hatte D ein Steuereinkommen von 776 Mio Euro. Tendenz steigend. Ein Scheuer verpulvert mal so 500 Mio. Von einer vdL ganz zu schweigen. Es heisst immer, D wäre ein reichs Land. Wo geht dann das Geld alles hin? Wieso dann die zerfallende Infrastruktur usw.? Wieso dann die vielen Obdachlosen? Die armen Rentner?
Das sind die richtigen Fragen. Ich kenne derzeit kein Land in Europa, dessen Straßen in vergleichbar schlechtem Zustand sind wie unsere. Ich kenne kein Land in Europa, dessen Mobilfunknetz derart grottig ist wie unseres. Es gibt wohl kaum ein Land in Europa, in dem die Rentner in Relation zum letzten Nettoeinkommen weniger haben. (Aber ich kenne auch keine einzige Partei in Deutschland, die an dieser SItuation irgendetwas verbessern möchte.)
Geld kann nur einmal ausgegeben werden. Wenn eine Klatten weniger investiert und dafür mehr dem Staat gibt - ist dann geholfen? Wenn man dann nur von der Substanz zehrt? Und der Staat dann doch das Mehr verschwendet? Wenn man's den Reichen wegnimmt, ist es woanders. Wird ausgegeben und ist weg. Niemand der mehr investiert und Jobs stellt und schafft. Und ausländische Heuschrecken warten schon.
- Ausbau des Schienennetzes
- Verbesserung des öffentlichen Verkehrs
- Verbesserung der Kommunikationsinfrastruktur
- Verbesserung von Bausubstanz und Ausstattung von Schulen
- Forschungsinvestitionen
wären so die ersten Sachen, die mir einfielen. Vielleicht fänden dann auch
viele Leute wieder einen Job.
Tja, wir machen jetzt auf "schwarze Null", und wenn die Zinsen mal wieder
ansteigen sollten, dann ist es alternativlos, zu hohen Zinsen die nicht mehr
aufschiebbaren Infrastrukturmaßnahmen durchzuführen.
Manchmal scheint's ungerecht. Aber Ökonomie braucht Unternehmer. Ohne Unternehmer keine Jobs, keinen Wohlstand. Ein Staat wird das nicht richten. Der bekommt das nicht hin. Planwirtschaft hat nicht und wird nicht funktionieren.
Isolierte Planwirtschaft funktioniert nicht, isolierte Marktwirtschaft auch nicht. Man sehe nach den Zeltstädten in den USA. Eine gesunde Mischung beider Modelle ist aber durchaus möglich. Klar benötigt man Unternehmer, aber wieviele Generationen nach einem Unternehmer sollen ohne weiteres Zutun im Reichtum schwelgen können? Die Normalbevölkerung ist Generation für Generation im Hamsterrad, aber es gibt hier durchaus Familien, die seit Jahrhunderten alleine aufgrund ihres Grundbesitzes fürstlich leben können.
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https://www.wiwo.de/finanzen/steuern-recht/einkommensteuer-10-prozent-zahlen-50-prozent-der-steuern-gehoeren-sie-dazu/23689878.html
Eine direkte Folge unserer Einkommensverteilung, daran ist nichts Verwerfliches. Man ärgert sich halt nur, daß die obersten 0.01% sich weitaus günstiger aufstellen können. Es gibt halt Leute, bei denen das Bankkonto schneller wächst als das steuerpflichtige Einkommen.
Und wenn man behauptet, eine Klatten zähle nicht zu diesen 10 Prozent, dann soll man das auch belegen.
Das habe ich nicht behauptet. Frau Klatten wird ganz bestimmt ihre Steuererkärung völlig korrekt machen, aber ihr effektiver Steuersatz dürfte niederiger liegen als der von jemand mit 250000 € Jahreseinkommen.