Karolis schrieb am 06.08.2021 14:39:
Diese „ex post“ also aus dem Nachhinein gestellten Ansprüche an richtiges Verhalten sind echt hanebüchen. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.
Sehr wahrscheinlich wird da bei den Ermittlungen nichts vorwerfbares gefunden werden.
Und das wenige führt höchstens durch Rechtsbeugung zu einen Urteil.
Wenn so ein Hochwasser aus heiterem Himmel durch Oldenburg wüten würde, dann hättest du recht. Die hatten da zwar schon hin und wieder mal Hochwasser - aber eben höchstens dann, wenn mal ein Deich bricht - und das kann man wirklich nur schwer vorhersehen. Und man muss eigentlich auch nicht damit rechnen.
Das Mittelgebirgstal der Ahr ist aber durchaus bekannt für die extremen Hochwasser. Und hat solche Katastrophen alle 100 Jahre bis spätestens 150 Jahre erlebt. Es gab auch Warnungen - und ein Landrat, der auch nur einmal einen Blick in die Chroniken des Tals oder auf die Wasserstandsmarken in den Ortschaften geworfen hätte, der hätte wissen können, was da auf das Tal zukommen kann bei extremen Wetterbedingungen. Und wo da wasser so runter kommt. Wobei man das heute auch direkt im Computer simulieren kann, ganz ohne historische Ortskenntnisse und ohne das Wissen, wo vor 20 oder 30 Jahren schon mal ein Sturzbach runter kam.
Und wenn dann bei entsprechenden Anzeichen nicht gewarnt und eventuell sogar evakuiert wurde, dann muss man da schon mal genauer hin schauen warum eigentlich nicht.
Wobei man dort dann auch eigentlich gleich mal die Bebauungspläne untersuchen sollte - und nachsehen sollte, wer das Bauen und Wohnen in den flutgefährdeten Gebieten nicht nur erlaubt, sondern per Bebauungsplan auch explizit vorgegeben hatte. Man sollte auch zusätzlich noch überprüfen, wer im Rahmen der letzten Flurbereinigung dort den Hochwasserschutz teilweise komplett ignoriert hat.Denn diese Flurbereinigung hat auch ein gutes Stück zur Katastrophe beigetragen, mit begradigten Kanälen und Abläufen, die sogar teilweise sehr steil bergab am Weinberg verlaufen.
Zudem sollte man bei der Gelegenheit auch mal direkt den Bebauungsplan ändern, sonst hat man in 50.. 100 Jahren (oder früher, dank Klimawandel) genau das gleiche Szenario noch mal. Schließlich gibt es auch im Ahrtal viele bis sehr viele Bereiche, die eben nicht vom Hochwasser platt gemacht wurden. Und wo ein Bauen und Wohnen wohl auch in Zukunft ziemlich unproblematisch wäre, vor allem, wenn man das jetzige Flutgebiet entsprechend für das Hochwasser aus legt. Auch wenn man dann keinen "malerische Lage am Flüsschen" mehr hat.