Es gab früher einmal ein dreigeteiltes Krankenkassensystem in der BRD:
1.) Reine Transferleistungsempfänger liefen über das Amt. (Für diese wurde immer nur das absolut medizinisch Notwendige gemacht.)
2.) Die gesetzliche Krankenversicherungen. Diese übernehmen für das Gros der Deutschen die Krankenversicherung und funktionieren nach dem Solidaritätsprinzip. Die Starken tragen die Schwachen mit. Gleichzeitig wurde dieser Gruppe nicht zugetraut, ihr Krankheitsrisiko alleine stemmen zu können. Die Beitragsbemessungsgrenze ist sozusagen der Betrag, ab den der Beitragszahler nach dieser Denke auch in der Lage ist, in die PKV zu wechseln.
3.) Dann gibt es noch die PKV, die eigentlich für sehr solvente Mitbürger gedacht war.
Unternehmer, Beamte, Mandatsträger (Politiker) und Freiberufler wurden aus der obigen Zwangsversicherung herausgenommen und versichern nur ihr eigenes Krankheitsrisiko. Von Solidarität: Keine Spur. Gerade in jungen Jahren läßt sich da im Jahr sehr viel Geld sparen.
Gerade freie Journalisten lieben da natürlich die PKV. Zumal man ja als Privatpatient oft noch zusätzliche Privilegien hat. Dort ist es üblich, dass der Patient die Rechnung bekommt und die Kasse, mit einer ordentlichen Toleranzschwelle nur den Rest bezahlt.
Nun hat man in der Berliner Republik die prekäre Selbstständigkeit eingeführt und immer mehr Hanseln, die sich vorher aus der Solidargemeinschaft ausgeklinkt haben, sind im Alter nicht mehr in der Lage die steigenden Beiträge ( aufgrund des höheren persönlichen Risikos) zu zahlen. Viele dieser Zeitgenossen wollen dann zurück ins warme Nest.
Auch die Versicherungen sind mit diesem Modell zunehmend unglücklich, da hier ganz böse die Demographie zuschlägt und viele dort nurnoch prekär unterwegs sind.
Und jetzt kommt dieser Kasper von Bernd Raffelhüschen, der genauso wenig in dieses System einzahlt wie der Karl Lauterbach, auf die stramme Idee aus der GKV endgültig eine PKV für Arme zu machen, indem die Mehrzahler um jeden Nutzen betrogen werden.
Damit müsste der Arzt das Risiko übernehmen, dass der Patient die Rechnung nicht begleicht. Für Ärzte wird dann eine regelmäßige Bonitätsprüfung der Patienten Voraussetzung, um nicht selbst in Schieflage zu geraten.
Für die Eigenbeteiligung der Patienten schlägt er mehrere Stufen vor, die insgesamt bei 1.500 oder 2.000 Euro pro Jahr gedeckelt werden sollen. Gleichzeitig sei ein Sozialausgleich vorgesehen. Die dafür benötigten Zuschüsse für Geringverdiener müssten dann aus dem Bundeshaushalt kommen.
Nein. Das wird wohl darauf hinauslaufen, dass die Rechnungen zu 100% eingereicht werden und die GKV sich dann die Knete direkt vom Lohn holt.
Alternativ kann der Patient die ganzen Medikamente und Heilmittel zu 100% aus seiner Tasche vorstrecken und darf dann fleißig Belege sammeln, damit er jenseits der Eigenbeteiligung noch etwas von der GKV erstattet bekommt.
(Wie das bisher bei den Geringverdienern der Fall ist.)
Das ganze System ist komplex, asozial und die GKV auch keine Versicherung mehr, denn sämtliche Leistungen bekommt auch jemand, der nie in diese "Versicherung" eingezahlt hat.
Wer mit 2000 € Selbstbehalt kalkuliert, der macht de facto das Gros der Bevölkerung zu reinen Selbstzahlern. Denn auf 2000 € pro Jahr an Krankenkassenkosten muss man als nicht chronisch Kranker Mensch erst einmal kommen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.03.2023 17:59).