Ansicht umschalten
Avatar von Mathematiker
  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Die linke Tour: Vom Sozialstaat zum Wohlfahrtsstaat

Wer die Hartz-Reformen und Renten-Reformen der wirklich verstehen will und warum die gerade von der SPD und den Grünen auf die Bahn gebracht wurden, der findet eine Antwort in jeweiligen der Vita der Parteiführer und im Wählermillieu der Grünen.

Gerhard Schröder gehörte zu den Asozialen (Eigenbezeichnung). Der Vater war obdachloser Gelegenheitsarbeiter und Dieb. Er starb an der Front. Die Mutter heiratete dann den Stiefvater des Vaters und Schröder wuchs mit 4 Geschwistern von verschiedenen Vätern auf. Die Familie lebte von der Sozialhilfe. Die Mutter besserte die Haushaltskasse durch eine geringfügige Tätigkeit als Putzfrau auf. (Also heute ein ganz heißer Kandidat für die "Respekt"-Rente und "systemrelevant".)

Joschka Fischer schmiss die Schule und hat keine abgeschlossene Berufsausbildung.
Seine einzige berufliche Tätigkeit (jenseits der Politik) war der Job als Taxifahrer. Taxifahrer gekommen nur ein geringes Grundgehalt, können aber ein ordentliches Zubrot an Trinkgeldern (i.d.R. schwarz) einstreichen. Auch Kandidaten für die Stütze im Alter.

Zudem bewegen sich im links-grünen Millieu viele Existenzen, die jenseits des Abgreifens von Sozialleistungen nie einen Vertrag mit unserem Sozialstaat hatten.
Man lebt(e) alternativ in den Tag hinein und lachte sich über die ganzen Systemlinge kaputt, die jeden Arbeitstag ihre 8 Stunden einer stupiden Tätigkeit nachgingen und kräftig mit ihren Sozialbeiträgen den Wohlstand der Eltern des Millieus sicherten.

Die kleinen Angestellten und das Millieu verband eine herzliche Abneigung.
Aber die kleinen Angestellten war sich sicher, als Lohn ihrer lebenslangenr Rackerei, wenigstens im Alter besser dazustehen.

Diese Illusion hatte Rot-Grün dann (mit Hilfe der CDU) beerdigt.
Mit Hartz-IV und GruSi fand eine Gleichstellung des kleinen Angestellten mit der Unterschicht statt. Die Erworbenen Ansprüche der Sozialkassen wurden schamlos mit Hartz-IV und GruSi verrechnet.

Heute fährt man sogar als prekärer Selbstständiger nicht schlecht. Früher war die Selbstständigkeit nur für Leute mit gehobenen Einkommen gedacht, die selber für ihr Alter vorsorgen können sollten. Heute hat ein prekärer Selbstständiger einfach viel mehr Netto vom Brutto. Eine nenneswerte Verrechnung des erworbenen Vermögens findet nicht statt. (Bei der "Respekt"-Rente hat man das sogar explizit rausgenommen, damit auch die Leutchen, die nur für die billige Krankenversicherung Minibeiträge abgeführt hatten, noch abgreifen konnten.)
Niemand in Berlin hat auch nur ansatzweise das Bedürfnis an dieser Ungleichstellung etwas zu ändern.

Mit neoliberal hat das alles nichts zu tun. Dafür aber sehr viel mit "links".
Die Linken lieben Bedürftigkeit und Umverteilung. Etwas anderes können die auch nicht.
Aber sind seit der Wiedervereinigung auch nur einmal die Reichen für die ganzen sozialen Wohltaten zur Kasse gebeten worden?
Der Durchschnittsbürger konnte nur regelmäßig feststellen, dass es selbst schon offensichtlich zu den "Reichen" zählt.
Denn für die ganzen Wohltaten zahlen immer die kleinen Angestellten und die Mittelschicht.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten