Ansicht umschalten
Avatar von Mathematiker
  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Weinereien eines kalten Kriegers

Der Kalte Krieg ist vorbei und wurde durch den Westen gewonnen.
Die zwei Blöcke, die sich hauptsächlich durch ihren ideologischen Gegensatz.
Auf der einen Seite Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft und auf der anderen Seite der Sozialismus. Supermächte in diesem Spiel waren auf der einen Seite die USA und auf der anderen Seite die UdSSR und China, die sich schon damals nicht sonderlich grün waren und regelmäßig gegenseitig beharkten. (Korea- und Vietnamkrieg waren auch Stellvertreterkriege zwischen der UdSSR und China.)
Zwischen den beiden Blöcken gab es damals noch die Blockfreien, die irgendwie da zwischen herumlavierten. Das waren Demokratien, wie die Schweiz, Schweden oder Österreich, aber auch sozialistische Länder, wie Jugoslawien. Etliche Staaten, Diktatoren oder auch Revolutionäre und Terroristen in der Dritten Welt, machten je nach kurzfristiger Vorteilslage bei dem ein oder anderen Club mit.

Wie es wohl immer bei einem Krieg zu sein scheint, gibt es etliche Zeitgenossen, die sich mit einer Niederlage nicht abfinden können und nie die geistigen Schützengräben verlassen. Der Ami, schon in der DDR die Ursache allen Übels und eigenen Versagens war, feiert fröhliche Urständ.
Läuft irgendwo etwas scheiße in der Welt? Ach, das war der böse Ami, der böse Kapitalismus oder gleich beides.

Als sich wenig später der Warschauer Pakt auflöste und Ende 1991 die Sowjetunion zerfiel, war diese Vision für den Westen schon keine Option mehr. Statt sich selbst ebenfalls aufzulösen, erweiterte die NATO sich im Verlauf der folgenden anderthalb Jahrzehnte - anfangs noch halbherzig auf Russland Rücksicht nehmend, später auch das nicht mehr - nicht nur bis an Russlands Grenzen heran...

Merke: Wer einmal zum "Reich des Bösen" gehörte, der gehört für immer dazu. Wir ersetzen den "Eisernen Vorhang" einfach durch einen "gläsernen Vorhang".

"Ja, liebe polnische Freunde, ihr dürft nicht frei entscheiden, wozu ihr gehören wollt oder ob ihr Teil eines Verteidungsbündnis sein darft. Ihr habt den Russen zu dienen, damit sich diese nicht gekränkt oder bedroht fühlen."
Bei so einer Denke ist es wenig verwunderlich, wenn sich auch heute viele Polen nur als Spielball von Deutschen und Russen behandelt sehen und sich eifrig den Amis an die Brust werfen.

Bereits neun Monate nach der Unterzeichnung der Pariser Charta begannen die Kriege auf dem Territorium Jugoslawiens mit rücksichtslosen "ethnischen Säuberungen" und dem Massaker von Srebrenica, wie es die Welt seit Hitlers Einsatzgruppen im II. Weltkrieg nicht mehr gesehen hatte.

Ja, damals kochte die alte WK II-Feindschaft zwischen Serben und Kroaten wieder hoch. Da hatte keine Großmacht die Finger im Spiel. Das Grundproblem war ganz einfach. Die Völker (außen den Serben) wollten im Vielvölkerstaat Jugoslawien nach dem Sozialismus wieder ihre eigenen Wege gehen. Warum? Tja, die Serben stellten die größte Volksgruppe, dort hatte der alte Slobo mit völkischen Parolen die Macht erobert. Die Region Serbien hatte nicht nur die Hauptstadt, sondern auch wesentlich schlechtere wirtschaftliche Perspektiven, wie z.B. Kroaten oder Slowenien. Daher wollten die anderen Volksgruppen da raus. Erst kämpften die Serben gegen das Selbstbestimmungsrecht dieser Völker und als die Abspaltung nicht mehr zu verhindern war, gegen die Menschen, die auch ein Anrecht auf die Regionen hatten. Man wollte rein serbische Regionen durch Vertreibung und Völkermord schaffen.
Unsere serbischen Freunde hatten damals damit gleich die UN in die Grütze geritten. Nach vorne signalisierte man Gesprächbereitsschaft und schuf hinter dem Rücken vollendete Tatsachen. Die UN war einfach zu träge, um angemessen darauf zu reagieren. Hinterher wurde man dann so übermütig und beging den Völkermord mit Erpressung der (viel zu leicht bewaffneten) Niederländer unter deren Augen in der UN-Schutzzone Srebrenica.

NATO ...dazu beim erstem Out of Area-Einsatz, gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, gleich ohne völkerrechtliches Mandat!

Wer eine wirklich erfolgreiche friedensstiftende Maßnahme sucht, der findet sie in genau diesem Einsatz. (Der natürlich von den Russen gebilligt war.) Man lies einmal die Hunde von der Kette und danach war Ruhe im Puff. Plötzlich waren die Serben auch real verhandlungsbereit und der Bürgerkrieg dort vorbei.
Wir können alle 3 Kreuze machen, dass uns ein permanentes Syrien oder Afghanistan direkt hinter der italienischen oder österreichischen Grenze erspart geblieben ist.
Wenn man sich den aktuellen Blödsinn mit Mazedonien anschaut, dann schlägt man sich wenigstens nicht die Schädel ein.

Ende September diesen Jahres ist zudem im Südkaukasus der Krieg um Berg-Karabach in aller Brutalität wieder aufgeflammt. Für den Fall einer Invasion Armeniens drohen Massenvertreibungen, Zerstörungen von jahrhundertealten Kulturgütern und Massaker bis an den Rand eines neuen Genozids.

Auch so eine schicke Region, die zeitweise hinter dem eisernen Vorhang verschwand, aber die Völker nicht in der Lage waren, wirklich einen Frieden zu schließen.
Was hatten sich die Armenier eigentlich dabei gedacht? Das die bis in alle Ewigkeit Regionen im Nachbarland besetzt halten können? Niemand hat die Ansprüche der Armenier völkerrechtlich anerkannt. Nicht einmal die Russen.
Nein, das ist alles kein "Great Game" oder gar eine Differenz der alten Supermächte.
Der Putin sitzt dort zwischen allen Stühlen, wie in etlichen Regionen, z.B. in Georgien auch.
Das ist nur der alte Scheiß, der immer schon da war.
Wie in etlichen, anderen Regionen der Welt auch.

Ob ein neuer "Kalter Krieg", diesmals vielleicht mit China, die alte Sündenbock-Seeligkeit zurück holt? Weil man wieder ein anderes Label dranschreiben kann und die Gier als Befreiiung verkaufen will?
Bei mir jedenfalls nicht.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.11.2020 20:23).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten