2017 war ich als Fuhrparkleiter direkt in den Verhandlungen mit einem großen Logistiker beteiligt, weil sich mein Betrieb als Subunternehmer bewerben wollte.
Wir wollten 5 12to LKWs stellen, die Tagestouren für Warenzustellungen durchführen sollten. Als relativ kleines Unternehmen least man dazu LKWs von etablierten Herstellern.
Diese Raten liegen zwischen 1100- 1400 €. Hinzu kommen natürlich die Kosten für den Fahrer und natürlich anteilig Kosten für die Administration/Disposition.
Halt normale Mischkalkulation.
Wenn dir dann so ein Unternehmen Tagessätze von 360€ für das Paket Fahrer/LKW anbietet, die Tageskilometerleistung bei ca 250 Km liegt, dann ist das schon mal eine Frechheit. Denn meist sind damit Leisungsverträge verbunden, die eine Mindestzahl an Zustellungen pro Tag vorgeben.
In Summe bleibt da nicht viel hängen, schon gar nicht, wenn Ersatzfahrer bei Krankheit oä einspringen müssen, LKWs in die Werkstatt müssen oder am Ende des Monats die "Packmittelrechnung" auf dem Schreibtisch landet, wenn Paletten oder Gitterboxen nicht ordnungsgemäß getaucht werden oder das getauschte nicht den Ansprüches des Logistikers genügen. Letzteres ist oftmals Willkür und die angelegte Strenge ist dem Kunden, bei dem man tauscht, oft nicht vermittelbar.
In Summe bedeutet das, dass man von mageren Gewinn/Monat für jeden LKW 300-500€ abziehen kann.
Als Verantwortlicher versucht man seine Fahrer vom größten Streß fern zu halten, damit sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. Das bedeutet natürlich, dass man dies auf sich nimmt und das ist im Gros mit Mehrarbeit verbunden und natürlich geht es auch an die eigenen Nerven.
Die eigentliche Arbeit gestaltet sich dann so, dass der Fahrer zw 5/6 Uhr anfängt, seine Tour zu disponieren, die Waren im Lager zu suchen und diese auf den LKW zu verbringen. Wenn man dann ab 8 Uhr bereit ist, geht die eigentliche Tour erst los.
Man hat dann so um die 14 - 19 Kunden auf der Ladefläche, hinzu kommen noch Retouren und Abholer, denn man sammelt ja auch Waren ein, die andere versenden wollen.
Laut Arbeitszeitgesetz müßten die Fahrer so gegen 15 Uhr in ihren Feierabend gehen.
Das ist aber schlicht nicht möglich. Denn nicht nur der Verkehr auf unseren Straßen stellt sich diesem Unterfangen in den Weg, sondern auch hinzukommende Abholer, die dringend gefahren werden müssen oder der Fahrer muß in der Spedition/am Lager Wartezeiten hinnehmen, um ihre Sendungen zu entladen.
Realistisch sind dann Feierabende gegen 16 oder 17 Uhr.
Leckerbissen sind dann immer Situationen, wo Sendungen aus schlichtem Zeitmangel nicht zugestellt werden können. Dann gibt es Abzug vom eh schon mageren Tagessatz, Druck auf den Fahrer und natürlich Druck auf den Subi.
Am Monatsende bleiben, nach Abzug aller Schikanen, so um die 700 - 900€ pro LKW hängen. Da kann einem ein Reifenplatzer auf der Autobahn schon mal den Schnitt versauen.
Es gibt leider zu wenige Palettenlogistiker, die noch fair mit ihren Subis umgehen.
Die großen Unternehmen unterscheiden sich da schon von Familien geführten Unternehmen. Da ich nach dieser Tätigkeit noch für andere Transportunternehmen tätig war, konnte ich hier in der Gegend natürlich einige dieser "Großen" kennen lernen und somit auch einschätzen. Nennen könnte ich einige bekannte Namen, will ich hier aber nicht, denn es geht hier ums Prinzip und nicht um die Firmen an sich.
Da wir hier in D aber schon lange mit einen Mangel an Fahrer, an fair bezahlenden Logistikern und an angemessenen Fachkräften haben, die ihren Job auch verstehen.
Das bedingt, dass die anderen wichtige Zustellung mal nebenbei mit erledigen müssen.
Also Zustellung mit Garantie (bis 10 Uhr/ bis 12 Uhr oder garantiert innerhalb von 24 h) fahren müssen, weil es Fahrern fehlt. Das erhöht natürlich das Arbeitspensum und somit auch die Arbeitszeit.
Hier nach Sozialvorschriften zu arbeiten, ist immer ein Spiel an der Grenze zur nächsten Strafzahlung, wen man erwischt wird.
...das alles gibt es schon seit Jahren. Intern sind die Probleme auch bekannt.
Das Beispiel GB ist hier nur die Spitze eines Eisberges, auf den wir seit gut (mindestens) 10 Jahren zufahren.
Der Brexit hat das nur fokussiert.
Jetzt so zu tun, als sei das irgendwie neu oder noch schlechter geworden, ist stark an der Realität vorbei.
Wenn ich jetzt noch vom Fernverkehr schreiben würde, dann sähe es dort nicht besser aus. ...es wäre nur mehr Text. :)
mfg