HerstellerGrund schrieb am 19.06.2020 11:24:
Wenn ma eine "schwere Lebenskrise" als Bedingung aufnimmt, kommt man zum nächsten Problem, das nicht transparent ist was als Lebenskrise zählt und vor allem, ob es offensichtlich ist. Viele Menschen leider unter Isolation, zersprengenden Familien und vielen Dinge die daraus hervorgehen. Man hätte es lange Zeit als "schwere Lebenskrise" ausgelegt, wenn man als Mensch alleine in einer Wohnung, in einer Großstadt lebt und dadurch keinen sozialen Zusammenhalt und vor allem Zusammenhang hat, aber gleichzeitig wirtschaftlich sehr verwundbar ist. Dadurch entsteht eine konstante, nicht akute Lebenskrise, die die Menschen depressiv macht - die aber nicht offensichtlich ist. Dagegen stehen akute Krisen, wie der Tod eines Kindes zum Beispiel.
Zieht man also eine akute Krise als mittel zur Diagnose heran, ignoriert man Menschen, die langsam an sich und der Gesellschaft zugrunde gehen.
Ich denke eine depressive Verstimmung im Zuge einer Lebenskrise sollte man nicht als Depression diagnostizieren. Wenn man sich aufgrund widriger Bedingungen schlecht fühlt, dann ist das normal. Die Depression beginnt meiner Meinung nach dann, wenn selbst eine Beseitigung der psychosozialen Stressoren nichts an den Symptomen ändert. Dieses Merkmal ist aber natürlich auch nicht unproblematisch, weil man manchmal diese Stressfaktoren nicht ändern kann (z. B. bei Krankheiten).