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  • Andre Sokolew

704 Beiträge seit 22.07.2014

Re: Tanz ums "goldene Kalb"

"Zu einem Friedensvorschlag gehört auch eine gründliche Analyse der Kriegsursachen."
Das ist richtig.

Aber schon im nächsten Satz machen Sie einen Fehler: Sie versuchen, die Ursache aus ihrer, aus westlicher Sicht, herauszufinden.

Der Westen hat den Krieg aber nicht angefangen. Das war Putin.

Zu einer "Analyse der Kriegsursachen" ist deshalb zwingend erforderlich, sich in die Gründe des Angreifers hineinzudenken. Wer wirklich "Putinversteher" ist, muss deswegen nicht dessen Ansichten teilen. Aber nur so kann man vielleicht eine sinnvolle Analyse erstellen.

Der Krieg begann (niemand kann aus den nachfolgenden Gründen eine Rechtfertigung konstruieren), weil Putin eine echte Bedrohung auf Russland zukommen sah. Er befürchtete, dass die NATO auch die Ukraine übernehmen würde, und bat "den Westen" mehrfach um Gespräche darüber. Der Westen hat das ignoriert und die Sanktionen gegen Russland immer wieder verschärft.

Nun waren Europa und Russland eigentlich in einem gegenseitigen Abhängigkeits-Verhältnis gewesen, was die beste Voraussetzung für Stabilität ist. Indem der Westen mit Sanktionen und dem Theater um NS1 die Abhängigkeit für Russland abschnürte, gab es aus russischer Sicht auch keine Haltepunkte mehr.

Dass sich Putin völlig verkalkuliert hat, muss wohl nicht mehr diskutiert werden. Aber wenn es darum geht, Verhandlungen möglich zu machen, muss man für einen Moment den eigenen Standpunkt verlassen können und versuchen, den des Gegners zu verstehen. Zu verstehen heißt ja nicht, dass man dem zustimmt.

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