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  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Ukrainer nach Deutschland,Deutsche in die Ukraine

Niemand möchte gerne sterben, nicht in einem eigenen Krieg und schon gar nicht in einem fremden.

Verantwortlich für den Krieg und damit auch für alle Opfer ist Russland. Das ist nicht meine private Meinung, sondern die Haltung der weitaus meisten Staaten in der UN-Generalversammlung. Das sollte einer pragmatischen Lösung nicht im Wege stehen, aber es sollte auch nicht einfach unter den Teppich gekehrt werde.

Man kann der Meinung sein, dass es von der Ukraine klüger gewesen wäre, Russland gegenüber nachgiebiger zu sein und auf militärischen Widerstand zu verzichten - so wie die CSSR 1968. Das Ergebnis war aber das Ende der Demokratisierung, die Installation eines Marionettenregimes und keine eingeschränkte, sondern gar keine Souveränität für die CSSR. Polen konnte einen militärischen Einmarsch des Warschauer Paktes gerade noch vermeiden, indem eine polnische Militärregierung unter Jaruzelski selbst die Unterdrückung demokratischer Kräfte um Walesa übernahm.

Der einzige Staat, bei dem ein Konzept eingeschränkter Souveränität bei gleichzeitiger innerer Demokratie über lange Zeit funktioniert hat, war Finnland. Voraussetzung dafür war aber die erfolgreiche Verteidigung gegen eine russische Invasion im Winterkrieg 1939/40. Hätte es die nicht gegeben, hätte Finnland wohl das Schicksal des Baltikums geteilt und wäre von Stalin annektiert worden.

Warum es verwerflich sein soll, den Verteidiger nach Kräften dabei zu unterstützen den Aggressor wieder aus dem Land zu werfen, das erschließt sich mir nicht so ganz. Die erfolgreiche Verteidigung und Wehrhaftigkeit der Ukraine ist geradezu die Voraussetzung für einen Frieden durch Finnlandisierung, wie ihn die drei Professoren vorschlagen. Es gibt kein Beispiel dafür, dass Russland etwas anderes als sein eigenes autokratisches System in Gebieten duldet, die es militärisch beherrscht. Für die russische Autokratie wäre eine erfolgreiche, demokratische Ukraine eine permanente Bedrohung. Sie wäre immer ein Gegenbild zu der Repression, Korruption und Totalitarismus in Russland, so ähnlich wie es Taiwan für China ist (oder Hongkong hätte sein können), ein Stachel im Fleisch. Die Behauptung, die Ukraine stelle eine militärische Bedrohung für Russland dar, ist hingegen völlig absurd. Egal ob mit oder ohne NATO.

Die Ukraine wird nicht gegen ihren Willen mit Waffen beliefert, sondern sie bettelt geradezu darum, dass die Waffenhilfe nicht nachlässt. Analog zu den Sofakriegern sollten die "Friedensaktivisten" sich zu den Soldaten an die Front begeben und ihnen erklären, warum was sie tun falsch ist und dass sie, wenn sie es denn gar nicht lassen können, mit Knüppeln und Schaufeln weiterkämpfen sollen.

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