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  • martinbe

mehr als 1000 Beiträge seit 07.12.2001

Anmerkungen

Hi,

Uebermensch schrieb am 11. Februar 2007 20:51

> Was so ziemlich auf das gleiche Hinaus läuft.

Eben nicht. Der Antisemitismus ist ein Problem der Antisemiten, sagte
Adorno, der es wohl wissen musste. Es ist etwas anderes, jemanden als
Katholiken zu bezeichnen, wenn derjenige definitiv Angehöriger eben
jener Glaubensgemeinschaft ist, als das Etikett "Jude" jemandem
anzuhängen, weil er irgendwie den Kriterien entspricht, die der
Ettiketierer als relevant betrachtet. "Jude" und "Katholik"
funtionieren semantisch anders.

> Man lehnt einen
> Menschen in seiner Person ab, wegen einer faktischen oder
> unterstellten Zugehörigkeit zu einer gewissen Ethnie.

Was bedeutet Ethnie? Vielleicht das: "'ethnicity' is a combination of
laguage, custom, and ritual, inculcated in the home, the school and
the temple." (Niall Ferguson: The War of the World, S. xlvii). Das
wird im Falle des "Juden" aber schon sehr problematisch. Dann hätte
ein "Jude" wie Viktor Klemperer nichts zu befürchten gehabt, war er
doch Protestant, deutscher Professor und Veteran des Ersten
Weltkriegs. Ihr Argument meint nicht Ethnie sondern Rasse, scheut
sich aber das Kind beim Namen zu nennen. Rasse aber existiert nur in
der Imagination des Rassisten. "Judenfeindlichkeit" oder
"Antisemitismus" ist eine Form des Rassismus, der Andersartigkeit
ganz anders definiert, als der Begriff Ethnie. (Nur zur Klärung: Ich
unterstelle Ihnen keinerlei Rassismus, nur eine Begriffsverwirrung.)

> Der Begriff Antisemtisch ist nur deshalb suboptimal, weil er ungenau
> ist. Passend wäre wohl Antijudäisch.

Nicht wirklich. Judäa ist eine geographische Bezeichnung. Antijüdisch
wäre gegen die Religion gerichtet und durchaus legitim; Man kann,
ohne die Angehörigen vernichten zu wollen, gegen die jüdische
Religion sein und argumentieren.

> Das ist allerdings Etymologie. Der Begriff Antisemit ist eindeutig,
> und auch nicht besonders schwer zu verstehen.

Etymologie ist es nur mit dem Vorsatz Volks- ;-) Dem zweiten Satz
stimme ich zu. Die modern gewordene Spitzfindigkeit anlässlich des
Wortes "Antisemit" missfällt mir sehr. Was allerdings den Begriff
angeht, sehe ich doch einigen Klärungsbedarf.

Greetings Comrade


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