Den verlinkten Artikel finde ich jedenfalls stark übertrieben und tendenziös.
Im Kapitalismus regelt man Dinge mit Geld, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Aber genauso wird der Markt ein Angebot schaffen, wenn Nachfrage da ist.
So lange es genug Verbrenner gibt, wird es auch Tankstellen mit Benzin und Diesel geben. Wenn es wirklich signifikant weniger Verbrenner gibt, wird die Anzahl der Tankstellen natürlich sinken. Es gibt in Deutschland allerdings immer noch rund 10.000 Tankstellen. Da können 90% zumachen, und du würdest immer noch mehrere pro Landkreis finden.
Das Tankstellensterben ist ein langsamer Prozess, da Autos eine relativ große Lebensdauer haben. Der Markt wird deshalb auch dafür sorgen, dass die verbleibenden einigermaßen gleichmäßig verteilt sind. Denn wenn irgendwo zu schnell zu viele zugemacht werden, dann sind die verbleibenden in der Gegend um so lohnender. Ähnliches gilt für Raffinerien und den Kraftstoffgroßhandel.
Das zweite ist die Angst vor der ach so schlimmen CO2-Abgabe. Sie beträgt aktuell 55€ pro Tonne. Ein einigermaßen modernes Auto sollte weniger als 100g pro km ausstoßen. Pro 100km wären das dann 10kg oder umgerechnet 55ct auf 100km! Hui!
Selbst wenn sich der CO2-Preis verzehnfachen würde, wäre das mit 5,50€ immer noch im Rahmen, jedenfalls keine Kostenexplosion, verglichen mit aktuellen Spritpreisen.
Dieser Artikel hier ist imho auch nicht ausgewogen.
Ich kann z.B. überhaupt nicht nachvollziehen, warum dem ADAC Schnelladesäulen mit mehr als 150kW so wichtig sind. Das ist zu 99,x% der Zeit absolut nutzlos und demzufolge unwirtschaftlich.
Selbst ein Porsche Taycan, der eine Ladeleistung von 370kW hat, kann das nur wenige Minuten ausnutzen. Ab 30% Ladestand fällt die Leistung auf 150kW und weniger. Hat die Ladesäule gleich nur 150kW, dauert das Laden insgesamt nur 5 Minuten länger.
Wenn die Porsche-Fahrer die teureren Ladesäulen und die dafür notwendigen, dickeren Netzanschlüsse alleine zahlen würden, dann wäre mir das egal. Tatsächlich aber propagiert der ADAC hier die Goldrandlösung allgemein, und das macht E-Mobilität für alle teurer.
Genauso die 150kW-Twin-Lader: Das ist wirtschaftlich und technisch nahe am Optimum, jedenfalls für vernünftige Autos, realistische Lademengen und Auslastungen. Ich verstehe nicht, warum da gemeckert wird.
Z.B. ein ID4 kann zwar mit 130kW laden, aber wie beim Porsche auch nur wenige Minuten (bis 30% SOC), dann fällt die Leistung ab. Um hier überhaupt spürbare Nachteile durch den Doppellader zu haben, müssen mehrere ungünstige Umstände zusammen fallen:
Es müssen gleichzeitig zwei fast leere Autos ankommen und die müssen dann an dem selben Doppellader stehen, was man natürlich nur machen wird, wenn alle anderen Ladeplätze belegt sind. Wenn aber fast alle Ladeplätze belegt sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die zwei freien Plätze am selben Doppellader sind.
Aber selbst wenn man von diesem extrem unwahrscheinlichen Ereignis ereilt wird, und trotzdem genauso voll laden will, dann verlängert sich die Ladezeit um maximal 12 Minuten. Oder man macht eine geringfüge Änderung bei der Ladeplanung. Ich bin mit dem Verbrenner auch schon mal an einer Tanke vorbeigefahren, weil die Schlange so lang war.
Für diese Erkenntnisse braucht man kein Expertenwissen über E-Autos. Grundlegendes Wissen, kombiniert mit überschlägigen Rechnungen, reicht dafür.
Ich würde mir wünschen, dass Veröffentlichungen einer Lobbyorganisation wie dem ADAC nicht nur abgeschrieben, sondern auch eingeordnet werden.