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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Einfach nur unseriös

Der Hauptkritikpunkt ist schlicht und ergreifend die exakte Übertragung der heutigen Verhältnisse und eine streng europäische Denkweise auf eine Zeit vor fast 100 Jahren.

Fleisch von Schimpansen steht bei einigen zentralafrikanischen Völkern auf der Speisekarte. Die Erstübertragung geschah vermutlich auf einen Jäger oder Koch, der mit dem Blut eines erjagten Tieres in Kontakt kam.

So würde man es in Deutschland machen, denn der Rest bekäme das Fleisch nur in verarbeiteter Form. Zweitens hält man sich hier streng an irgendwelche Hygiene-Vorschriften, so dass z.B. das Blut praktisch mit anderen Menschen überhaupt nicht in Kontakt kommt. In Afrika können sich die Krieger durchaus mit dem Affenblut eingerieben haben, damit die Stärke des Affen auf ihnen übergeht oder das Blut ist z.B. getrunken worden. Gerade früher verwertete man praktisch alle Teile der Tiere und Blut ist sehr nahrhaft.

Stattdessen verbreitete es sich über Angehörige von Bantu-Völkern, die von der Landwirtschaft leben und die Jagd nur gelegentlich betreiben. Selbst die wenigen Fälle von HIV bei Pygmäen scheinen von benachbarten Bantu-Bauern übertragen worden zu sein.

Die Bantu-Völker sind sesshaft und jagen opportunistisch. Die Pygmäen sind ein primitives Jäger und Sammlervolk, dass zudem nur einen kleinen Bruchteil der Bevölkerung ausmacht. Jäger und Sammler sind nur in kleinen Gemeinschaften unterwegs, das traditionell auch die Verbreitung von Seuchen eindämmt. Zudem sind die Pygmäern klein und auch leichter als die Beute, die Schimpansen. Das die verschiedenen Völker ggf. auch Handel betrieben und z.B. auch Affenfleisch gegen andere Waren eintauschten, wird ebenfalls nicht beleuchtet.

Die in Verbänden lebenden Schimpansen sind nicht nur intelligent, sondern auch robust genug, sodass die Jagd für einen Bauern ohne Feuerwaffen sehr aufwändig wäre. Der Bogen besitzt eine geringere Reichweite und aus traditionellen Fallen können sich die geschickten Tiere oft befreien.

Ja. Bögen haben eine geringere Reichweite und die afrikanischen Bögen sind, im Vergleich zu den europäischen und asiatischen Bögen sehr primitiv, aber bei der Jagd wird dort sehr gerne Gift verwendet, was wiederum den Bogen sehr effektiv macht, denn es reicht völlig aus, das Beutetier mit dem Pfeil zu verletzen, während die Kugel eine tödliche Verwundung verursachen muss. Mit Intelligenz hat das alles recht wenig zu tun.

Außerdem war das Verkehrsnetz damals weniger ausgebaut und ersteckte sich nicht in den Dschungel, der für einen Gelegenheitsjäger wie den einheimischen Bauern fast nur in der Trockenzeit passierbar war.

Hä? Die sind doch nicht mit dem Auto in den Dschungel gefahren. Wenn diese am Rande der Siedlung liegt, dann gehen die Leute dort genauso rein, wie unsereiner in den Wald.

Damit können wir von etwa zwei Infizierten ausgehen, welche das Virus noch an ihre Ehepartner und schlimmstenfalls ihre Kinder übertragen konnten. ...
Anderenfalls müsste unser ländlicher Kandidat entweder stark vom Zufall erwählt oder mit seiner gesamten Umgebung ein Sexualleben bis an die physischen Grenzen geführt haben.

Da wird wird wieder einmal deutsche Moralvorstellungen nach Afrika übertragen. Die Sexualmoral ist dort traditionell viel lockerer als bei uns.
Zweitens sollte man auch die "traditionelle afrikanische Medizin" nicht vergessen, die bei AIDS ein echtes Problem darstellt. Dort ist/war teilweise der Glaube stark verbreitet, dass man durch Sex mit Jungfrauen selbst wieder gesund wird. Da bekommen junge Mädchen oft die doppelte Packung. Zur Vergewaltigung gibt es dann noch AIDS oben drauf.

SIV ist bei Menschen über heterosexuelle Intimkontakte längst nicht so einfach wie HIV-1 übertragbar. Bei letzterem liegt das Risiko pro Intimkontakt im Schnitt bei 0,1 %, falls sich der infizierte Partner nicht gerade in der hochansteckenden Anfangsphase befindet.

In Afrika gibt es aber mehr aidsinfizierte Frauen als Männer. Die banale Ursache: Man liebt dort den brutaleren Sex,bei dem es auch zu Verletzungen der Frauen kommt. Hinzu kommt das Thema Hygiene. Nebenbei: Die Pygmäen sind wohl auch generell weniger agressiv, was auch die Verbreitung innerhalb einer Sippe stark eindämmt.

Nach der territorialen Aufteilung zu Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich die Lebensweise großer Bevölkerungsteile grundlegend. Reichtümer wie Elfenbein, Kautschuk und Holz lagen den europäischen Geschäftsleuten, allen voran dem belgischen König Léopold II, zwar buchstäblich zu Füßen, doch sie mussten abgeholt werden.

Nur war Kamerun garkeine belgische Kolonie, sondern gehörte erst den Deutschen und war dann Mandatsgebiet der Briten und Franzosen. In wie weit die Kolonialisierung überhaupt den Busch in Kamerun erreicht hatte, erschließt sich mir nicht unmittelbar.

Sehr interessant ist jedenfalls das die Verbreitung der Seuche doch einen sehr interessanten Verlauf hat: In dem vermuteten Gebiet der Erstübertragung und auch im Geibet der ehem. belgischen Kolonie gab es eher moderate Infektionsraten, während die Hauptproblemzone im südlichen Afrika liegt.

Fazit: Der Autor verfolgt ganz klar eine moralische Agenda und biegt sich dafür seine Welt zurecht.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.04.2019 12:40).

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