Bitschnipser schrieb am 30.06.2017 16:00:
Herbstprinz schrieb am 30.06.2017 14:58:
Ich tu mich gerade schwer damit, mir vorzustellen, dass da doch wieder Kritikalität auftritt, da müsste sich spaltfähiges Material aufkonzentrieren, nicht verdünnen.
Es muss sich nicht konzentrieren, ist ja konzentriert. Und ob sich wie das Corium mit anderem Material verdünnt, kann man nicht vorher sagen. Dazu müsste sich anderes Material nicht nur in demselben Aggregatzustand wie das Corium befinden, es müsste auch gleich flüssig sein, damit sich die verschiedenen zähflüssigen Materialen möglichst gleichmäßig vermischen.
Ach, eine ungleichmäßige Vermischung reicht ja auch.
Aufgrund von unterschiedlicher Dichte können sich die Flüssigkeiten auch weider von einander trennen.
Und selbst wenn, es würde immer Anhäufungen geben, Klumpen können sich bilden, auch abhängig davon, wie das Gelände ist.Klar, aber kleine Klumpen stören nicht, die sind immer noch unterkritisch.
Bei Uran müssten das 50 kg Reinmetall sein.
Vorausgesetzt es ist kein Reflektor wie Stahl vorhanden. Das ist in der Umgebung eines Reaktors höchst unwahrscheinlich.
Außerdem wären 50 kg nicht wirklich viel bei einem Inventar von mehreren hundert Tonnen.
Mehr, wenn es verdünnt ist - man hat (entgegen meinen Annahmen) durchaus Analysen von Corium vorgenommen und festgestellt, dass das Uran tatsächlich stark verdünnt ist.
Soviel ich weiß, ist es bei den bisherigen Kernschmelzen auch noch nie zu einer Kritikalität gekommen.
Ich weiß aber nichts Genaueres - hast du bessere Informationen?
Sehr viel schlimmer als ohnehin schon wird das in der Regel zum Glück nicht: Wenn sich eine Kettenreaktion ergibt, verdampft sie fast sofort das beteiligte Material und die Kettenreaktion erlischt, weil die meisten Neutronen im Gas keine Atomkerne mehr treffen.Weshalb sollte Uran und Pu sich in Gas auflösen?
Weil es im Corium keine rasche Wärmeabfuhr gibt und überkritisches Uran exponenziell ansteigende Energiefreisetzung bedeutet.
Es muss ja nicht gleich zu einer Überkritikalität kommen. Eine "einfache" Kettenreaktion reicht doch auch.
Stelle dir flüssige Lava vor. Vermischt die sich mit dem umgebenden Material?
Mit allem Material, das sie aufschmilzt.
Das ist dann Flüssigkeitsdynamik plus chemische Prozesse.Sie schmilzt aber nicht alles auf und vermischt sich auch nicht mit allem, was ebenso flüssig ist. Corium kann übrigens locker noch mal 1.000 °C heißer als Lava sein.
D.h. es gibt eine Mini-Explosion und das Material wird nochmal durchmischt.
Warum sollte es zu einer Explosion kommen?
Überkritikalität bedeutet exponenzielle Energiefreisetzung bedeutet Explosion.
siehe oben und unten
Flüssiges Uran bildet übrigens mit Zirkonium ein Eutektikum, d.h. die beiden Flüssigkeiten lösen sich ineinander (unter Absenkung des Schmelzpunkts), auch das trägt zur Verdünnung bei.
(In Fukushima hat man ein paar wenige Gammaausbrüche gemessen, die auf sowas zurückzuführen sein könnten.)
Ja, ebendrum.
Immerhin gab's keinen Atompilz. Die umgesetzten Mengen müssen also begrenzt gewesen sein, da ist nicht das ganze Inventar explodiert, sondern immer nur ein bisschen.
Bei einer Kettenreaktion explodiert nichts, sondern bei einer prompt überkritischen Reaktion.