Michael Boettcher schrieb am 19.09.2024 10:00:
Sie zeigt, so sie überhaupt zutrifft, mindestens, dass „die 100“ nicht ansatzweise stellvertretend für die Wahlbevölkerung stehen.
Ja, aber war das nicht ohnehin klar, ohne gleich eine Feindesliste veröffentlichen zu müssen? Hat die Sendung behauptet, ein repräsentatives Abbild der Bevölkerung eingeladen zu haben?
So dürfte der Anteil von Mitbürgern, die Schauspieler sind, deutlich unter 5 Prozent liegen; es sind aber mindestens fünf dabei, siehe Liste.
Schauspieler kann ja vieles bedeuten. Der Mann, der gerade den Hate abbekommt, war beispielsweise lediglich Komparse und kein beruflicher Schauspieler. Und wer als Laie bei lokalen Theateraufführungen mitwirkt, ist halt nebenbei auch Schauspieler. Ich könnte in einer Sendung auch als Programmierer "entlarvt" werden, obwohl ich es nicht bin. Denn im Netz findet man mich vorwiegend im Programmierkontext.
Warum werden nur Schauspieler aufgelistet und nicht Bankmitarbeiter? Offenbar soll mit solch einer Liste suggeriert werden, dass diese Menschen engagiert wurden und nicht die eigene Meinung vertreten. Das ist aber nicht der Fall.
Sofern mit der Angabe der Partei eine Mitgliedschaft gemeint ist, so ist auch dann festzustellen, dass nicht 9 Prozent der Bürger in einer Partei organisiert sind.
Laut Wikipedia haben alle Parteien in Summe etwa 1,3 Mio. Mitglieder, was knapp über 2 Prozent der Wahlberechtigten ergibt. Mehr, als ich dachte, aber natürlich weniger als in der Sendung.
Natürlich sind die 100 nicht so ausgewählt, dass sie die Wahlbevölkerung abbilden. Das tun ja schon die ca. 1.000 der ständigen Wahlumfragen nicht.
Wer sich nicht für Politik interessiert, wird sich da auch nicht äußern oder bei einer solchen Sendung mitmachen. Die Frage ist auch, wie erreicht man die potenziellen Teilnehmer? Mich hat der Aufruf nicht erreicht. Es wurden offenbar Kanäle genutzt, die ich nicht konsultiere. Wer da mitmacht, muss also entsprechende Kanäle nutzen.
Der Sender tut aber so, als ob diese Personen stellvertretend für alle stehen.
Quelle? In der Sendungsbeschreibung steht es nicht und auch in den ersten paar Minuten wird das nicht behauptet (mehr habe ich mir nicht antun wollen).
Diese Sendung ist eine Show, bei der die Teilnehmer ebenso gut Kunststückchen aufführen könnten.
Warum? Ist dein Kommentar jetzt mehr wert?
Zu befürchten ist, dass die Sendung als Teil des Informationsangebot des Senders gezählt wird, obwohl sie eher an amerikanische Shows erinnert, von denen sich Herr Zamperoni vermutlich bei allen seinen bisherigen Versuchen inspirieren lässt.
Es ist ganz offensichtlich eine Show, die sich nicht als (neutrales?) Informationsangebot darstellt. Es geht hier unübersehbar um Meinungen, Annahmen und Gefühle. Deshalb lädt man sich ja Leute ein. Aber selbst, wenn die ARD das nun explizit als Infosendung einordnen würde, so what? Nius sieht sich selbst auch als Nachrichten-Format, obwohl es das ganz offensichtlich nicht ist. Behaupten lässt sich viel.
Man kann viel an der Sendung kritisieren, das mit der Personenauswahl ist allerdings der lächerlichste Kritikpunkt, der mal wieder Verschwörungsmythen befeuert, statt sich inhaltlich oder strukturell mit der Sendung auseinanderzusetzen.