Re: Jammern oder Revolution machen

Guter Mensch schrieb am 01.04.2021 09:02:

Man sollte das Gefühl nicht geringschätzen. Ohne die Gefühlsbasis hilft die ganze analytische Durchdringung nichts.
Ein Wallstreet-Kapitalist besitzt wahrscheinlich auch analytische Durchdringung, aber wenn er gefühlsmässig ganz andere Ziele verfolgt, so bewirkt sein scharfer Verstand ev. weniger gutes.

Dem Börsenzocker gehts mE weniger um den Gewinn als das Gewinnen, Funktionslust, gut sein im Spiel, Dopamin, da wird auch viel gekokst. Gelegentlich vertut sich da einer und schmeißt schlechtem (verlorenem) Geld gutes nach, manchmal spektakulär viel.
Ich würd auch Gefühl nicht gering schätzen, der Börsenzocker hat sich lang mit geübt. Gefühl ist sowas wie ein Integral über viele Nerven. Geübt aber nicht analytisch (das auch!), eher wie Bewegungssportler. Als Banklehrling, hat mir einer erzählt, hatten sie wirklich gewettet ob die Kurve auf dem Monitor jetzt rauf oder runter geht. Da ist nicht viel Analyse. Andersrum, auch die Schachspieler nicht, die rechnen nicht aber wissen, intuieren, daß der Läufer auf C4 ne starke Position ist.

Trotzdem machts nen Unterschied ob man meint das Böse ist in die Amis gefahren oder weiß: Es ist die kapitalistische Akkumulation die den Motor in Schwung bringt, das Geld selbst. Es hängt garnicht so sehr von den konkreten Personen ab sondern sie stecken im System drin und müssen.
Das soll die keineswegs exkulpieren, Arschlöcher sinds auch, aber System oder Person ist kein exklusives Oder wie die manichäische Binärdenkerei undialektisch meint.
https://youtu.be/Fg20zp9em-k?t=4368#System%Individuum
Unterschiedlich auch die Kur: Jammern oder Revolution machen.

Viele von den "Linken" sind Gefühlssozialisten und kommen auf so ne Transzendentalie Gerechtigkeit (was unterstellt sittliche Kooperation und ohne Kapitalisten gehts nicht).
Und als nächstes zahlt VW dem Peter Hartz den brasilianischen Puff.
Man soll sich über das Wesen der Feindschaft keinen Sentimentalitäten hingeben.