"aber in der Praxis hat er sich gnadenlos über den Tisch ziehen lassen"
Ehrlich gesagt, nachdem ich Gorbatschows Buch "Alles zu seiner Zeit: Mein Leben" gelesen hatte, bestätigte sich für mich noch einmal, daß er gar keine Chance mehr hatte. Das einzige, was er gut gemacht hat, einen möglichst unblutigen Übergang zur, ich sage mal, Kapitulation zu schaffen. Er wollte niemals die Auflösung der Sowjetunion. Aber dieser Vorgang war nicht mehr zu stoppen. Auch Jelzin war nicht mehr zu stoppen. Die Macht, dies alles zu verhindern, und es wäre auch eine äußerst fragwürdige, mit Gewalt verbundene Macht gewesen, hatte Gorbi gar nicht mehr, und es war auch nicht sein "Stil". Zu Unrecht wird ihm heute von vielen viel Schuld am Niedergang des Ostens im weitesten Sinne (auch DDR) in beleidigender Form vorgeworfen. Doch da war damals eigentlich gar nichts, aber auch gar nichts mehr zu retten angesichts der westlich-konsumistischen Versuchung, die eine ungezügelte und vor allem äußerliche, eine scheinbare Freiheit vesprach. Die Menschen mußten und müssen immer noch das neue Alte jetzt erst einmal hautnah erleben und durchschreiten, um wenigsten teilweise zur Überzeugung zu gelangen, daß wir noch tiefer in reaktionärer Weise in der Sch...e stecken.